Seit Sprayer «KKade» leserlich schreibt, folgen ihm Tausende auf Instagram

Pascal Flühmann hat als Sprayer die ersten Sporen verdient. Heute entwirft er lesbare Typografien, die in Bern ebenso ankommen wie in der Tattoo-Szene von Los Angeles.

In der Graffiti-Szene ist Pascal Flühmann unter dem Pseudonym «Kkade» bekannt. «Eine Bedeutung hat der Name nicht», sagt der gelernte Grafiker und Typograf.

(Bild: Hans-Joerg Walter)

Pascal Flühmann hat als Sprayer die ersten Sporen verdient. Heute entwirft er lesbare Typografien, die in Bern ebenso ankommen wie in der Tattoo-Szene von Los Angeles.

Mit 14 Jahren fing Pascal Flühmann an, Wände mit Sprühdosen zu verzieren. Mit seiner Crew, den Schwarzmalern, setzte er in der Schweiz und in Europa ästhetische Akzente und signierte stets mit dem Pseudonym «Kkade».

«Eine Bedeutung hat der Name nicht», sagt Flühmann heute, 16 Jahre später. «Kkade» nennt er sich aber immer noch auf seinem Instagram-Channel, den beinahe 25’000 Personen abonniert haben. Er arbeitet als Grafiker und Typograf. «Typografie klingt so bieder», sagt Kkade: «Aber irgendwie gefällt es mir, dass ich so etwas Biederes und Altertümliches mache.» 

Zur klassischen Typografie kam er über das Sprayen. «Irgendwann habe ich in Holland an einer Wand einen grossen Schriftzug gemalt.» Damals habe es Klick gemacht. «Die meisten Leute können Graffiti nicht lesen», habe er realisiert. Er wollte diese extreme Gestaltung wieder ordentlicher machen – die Buchstaben wieder normal aufbauen. Sein Stil ist eine Mischung aus herkömmlicher Typografie und Graffiti, denn das Wilde der Strasse steckt noch immer in den Lettern.

«Die meisten Leute können Graffiti nicht lesen», sagt der Graffiti-Künstler und Typograf Pascal Flühmann.

«Die meisten Leute können Graffiti nicht lesen», sagt der Graffiti-Künstler und Typograf Pascal Flühmann. (Bild: Kai Semor Niederhausen)

Typografie, die Kunst der Schriftgestaltung, mag ein altertümliches Handwerk sein, die Art, wie der 30-Jährige seine Werke vermarktet, ist es keineswegs. Er nutzt Instagram. Jede Woche postet er zwei bis drei Bilder. Die Community schätzt seine Arbeit, die verspielten Schriftzüge bekommen häufig über tausend Likes. Ob das mit Erfolg gleichzusetzen sei, stellt Kkade in Frage: «Likes kann man sich auch erschleichen und natürlich erkaufen.»

Für ihn zählen nicht die Likes, sondern das Netzwerk dahinter. Gerade in der Tattoo-Szene, die auf Instagram eng verknüpft ist, stösst seine Arbeit auf Anklang. «Tätowierer von Madrid bis Los Angeles fragen mich an, ob ich Logos für sie entwerfe.» Auch renommierte Kleidermarken gehören zu seinen Kunden. Vor allem The Seventh Letter sei eine Marke, die er immer bewundert habe: «Plötzlich bist du ein Teil davon – das ist viel mehr Wert als tausend Likes.»

Seine Schriftzüge entwirft Kkade von Hand mit Stift und Papier.

Die Strassenzüge der Berner Altstadt inspirieren Flühmann, die alten Gebäude mit ihren Ornamenten. «Ich habe zu Hause einen ganzen Ordner mit Fotos von der Stadt», sagt er. Im öffentlichen Raum würden die organischen Verzierungen aber immer stärker verschwinden. «Die moderne Architektur ist reduzierter und glatter.» Gut gibt es Kkade, der mit seinem Kunsthandwerk einen Gegenentwurf voller Schnörkel erschafft.



Kkade will sein Handwerk stets weiterentwickeln, denn Stagnation ist für ihn etwas vom Schlimmsten.

Kkade will sein Handwerk stets weiterentwickeln, denn Stagnation ist für ihn etwas vom Schlimmsten. (Bild: Alex Anderfuhren)

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