Diese Baslerin macht aus der Condomeria ein Fähri-Lädeli

Maria Taubic will ihr eigenes Fähri-Lädeli am Rheinsprung aufmachen. Noch kämpft sie um Behörden-Bewilligungen.

Die Fährifrau lacht sehr gerne. (Bild: Nils Fisch)

Eigentlich wollte Maria Taubic nur eine coole Wohnung. Jetzt hat sie ein ganzes Haus samt Ladenfläche am Rheinsprung, dort wo bis vor Kurzem die Condomeria drin war.

Taubic erzählt, wie sie zu ihrem Traumhaus kam: «Als ich die ausgeschriebene Wohnung sah, wusste ich: Die muss ich haben!» Also schrieb sie an den Vermieter, besichtigte die Wohnung – und konnte danach zwei Wochen nicht schlafen, weil sie so aufgeregt war, ob sie die Wohnung kriegt oder nicht.

Der Vermieter sagte ihr, sie könne die Wohnung haben, aber es wäre gut, wenn sie den Laden im Erdgeschoss auch übernimmt. Denn die Betreiber der Condomeria hatten kurz zuvor gekündigt.

Taubic war von der Idee sofort eingenommen. Eigentlich wollte sie schon immer ihr eigenes Lädeli – nun kam die Gelegenheit dazu. Die 29-Jährige ist in Ausbildung zur Fährifrau, was wäre also naheliegender, als einen Laden mit Fähri-Accessoires aufzumachen?

Der Name «Ferry Tales» spielt auf den englischen Ausdruck «fairy tales» (Märchen) an.

Der Fähri-Verein war begeistert von der Idee. Denn bislang konnte man die Fähri-Magnetli und Fähri-Bastelbögen nur auf den Fähren kaufen oder online bestellen. Einen Laden oder eine ständige Vertretung des Vereins gab es in Basel bislang nicht.

Also unterzeichnete Taubic den Mietvertrag, begann den Laden einzurichten und füllte Formulare für die Behörden aus. Schnell stellte sich heraus: Ein Detail sollte ihr bei den Ämtern Schwierigkeiten bereiten. Taubic will nämlich Kaffee to go anbieten. Dazu muss sie ein Lavabo einbauen und braucht einen Zugang zur Kanalisation. Wie es manchmal so ist, löste ein Bewilligungsverfahren einen Schwall neuer Verfahren aus.

Das Haus am Rheinsprung ist etwa 600 Jahre alt, seit 27 Jahren blieb die damalige Condomeria so, wie sie war. Die Vorschriften – zum Beispiel beim Brandschutz – hatten sich in der Zwischenzeit aber verändert. Nun muss Taubic dafür aufkommen, dass so lange nichts gemacht wurde.

«Es ist unglaublich schön, zu sehen, wie viele Leute aus meinem Umfeld sich für meine Idee engagieren.»

Nicht alle Ämter hätten ihr das Leben schwer gemacht, sagt Taubic. Einige Behörden-Angestellten seien doch sehr kooperativ gewesen und hätten die Abnahmen nach gesundem Menschenverstand gemacht. Dennoch: Weil nun alles überprüft werden muss, kann sie ihr Lädeli frühestens im Februar aufmachen.

Geplant hat Taubic, den Laden im Herbst zu eröffnen, nun muss sie bis im nächsten Frühjahr Miete zahlen, ohne Einnahmen zu generieren. «Das ist für mich ein grosses Problem.» Ihre Mutter helfe ihr finanziell, um den Laden zu realisieren. Sie hat bereits einige Tausend Franken für das Projekt eingeschossen und wohnt jetzt bei ihrer Tochter am Rheinsprung, damit sie ihre Wohnung untervermieten und damit Geld sparen kann.

«Es ist unglaublich schön, zu sehen, wie viele Leute aus meinem Umfeld einspringen und mir dabei helfen, meine Idee zu verwirklichen», erklärt Taubic.

Ein Fähri-Modell steht bereits im Schaufenster des Ladens.

Nun hofft sie darauf, dass Baslerinnen und Basler sie via Crowdfunding unterstützen. Denn obwohl Taubic den Laden mit der Hilfe von Freunden umbaut, braucht sie Geld für ihren Laden, zum Beispiel für die Kaffeemaschine und den Tresen.

Sie selbst hält sich mit Minijobs über Wasser. «Ich lebe sehr sparsam», sagt Taubic. Zum Leben brauche sie im Moment nur etwa 2500 Franken. Nach der Schule arbeitete Taubic bei Greenpeace und anderen NGOs als Dialogerin: Sie sprach Leute auf der Strasse an, ob sie etwas spenden wollen. «Darin war ich so gut, dass ich nach nur ein paar Monaten befördert wurde», erklärt Taubic lachend.

«Yo-Yo-Gangster» und Rentner im Gespräch

Nachdem sie einige Jahre in Bern wohnte und von dort nach Zürich und Lausanne pendelte, kam sie nun vor Kurzem nach Basel zurück. Hier hatte sie ihre Kindheit verbracht, Basel ist für sie Heimat.

Taubic sitzt mit verschränkten Beinen auf der Ueli-Fähre und kneift die Augen zusammen. «Hier auf der Fähre geht einfach alles langsamer zu und her.» Den Job als Fährifrau mache sie als «Seelenausgleich», erklärt sie. Der Stundenlohn von 15 Franken reicht sowieso nicht zum Leben. Wer Fähri fährt, tue dies immer mit einem gewissen Idealismus, meint Taubic und lacht.

Kürzlich habe sie beobachtet, wie ein junger Typ in Trendklamotten («Yo-Yo-Gangster») auf der Fähre mit einer älteren Frau ins Gespräch kam, erzählt Taubic und lacht schon wieder: «Das siehst du nur auf der Fähre» – vielleicht in Zukunft auch am Rheinsprung in ihrem Fähri-Lädeli.

Die 29-Jährige hat bei ihrem Projekt «ein gutes Gefühl».

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