Einst fiel Simone Meyers Hafenprojekt «Panama» ins Wasser – nun kehrt die selbsternannte Industrieromantikerin als Projektleiterin des «Cyclope» ans Klybeckquai zurück. Dabei kann sie tun, was sie am liebsten tut: im Schrott wühlen und Stapler fahren.
«Es ist schön, mit dem ‚Cyclope‘ an meinen Lieblingsplatz zurückzukehren», freut sich Simone Meyer mit Blick über die Marina und die Skater Bowl Port Land. Eigentlich wollte die 40-Jährige auf der Klybeckinsel ja ihr «Panama»-Projekt lancieren, eine soziokulturelle Plattform für das Quartier. «Natürlich mit Bar», ergänzt Meyer. Die perfekt passende Hütte dafür hatte sie beim Robi Volta bereits abgebaut und über den Rhein transportiert. Auch sonst war vieles aufgegleist.
Doch nach über einem Jahr der Verhandlungen, die nicht zum Abschluss, sondern zu neuen Auflagen führten, hatte Meyer genug: «Anfang 2012 wurde unser Projekt ‚Panama‘ von einer Jury gewählt, also als wünschenswert bezeichnet. Danach ging leider ein Spiessrutenlauf los: Rheinhafen, Stadt, Stadtgärtnerei, Pro Natura – immer neue Akteure stellten immer neue Ansprüche.»
Als dann im März 2013 ihr vorabgeklärtes Baugesuch mit neuen Auflagen zurückgewiesen wurde, platzte Meyer der Kragen: «Nun waren gefühlt alle Steine, die es gibt, in den Weg gelegt – Gründe genug, das Projekt an den Nagel zu hängen. Immerhin habe ich etwas gelernt.»
Langjährige Erfahrung
Ihr neues Wissen und vor allem die Kontakte, die sie als Verhandlungsführerin des Vereins I-Land (Zusammenschluss aller Klybeckinsel–Zwischennutzungen) sowohl zu den Projekten wie den Behörden knüpfen konnte, halfen ihr nun als Projektleiterin des «Cyclope». Mit ihren sieben Jahren Erfahrung als technische Produktionsleiterin von Karls kühnen Gassenschau war Meyer sowieso prädestiniert für diese freakige Artisten-Revue rund um die Schrott-Skulptur.
«Cyclope»-Produzent Darko Soolfrank fragte die selbstständige Projektleiterin, die vor bald zehn Jahren von Olten nach Basel zog, bereits 2013 an, ob sie am Projekt mitarbeiten möchte. Damals steckte Meyer jedoch noch in Verhandlungen für I-Land und sagte ab. Als Soolfrank Anfang 2014 nochmals anklopfte, um nachzufragen, ob Meyer jemanden vermitteln könnte, entschloss sie sich spontan einzusteigen.
Dass für dieses Gelände mal der Kanton, dann wieder Private verantwortlich sind, machte die Planung nicht einfacher, «aber spannender», wie Meyer sagt. «Hier herrscht aus strukturellen Gegebenheiten ein Chaos, das uns produktiv werden liess und die Kreativität anfachte.» Erst musste auf der Asphaltwüste Elementares wie Wasser und Strom organisiert werden. Am besten gefiel Meyer jedoch, dass sie zur lokal passenden Dekoration der 17-Meter hohen Skulptur original Basler Schrott suchen musste.
«Das Schauspiel wurde ja in Biel entwickelt und uraufgeführt, bevor es über Winterthur nach Basel kam. Der Platz hier ist einiges grösser, weshalb wir zusätzliches Dekor brauchen.» So organisierte sie einen ausgedienten Tramwagon, mit dem sie bereits für andere Projekt geliebäugelt hatte. Auch bei umliegenden Reedereien und Speditionsfirmen suchte sie nach passendem Schrott. «Mittlerweile melden sich schon Firmen, die uns als Recycling-Hof entdeckt haben», lacht Meyer.
Beim Wühlen im Schrott ist die selbsternannte «Industrieromantikerin», die am liebsten Stapler fährt und für ihre Schrottsammlung von einer ausgedienten Fabrikhalle mit grossem Kran träumt, voll in ihrem Element.
«Der beste Schauplatz für das Spektakel»
Mit der Premiere am 10. Juli ist ihr Job für den «Cyclope» getan. Ein Projekt, das Meyer besonders ans Herz gewachsen ist. «Das Hafenareal in der Heimat von Jean Tinguely, der Inspiration für die Show, ist der beste Schauplatz für dieses Spektakel. Ich hoffe, die Basler verpassen diese einmalige Gelegenheit im dichten Sommerangebot nicht.»
Der in Basel lebende langjährige Assistent von Tinguely, Sepp Imhof, der mit dem Künstler in Paris den originalen Zyklopen gebaut hat, sei schon vorbeigekommen. «Imhof freut sich über die neue Form des hier erbauten Zyklopen», so Meyer. «Seinen Geschichten zum langjährigen Bau in Paris könnte man stundenlang zuhören, und zum Schluss meinte er: ‹Tinguely hätte seine helle Freude an dem Stück hier.›»
Wenn die Artisten zu Musik die 17-Meter hohe Skulptur bespielen, macht sich Meyer bereits an ihr nächstes Projekt: die Museumsnacht 2015, die am 16. Januar stattfindet. Doch erstmal gibt es Ferien. «Im Abschlussstress der letzten Wochen hat mein Sozialleben ziemlich gelitten. Ich freue mich, mit ein paar Freunden ein entspanntes Bier zu trinken.» Natürlich im unteren Teil der Klybeckinsel, Meyers liebster Ort in Basel.