In Aesch – weitab von den grossen Skiressorts – führt Lars Gross den Snowboardladen «Steilhang». Einen Vertrieb übers Internet lehnt er kategorisch ab und trotz Eurokrise kommen Parallelimporte für ihn nicht in Frage. Aber nicht alle Kunden teilen diese Prinzipien.
Betritt man das Reich von Lars Gross, kommt das Gefühl von Winterferien im Engadin auf. Snowboards reihen sich aneinander, Bindungen, Schuhe und Helme füllen den Laden. Zielstrebig flitzt Gross an Kartonkisten vorbei, zeigt unterschiedliche Jacken und Pullis, die aus recycelten Nespresso-Kapseln hergestellt wurden.
Er schwärmt, holt eine Packung Thermounterwäsche aus Merino-Wolle hervor und erklärt, dass Merino im Moment angesagt sei. «Bei manchen Herstellern werden die Lämmer blutig geschoren. Das ist brutal.» Solche Produkte sucht man in seinem Laden, dem «Steilhang» in Aesch, vergeblich.
Angetrieben vom Drang, nur Waren zu verkaufen, die seinen Ansprüchen an Nachhaltigkeit und fairen Produktionsbedingungen entsprechen, gründete Gross seinen eigenen Sportladen. «Zuerst war es nur ein Spass», sagt Gross, der vor acht Jahren mit wenig Geld, aber dafür umso mehr Idealismus loslegte.
Eine Zusammenarbeit mit den grossen Brands wie Burton, Nitro oder Ride war für ihn immer ausgeschlossen. «Ich würde es mir wahrscheinlich sogar einfacher machen», sagt der 32-Jährige, «wenn ich ein Burton-Logo aufs Schaufenster kleben würde.» Auch der Vertrieb übers Internet ist für ihn keine Option, denn der persönliche Kundenkontakt im Laden ist sein Prinzip. Er selbst nennt sein Geschäft einen «idealistischen Snowboardladen». Diesen Idealismus scheinen aber nicht alle Kunden zu teilen.
«Kein Import aus China» lautet die Devise im Snowboard-Laden von Lars Gross. (Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)
«Immer mehr Leute kaufen übers Internet ein», sagt Gross. «Wenn jemand bei mir ein Board testet», führt der Münchensteiner aus, «dann aber das Produkt online kauft, weil es 70 Franken günstiger ist, macht mich das wütend.» Gross kann den Geiz der Kundschaft nicht nachvollziehen.
Beim Kauf von einem Snowboard geht es ihm auch um Wertschätzung. «Manchmal kommen Familien in den Laden, die hier einkaufen, wie wenn sie Butter und Brot kaufen würden.»
Gross sieht im Kauf eines Snowboards ein genussvolles Erlebnis, für das man sich Zeit nimmt. «Bei einem Online-Shop geht das nicht, da geht es nur um den Kaufrausch», sagt der 32-Jährige.
Er erzählt von einem Kunden, der mit einem Snowboard und einer Bindung in seinen Laden kam. «Er wollte, dass ich die Bindung montiere», sagt Gross. Er fragte ihn, ob die Produkte im Internet gekauft wurden. Der Kunde bejahte und bot ihm Geld an für die Montage. Der 32-Jährige weigerte sich, der Kunde verliess erfolglos den Laden. «Es wären nur vier Schrauben gewesen», sagt er. «Wenn das meine Arbeit ist, dann komme ich mir doch dumm vor.»
Die Eurokrise trifft ihn hart
Gross steht vor Schwierigkeiten, der Verkauf ging in den letzten Jahren immer stärker zurück. «Das macht weh», klagt er. Als die Nationalbank den Mindestkurs auf 1.20 Franken pro Euro festlegte, reagierte er, lancierte eine Zusammenarbeit mit einer grossen Schweizer Sportkette und übernahm deren Ski- und Snowboard-Service. «Ohne diese Servicearbeit könnte ich nicht mehr überleben.» Es befriedigt ihn aber nicht, denn der Verkauf fehlt ihm.
Die Aufhebung des Mindestkurses war für Gross ein Schock. Natürlich werde die Ware günstiger durch den tieferen Eurokurs. «Aber erst im nächsten Jahr», sagt Gross. Die Ware, die er im Moment verkauft, hat er bereits vor einem halben Jahr eingekauft. «Die Kunden haben das Gefühl: Jetzt muss alles günstiger sein», poltert Gross. Er versteht diese Einstellung nicht, denn seine Fixkosten seien auch nach dem 15. Januar gleich hoch.
«Die Kunden haben das Gefühl: Jetzt muss alles günstiger sein»
Parallelimporte kommen für ihn nicht in Frage. «Wenn jemandem das Board kaputt geht in Laax, kann ich den Importeur anrufen und am nächsten Morgen hat der Kunde ein neues Board.» Mit Parallelimporten sei das nicht möglich.
Auch die Vorschläge von Freunden, eine Briefkastenfirma in Weil am Rhein einzurichten, lehnt er vehement ab. «In Basel gibt es Geschäfte, die das machen. Mir würde dann der persönliche Kontakt zu den Schweizer Importeuren fehlen.»
Der eigene Laden bleibt sein Lebenstraum. «Ich bin so ein Traumverwirklicher. Ich habe diese Gabe irgendwie», sagt Gross. Für die Zukunft schwebt ihm eine Zusammenarbeit mit einem Fashion-Laden vor. «Da mein Laden im Sommer geschlossen ist, würde ich gerne die Ladenfläche teilen.» Im Sommer arbeitet er beim Malergeschäft von seinem Bruder. «Diese Arbeit gefällt mir. Es ist eine gute und ehrliche Arbeit.»
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Der Snowboard-Laden «Steilhang» befindet sich an der Bahnhofstrasse 1 in Aesch. Von September bis Ende April ist der Laden jeweils Dienstag bis Freitag von 10 Uhr bis 17.30 Uhr und samstags von 10 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet.