«Ich habe in fünf Jahren zwei Theater errichtet»

So schnell lässt sich Freddy Allemann nicht aus der Ruhe bringen: Als die Behörden vor einem Jahr sein Théâtre de la Fabrik in Hegenheim von einem Tag auf den andern schlossen, machte er sich eifrig daran, ein neues Theater einzurichten.

Freddy Allemann auf der noch nicht ganz fertiggestellten neuen Bühne: «Die stabilen Schulbänke eignen sich bestens als Bühnenfundament.» (Bild: Dominique Spirgi)

So schnell lässt sich Freddy Allemann nicht aus der Ruhe bringen: Als die französischen Behörden vor einem Jahr sein Théâtre de la Fabrik in Hegenheim von einem Tag auf den andern schlossen, machte er sich eifrig daran, ein neues Theater einzurichten.

Womit soll man beginnen? Freddy Allemann ist Schriftsteller und Performer, in Ascona hat er sich einst zum Buchhändler ausbilden lassen, und sein Geld verdient der Vater zweier erwachsener Töchter als Leiter der Mediathek des Basler Wirtschaftsgymnasiums. Aktuell steht eine Berufung im Zentrum von Allemanns Tätigkeit, die man als eine  Verbindung dieser Funktionen und Tätigkeiten auslegen könnte: Am Samstag, 24. Mai, eröffnet der 1957 geborene Basler im elsässischen Hegenheim ein Theater.

Théâtre de la Fabrik heisst das Haus, das seinen Namen vom Atelier- und Ausstellungszentrum La Fabrik hat, in das es eingebettet ist. Und das bereits von 2009 bis 2013 existierte – bis die französischen Sicherheitsbehörden zu Besuch kamen und die «fermeture immédiatement» verfügten. «Dass die Behörden sicherheitstechnische Nachrüstungen einfordern würden, damit haben wir gerechnet», sagt Allemann. «Dass uns aber keine Übergangsfrist gewährt wurde, hat uns dann doch überrascht.»

Aus der Not eine Tugend gemacht

«Die Schliessung kam mitten in der Spielzeit und war damit eine mittlere Katastrophe», erinnert sich Allemann. Der theaterbegeisterte «Visionär», wie er sich selber beschreibt, fing sich aber nach einem anfänglichen Schock bald wieder auf. «Mir war es ausgesprochen wichtig, dass das Projekt eines grenzüberschreitenden Kunst- und Veranstaltungszentrums weiterbestehen kann», sagt er.

Also machte er sich an die Arbeit und richtete in einem anderen Raum der ehemaligen Garnfabrik ein neues Theater ein – eines, das viel grösser ist als das alte Kellertheater und das mit einer Bar, einem nagelneuen WC sowie Backstage- und Technikräumlichkeiten eine vielfach verbesserte Infrastruktur bietet. «Sie sehen sich also einem Mann gegenüber, der innerhalb von nur gerade fünf Jahren gleich zwei Theater errichtet hat», sagt Allemann mit einem charmanten Schalk in den Augen, die auch ein bisschen Stolz verraten.

Sukkurs durch den «Fabrikbesitzer»

Freddy Allemann ist ein Mensch, der sich von speziellen Orten inspirieren lässt, spezielle Ideen zu entwickeln. In den 1990er-Jahren entdeckte er in einem Haus an der Burgunderstrasse einen ausgedienten Kinoraum, den er zusammen mit Gleichgesinnten für Lesungen und sonstige Veranstaltungen nutzte. Und als sein Arbeitskollege am Wirtschaftsgymnasium, der Lehrer Christoph Staehli, vor elf Jahren die ausgediente Garnfabrik in Hegenheim kaufte und sie zum Ausstellungs- und Atelierzentrum umfunktionierte, entstand bald darauf die Idee, das Zentrum mit einem Theater zu bereichern. Und das kam so: Allemann hatte mit dem Musiker Laurent Charles – beide treten regelmässig zusammen mit musikalisch-literarischen Performances – ein Schreibatelier auf dem Areal gemietet. «Der Gedanke, an diesem wunderbaren Ort ein Theater zu errichten und ihn damit auch für Menschen von ausserhalb zu öffnen, liess mich nicht mehr los», sagt er. Er habe diese Idee Christoph Staehli unterbreitet und von ihm ein knappes, klares «Gut, mach es!» als Antwort erhalten.

Wachsender Zuspruch

Allemann hat viel Zeit und Arbeit in seine Vision gesteckt und konnte dabei auf die grosszügige Hilfe vieler weiterer Theaterfreunde zählen. Als Lohn für seinen Einsatz sieht er den wachsenden Zuspruch, den dieser spezielle Ort beim Publikum, aber auch bei den auftretenden Künstlerinnen und Künstlern gewonnen hat. «Auch bekannte Persönlichkeiten wie Günter Wallraff liessen sich von der einzigartigen Atmosphäre begeistern», sagt er.

Als Erstes steht nun die offizielle Eröffnung des neuen Theaters an. Am 23. August fällt dann mit einem Auftritt der beliebten elsässischen Schauspielerin und Chansonnière Colette Greder der Startschuss zur neuen Saison. Besonders freut sich der Bibliothekar und Schriftsteller Allemann darauf, dass sein Theater nach dem durch die Schliessung vereitelten ersten Versuch im vergangenen Jahr in diesem Oktober nun wirklich als Ort für Lesungen im Vorfeld der Buch Basel an dieser bedeutenden Veranstaltung teilhaben kann.

 

Nächster Artikel