Maurice Weiss: Der junge Gipfelstürmer unter den Tambouren

Als «doppelter Trommelkönig» sorgte der 14-jährige Maurice Weiss im Januar für eine Sensation. Der Nachwuchstambour aus Allschwil trommelt, seit er laufen kann – und zwar nicht nur an der Fasnacht.

«Etwas seltsam war es schon, ein paar meiner ehemaligen Trommellehrer dort anzutreffen»: Beim «Offizielle» räumte das Nachwuchstalent Maurice Weiss auch bei den erwachsenen Tambouren ab.

(Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Als «doppelter Trommelkönig» sorgte der 14-jährige Maurice Weiss im Januar für eine Sensation. Der Nachwuchstambour aus Allschwil trommelt, seit er laufen kann – und zwar nicht nur an der Fasnacht.

«Ich trommle nur dann, wenn ich Lust dazu habe.» Mit Understatement kommentiert der Sekundarschüler seine Spielgewohnheiten. Starallüren kennt Maurice Weiss von der Rätz-Clique kaum. Seine Freunde haben beim Final des «Offizielle Brysdrummle und -pfyffe» mitgefiebert, doch am Montag nach seinem grossen Erfolg kehrte er nicht als Promi in die Klasse zurück – schliesslich verfolgt auch nur ein Teil seiner Kollegen das vorfasnächtliche Geschehen.

Sobald Weiss seine Trommel umgehängt hat, spielt er unermüdlich wie ein Duracell-Hase. Im Bergsteiger-Kostüm seines Zyschtigszügli, den «Gipfelstürmern», wurde er dem Gruppennamen gerecht: Er brachte beim «Offizielle» den vollen Stadtcasino-Festsaal zum Staunen. Technik, Rhythmik und Dynamik seiner «Faschtewaie» überzeugten die Jury gleich zweimal, und so schaffte Maurice Weiss die Sensation: Er holte sich beim «Offizielle» sowohl die Krone bei den Jungen wie auch bei den Erwachsenen. Dieses Meisterstück gelang zuvor Cathrin Balmelli-Cattelan anno 1997 bei den Pfeiferinnen. Für die Tambouren bedeutet der Doppelsieg aber eine Premiere.

Kaum auf den Beinen, hielt er schon die ersten Schlägel in der Hand.

Dabei hatte es der junge Konkurrent mit wesentlich mehr erfahrenen «Drummelhünd» zu tun: «Etwas seltsam war es schon, ein paar meiner ehemaligen Trommellehrer dort anzutreffen», sagt Maurice Weiss. Bühnenerprobt war er allerdings bereits: Viermal hat er schon das «Offizielle» der Jungen gewonnen – erstmals 2010 als Achtjähriger. Begonnen mit dem «Ruesse» hat er aber schon wesentlich früher: Kaum auf den Beinen, hielt er schon die ersten Schlägel in der Hand. Als Dreijähriger machte er bereits seine ersten Versuche auf dem «Böggli».



«Am liebsten würde ich aber weiterhin einfach auf der Bühne stehen und trommeln»: Der Sekundarschüler träumt davon, noch mehr Tricks mit seinen Schlägeln lernen zu können.

«Am liebsten würde ich aber weiterhin einfach auf der Bühne stehen und trommeln»: Der Sekundarschüler träumt davon, noch mehr Tricks mit seinen Schlägeln lernen zu können. (Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Aufgewachsen ist er nämlich in einer waschechten Fasnächtlerfamilie. Sein Vater ist schon seit 50 Jahren und sein Mami seit 35 Jahren bei der Rätz; auch die Grossmutter, Onkel, Götti, Gotte, Cousin und Cousinen gehören zu den Aktiven. Als Dreikäsehoch wurde er überallhin mitgenommen, wo getrommelt wurde. Bald begann er, das Gehörte nachzuspielen. Schnell einmal hatte er als kleiner «Gnopf» den Arabi intus, ohne die Noten zu kennen. Die Sache hatte aber einen Haken: Es klang zwar für einen Laien schon ganz gut, doch manche Straiche waren eben doch nicht korrekt. Um falsche Angewohnheiten zu vermeiden, suchten die Eltern einen Instruktor. Für die Trommellektionen der Cliquen war er aber mit seinen sechs Jahren noch zu jung. Daher nahm er zunächst beim Trommelbauer Walter Büchler Unterricht.

«Little Drummer Boy»

«Meistens habe ich Lust zum Trommeln, wenn ich am Mittag von der Schule heimkomme», sagt Maurice. Zu seinen Favoriten unter den Fasnachtsmärschen gehören Basel Nord, Ueli und Sodeli. Einen strikten Probeplan kennt er nicht, doch mindestens dreimal pro Woche werden die Schlägel schon zur Hand genommen. Der Allschwiler spielt nämlich jede Woche im Probekeller der «Rätz-Stadt» unter dem Claraplatz, dann aber auch bei der Trommelschule des «Top Secret Drum Corps» sowie bei der Knabenmusik. Letztere orientiert sich mehr an der eidgenössischen als an der Basler Trommeltradition.

Damit ist er sowohl in der Jungen Garde der Rätz wie auch schon anderweitig herumgekommen. Mit seinem Zyschtigszügli, den «Gipfelstürmern», hat er schon am «Fasnachtsbändeli» mitgemacht. Ein Höhepunkt war auch die Teilnahme am «Christmas Tattoo», wo er als «Little Drummer Boy» zusammen mit dem schottischen Dudelsackspieler Blair Dickinson auf der Bühne stand. Aus der Zusammenarbeit mit dem Tattoo-Gastmusiker hat sich eine Freundschaft entwickelt: Vorletztes Jahr besuchten ihn Maurice und seine Kollegen in Schottland und erlebten vor Ort die «Pipes and Drums».

Trommelkunst im Youtube-Zeitalter

Noch ist für den Sekundarschüler nicht entschieden, wohin nun die Reise geht: Gymnasium oder doch lieber eine Lehre? Erst einmal will er sich umsehen. «Am liebsten würde ich aber weiterhin einfach auf der Bühne stehen und trommeln», sagt Maurice Weiss. Wichtig ist ihm jedenfalls, eigene Projekte zu starten: Zusammen mit Kollegen hat er etwa neuerdings die Formation «Drum Pastic» gegründet. Ziel ist dabei, spektakuläre Tricks zu zeigen, die sich am amerikanischen Showtrommeln orientieren. Ein Youtube-Kanal ist dafür der Anfang.

Das amerikanische Trommeln ist etwas, das er gerne erlernen möchte. Zu seinen Vorbildern gehört etwa das Duo «Byos». Immer wieder schaut er sich deren Videos an, möchte solche Stücke aber auch mal ab Noten spielen können. Dabei gibt’s auch spürbare Unterschiede: Auf der anderen Seite des Atlantiks wird schliesslich auf Snare Drums getrommelt.

Neben dem Trommeln muss auch anderes noch Platz haben: Der Tambour ist ein Gamer. Manchmal reicht’s sogar für ein paar Tennisstunden. Momentan ist aber die Schule sehr stressig, lediglich fürs Trommeln hat Maurice immer Zeit. «Und sonst nehme ich sie mir halt», sagt er schmunzelnd.

Bei seinem zeitintensiven Hobby unterstützt ihn sein Vater: «Spass am Trommeln muss sein – es geht nicht darum, etwas hinzumurksen», sagt Raymond Weiss. Trotz Wettkämpfen und technischer Brillanz erinnert er den talentierten Sohn stets daran, die Wurzeln nicht aus den Augen zu verlieren: «Man muss Fasnächtler bleiben», meint er. Das findet auch Maurice: Trotz aller Auftritte und Preise hat er noch immer das abendliche «Gässle» am liebsten. 

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