Dieser Basler wagt den grossen Wurf

Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest mischt auch der Basler Ramon Gysin mit. Nicht in der Schwingerhose, sondern mit einem sehr schweren Stein.

Der Weltmeister im Kraftdreikampf und mehrfache Strongmanchampion weist immer noch so manchen Crossfitter in die Schranken. Als (Schul-)Bankdrücker in den Kraftsport gestartet, befriedigte ihn das schlichte Aufblasen seiner Brust bald nicht mehr. Über das Making-of von «300» fand er den Zugang zu Crossfit und damit zu seiner antreibenden Passion. Innert fünf Jahren ist es ihm und seinem Team gelungen, Crossfit Basel zu einer Topadresse in Europa zu formen.

(Bild: Eleni Kougionis)

Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest mischt auch der Basler Ramon Gysin mit. Nicht in der Schwingerhose, sondern mit einem sehr schweren Stein.

Schwere Dinge ziehen den Basler Ramon Gysin an. 2015 zog er an einem Strongman-Wettkampf einen Abfall-Lastwagen, er hebt eine 140 kg schwere Steinkugel über seine Schultern, und eine Kniebeuge machte er 2014 mit einem Weltrekordgewicht von 275,5 kg (!) auf seinen Schultern. Gewichte, die für viele nicht mal ins Rollen zu bringen sind, löst der Gründer von Crossfit Basel aus der scheinbaren Verankerung.  

Gysins jüngste Ambition ist im wahrsten Sinne ein Schweizer Urgestein. Der Unspunnenstein wird alle drei Jahre am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest geworfen und wiegt satte 83.5 Kilogramm. Dass Gysin auf seiner Suche nach schweren Gewichten irgendwann auf den Berneroberländer Stein stossen würde, ist nicht ganz zufällig: Auf einer Tour durch verschiedene Schweizer Sportarten zog es ihn mächtig zum Steinstossen. Und dass für ihn hier eine ernsthaftere Ambition lag als beim Schwingen oder Hornussen, war für den Kraftsportler schnell klar. 

Schlupfloch zum Schwingfest

Da die Eintrittskarten für das Eidgenössische Schwingfest ausgesprochen begehrt und limitiert sind, haben sich in der Vergangenheit einige Schlaumeier für den Unspunnen-Wettbewerb angemeldet und so ein Schlupfloch zum Schwingfest gefunden. Den Stein konnten sie allerdings keinen Zentimeter vom Boden hochheben. Seither muss man seine Kräfte an einer Kantonalen Ausscheidung unter Beweis stellen. Der Basler Ramon Gysin tat das am Schwyzer Kantonalen Steinstossen.

Bei einem solchen Steinstoss-Wettkampf werden nicht nur die ganz grossen Unspunnen-Brocken geworfen, sondern Steine in diversen Formen und Grössen. Gysin aber fühlt sich mit den schwersten am wohlsten. Während die kleineren Steine mit Anlauf und teilweise einhändig geworfen werden, geht es beim Unspunnen darum, den Stein über den Kopf zu stemmen und dann mit Anlauf quasi nach vorne fallen zu lassen.



Der Weltmeister im Kraftdreikampf und mehrfache Strongmanchampion weist immer noch so manchen CrossFitter in die Schranken. Als (Schul-)Bankdrücker in den Kraftsport gestartet, befriedigte ihn das schlichte Aufblasen seiner Brust bald nicht mehr. Über das Making-Of von 300 fand er den Zugang zu CrossFit und damit zu seiner antreibenden Passion. Innert fünf Jahren ist es ihm und seinem Team gelungen, CrossFit Basel zu einer Topadresse in Europa zu formen.

(Bild: Eleni Kougionis)

Grundsätzlich kann man sagen: je grösser das Gewicht, desto geringer sind die Technikanforderungen. «Beim ersten Training mit dem 80-kg-Stein, konnte ich das Ding nicht bei jedem Versuch über den Kopf stemmen», kommentiert Gysin die Herausforderung des Unspunnen. Wenn der Stein aber einmal über dem Kopf ist, kann Gysin viel Kraft hinter den Stein bringen. So qualifizierte er sich trotz einer Knieverletzung einigermassen deutlich und darf am Eidgenössischen Schwingfest den Traditionsstein werfen. 

Dabei hofft Gysin, sich für den zweiten Durchgang zu qualifizieren. «Wenn ich es in den Final vom Sonntag schaffen will, muss ich den Stein auf etwa 3,5 Meter stossen.» Sein bisher weitester Versuch landete bei 2,75 Meter. «Normalerweise kann ich bei grossen Wettkämpfen immer ein bisschen mehr abrufen», erklärt Gysin seine Zuversicht. Für den ganz grossen Wurf in die Geschichtsbücher des Schweizer Sports fehlen ihm aber wahrscheinlich ein paar Zentimeter Körpergrösse. Wer den Stein von weiter oben fallen lassen kann, hat einen signifikanten Vorteil gegenüber den anderen. 

Schon die alten Griechen

Die Geschichte des Unspunnensteins reicht weiter zurück als die meisten Sportgeschichtsbücher: Am Unspunnenfest im Jahre 1808 flog der Granitbrocken zum ersten Mal durch die Luft, damals vor der Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau und mehr als 5000 Zuschauern. Anekdotische Berühmtheit erlangte der Stein, als die 83 Kilogramm jurassische Separatisten dazu verleiteten, ihn aus dem Museum der Jungfrau-Region zu stehlen

Die Anfänge des Steinstossens gehen aber bis ins Spätmittelalter zurück. Bereits im 13. Jahrhundert massen sich die stärksten Männer in diversen Ländern mit schwerem Gestein. Für die persönliche Motivation schaut Ramon Gysin noch weiter zurück: «Bereits Sokrates glaubte, dass jeder Mensch seine physischen Grenzen ausloten sollte.» Dies tut er aktuell am Basler Rheinhafen. Zwischen Skateboard-Bowl und Uferbar bereitet er sich mit einem 63 kg schweren Stein, den sein Bruder Dino am Birsufer gefunden hat, auf den grossen Wurf in Estavayer vor.

Dieser wird dann aber noch ein bisschen schwerer sein.



Der Weltmeister im Kraftdreikampf und mehrfache Strongmanchampion weist immer noch so manchen CrossFitter in die Schranken. Als (Schul-)Bankdrücker in den Kraftsport gestartet, befriedigte ihn das schlichte Aufblasen seiner Brust bald nicht mehr. Über das Making-Of von 300 fand er den Zugang zu CrossFit und damit zu seiner antreibenden Passion. Innert fünf Jahren ist es ihm und seinem Team gelungen, CrossFit Basel zu einer Topadresse in Europa zu formen.

(Bild: Eleni Kougionis)

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Mehr zum Eidgenössischen 2016 in unserem Dossier zum Thema. Wer sich schnell einen Überblick über die Events holen will, eine kleine Zusammenfassung: Auf zur Schwinger-Party

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