San Remo und der Denner Clan

Remo Keller, Bassist der Basler Band Denner Clan und Gestalter, lebt für und von der Kunst – mit einem Minimum an Sicherheit und einem Maximum an Freiheit.

«Ich habe stets auf alles Überflüssige verzichtet»: Für Remo Keller hatte kreatives Schaffen immer oberste Priorität. (Bild: Nils Fisch)

Remo Keller, Bassist der Basler Band Denner Clan und Gestalter, lebt für und von der Kunst – mit einem Minimum an Sicherheit und einem Maximum an Freiheit.

Besucher eher arrivierter Galerien kennen den Künstler Remo Keller, auch bekannt als San Remo, kaum. Um seine Werke zu entdecken, müssten sie in die Basler Szenenlokale gehen. Hier ist der 46-jährige Mann aus Schaffhausen vermutlich der bekannteste, sicher aber der präsenteste bildende Künstler der Region.

Unzählige Konzertflyer, Plakate, Plattencover und die gesamte Corporate Identity der Garage-Band Denner Clan stammen aus seinem Stift und Pinsel. Und im Denner Clan schwingt er nicht nur den Pinsel, sondern spielt auch den Bass.

Alles für die Kunst

Musik und Gestaltung sind die beiden Dinge für und von denen San Remo lebt. Schon in Schaffhausen spielte er in anderen Bands wie den Smelly Gambas, Los Tres Lulus und den Surf Angels. «Angefangen hat eigentlich alles in den 80er-Jahren in unserem Übungskeller in Schaffhausen», erinnert sich Keller. «Der war gleichzeitig ein Punk-Club, und ich hab die Plakate für die Bands gestaltet.»



Eine Wand voller Plakate: In Remo Kellers Wohnung ist Kunst überall.

Eine Wand voller Plakate: In Remo Kellers Wohnung ist Kunst überall. (Bild: Nils Fisch)

In Zürich hat der Arbeitersohn aus dem wilden Osten Textildesign gelernt. Ausser bei der Gestaltung eines Geschenkpapiers arbeitete er aber nie im gelernten Beruf. Stattdessen traf er auf Roman Maeder und gründete mit ihm das Künstlerkollektiv Milk and Wodka. Sie gaben unter anderem zehn Continental Comic Books à 150 Seiten heraus, mit Beiträgen schwankender Qualität von 40 Künstlern aus ganz Europa.

Für seine Malerei und Musik schlug sich Keller lange mit Nebenjobs durch. «Ich habe auf dem Bau, in einer Giesserei, dem Gastgewerbe und sonst allen möglichen Jobs gearbeitet», sagt er, «und stets auf alles Überflüssige verzichtet.» In den 90er-Jahren wurde es zunehmend schwieriger, solche Nebenjobs zu bekommen. Zeit also, einen Schritt vorwärts zu machen.

«Die Frage, was wäre, wenn das mit der Kunst und Musik nicht klappt, habe ich mir gar nie gestellt.»

1999 kam Keller nach Basel. Während der House- und Technowelle fand er in der Wagenmeisterei auf dem nt/Areal ein Refugium für Rock ’n’ Roller wie ihn und einen idealen Ort, um seine Kunst zu präsentieren.

Dort organisierte Keller Ausstellungen und verkaufte allerlei Gimmicks wie Siebdruckpostkarten, Sticker, Poster, bedruckte Kühlschrankmagnete, Totenköpfe und Papiermaché-Skelette. In der Wagenmeisterei lernte er auch seine künftigen Bandkollegen vom Denner Clan kennen, der dort ab 2002 eine Art Hausband wurde. Mittlerweile hat der Denner Clan drei Tonträger produziert, ein vierter ist in Arbeit.

Dank seiner fast schon manischen Produktivität stieg Kellers Bekanntheitsgrad bald, so dass er heute vom Verkauf seiner Kunst, von Grafikaufträgen und einem kleinen Zustupf durch die Musik bescheiden zwar, doch immerhin leben kann.

Ein süsses, aber hartes Brot: «Ich hab ein Maximum an Freiheit – aber kaum Sicherheit.» Ein anderes Leben wäre für ihn nicht denkbar. «Die Frage, was wäre, wenn das mit der Kunst und Musik nicht klappt, habe ich mir gar nie gestellt.»

Passt in keine Schublade

Dass Remo Keller im arrivierten Kunstbetrieb nicht wahrgenommen wird, liegt vermutlich daran, dass er das gar nicht will. Der starke Comic-Bezug seiner Werke, egal ob Bilder oder Skulpturen, kann es ja nicht sein. An Originalität, Talent und Wiedererkennungswert mangelt es ihm auch nicht.

Vielleicht ist die ironische Brechung in seinen Werken manchmal etwas gar unbeschwert. Vielleicht liegt es aber schlicht daran, dass sein Werk in keine Schublade passt.

«Eigentlich weiss ich selbst nicht, wie ich meine Kunst bezeichnen soll», sagt Keller dazu. Pop-Art geht seit der Vergoldung durch Andy Warhol nicht mehr. Comic-Art wäre irgendwie doch zu trivial. Und allzu konkret soll es auch nicht sein: «Ich überlasse den Betrachtern gerne einen gewissen Deutungsspielraum.»

Immerhin: Für sein dreidimensionales Werk aus Kleister und Papier hat Keller eine Bezeichnung gefunden. Er betitelt es als «BastArt».

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Ab 22. November 2014 stellt die Galerie Guillaume Daeppen an der Müllheimerstrasse 144 Werke von Milk and Vodka aus. Die Ausstellung dauert bis am 10. Januar 2015. Als Musiker ist Remo Keller mit seiner Band Denner Clan am 25. Oktober in der Kaschemme an der Lehenmattstrasse 353 zu sehen.

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