Am Spielfeldrand wird in diesen Tagen über andere geredet: über Dominik Schmid, dem die Vorschusslorbeeren nur so zufliegen; über Neftali Manzambi und Afimico Pululu, die überragende Schnellkraftwerte aufweisen sollen; über Raoul Petretta oder Blas Riveros, die auf der linken Abwehrseite Adama Traoré verdrängen.
Von einem anderen jungen Spieler beim FC Basel spricht kaum jemand: Pedro Pacheco. Das hat einerseits mit seiner Position zu tun: Als Innenverteidiger zieht er die Blicke nicht wie Schmid mit spektakulären Bällen in die Tiefe auf sich, Abwehrarbeit hat noch selten die Menschen von den Stühlen gerissen. Und es gründet andererseits auf seiner Art: Pacheco ist keiner, der in den Trainings lautstark auf sich aufmerksam macht, sondern ein ruhiger Zeitgenosse, der einfach seiner Arbeit nachgeht.
Wie die meisten seiner Altersgenossen spielt auch Pacheco in einer Nachwuchsauswahl. Schmid und Manzambi tragen weisses Kreuz auf rotem Grund, Pacheco das Trikot Portugals. Darin hätte er es fast bis an die U20-Weltmeisterschaft in Südkorea geschafft. Doch er überstand die letzte Kaderreduktion nicht. «Klar war das enttäuschend, aber es klappt im Fussball nicht immer so, wie man sich das vorstellt. Ich habe diesen Entscheid zur Seite gelegt und arbeite jetzt an meiner nächsten Chance», sagt Pacheco.
Die Kaderbekanntgabe wurde in Portugal live im Fernsehen übertragen, Juniorenauswahlen haben bei den Lusitaniern einen anderen Stellenwert als hierzulande, sie gehören zu den besten Europas. Pacheco ist Teil davon, weil er in den letzten Jahren den Wandel vom Strassenkicker in Porto zum Fussballer in Basel geschafft hat: Erst vor acht Jahren hat der Rechtsfuss erstmals in einem Verein trainiert.
«Es ist viel einfacher, über den Fussball zu kommunizieren: Man muss nicht reden, versteht sich aber trotzdem.»
Der Vater reist vor elf Jahren von Porto in die Schweiz, weil er einen Job auf dem Bau gefunden hat. Ein Jahr später zieht die Familie nach und wohnt heute beim Messeplatz: die Eltern, Pedro und sein jüngerer Bruder, der beim BC Bären Kleinbasel Basketball spielt. Pedro zieht es zum Fussball. Ein Freund überredet den damals Zwölfjährigen zu einem Training bei den Black Stars, was ihm die Integration erleichtert: «Es gefiel mir, obwohl ich die Sprache noch nicht richtig konnte. Es ist viel einfacher, über den Fussball zu kommunizieren: Man muss nicht reden, versteht sich aber trotzdem», sagt er über seine Anfangszeit in Basel.
Auf dem Buschweilerhof macht Pacheco seine Sache derart gut, dass ihn der FC Basel bei einem Spiel entdeckt und zu einem Probetraining einlädt. «Also ging ich da halt hin.» Ein halbes Jahr bleibt er bei der U15 des FCB, danach spielt er in der U16 von Concordia Basel. Ab der U17 ist er wieder beim FCB, worüber er sich «riesig freute» – und ein Jahr später, als 18-Jähriger, macht er sich erstmals Gedanken darüber, dass es mit einer Profikarriere klappen könnte. «Sicher war ich nicht, aber die Hoffnung hatte ich», sagt Pacheco.
Unter Urs Fischer gehörte er einmal zum Kader der ersten Mannschaft, beim 4:1-Sieg in Lugano im April 2016. Zu Einsatzminuten reichte es noch nicht, ein Jahr später aber hat Pacheco einen Profivertrag bis 2020 unterschrieben. Die Lehre als Büroassistent hat er trotzdem abgeschlossen, zur Sicherheit, falls es mit dem Fussball doch nicht klappt.
Zu viele Gedanken an die kommenden Jahre will Pacheco jedoch nicht verschwenden: «Früher habe ich oft an die Zukunft gedacht, aber das ist ein Fehler. Denn das Wichtigste ist, was man in der Gegenwart macht. Man sollte nicht zu weit nach vorne blicken, damit man den Fokus für das Wesentliche nicht verliert.»
«Für uns Junge ist das neue Konzept des FC Basel natürlich gut. Die Einsatzchancen sind jetzt vielleicht etwas grösser als in den vergangenen Jahren.»
Der Fokus liegt ganz auf dem Rasen, wo «ich mich weiterentwickeln will, damit ich auf höherem Niveau spielen kann», sagt Pacheco. Die Chancen stehen gut, dass er beim FC Basel zum Spielen kommt. Pacheco ist hinter Marek Suchy, Manuel Akanji und Eder Balanta die Nummer 4 in der Innenverteidigung, zumindest im Cup verspricht das Einsatzminuten. Dazu kommt, dass Pacheco nicht nur in der Innenverteidigung einsetzbar ist, sondern auch im zentralen Mittelfeld, wo er beispielsweise in der Youth League unter Raphael Wicky spielte.
Und Pacheco kommt zugute, dass der FC Basel unter Präsident Bernhard Burgener vermehrt auf Junge setzen will. «Für uns ist dieses Konzept natürlich gut. Die Einsatzchancen sind jetzt vielleicht etwas grösser als in den vergangenen Jahren», sagt er, «das ist wirklich cool.»
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