Kolinda Grabar Kitarovic ist die erste Präsidentin des unabhängigen Kroatiens. Auf dem internationalen Parkett warb sie für ein weltoffenes Kroatien. Im Wahlkampf machte sie jedoch durch plumpen Nationalismus auf sich aufmerksam. Eine Annäherung an die 46-Jährige.
Durchgesetzt hat sich letztlich aber im Wahlkampf Kolinda Grabar Kitarovic. Sie übernimmt im Februar als erste Frau das Präsidentschaftsamt. Höher hinauf hat es im unabhängigen Kroatien keine Frau bisher geschafft, die letzte Frau in einem ähnlichen hohen Amt war Jadranka Kosor (links), die Premierministerin war – hier die beiden Frauen gemeinsam 2006 beim Besuch vom damaligen österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.
(Bild: KEYSTONE/EPA/ANTONIO BAT)Kolinda Grabar Kitarovic feierte ihren Wahlsieg, indem sie mit ihren Parteifreunden der konservativen HDZ eine überdimensionierte kroatische Fahne in die Luft hievte. Sie rief ihren Unterstützern zu: «Ich verspreche euch, dass Kroatien ein wohlhabendes und reiches Land sein wird. Eines der reichsten Länder der EU und der Welt.»
Beim Halten der Fahne halfen der 46-Jährigen junge Frauen in blauen Jacken, auf denen das Wahlkampflogo «Zusammen für ein besseres Kroatien» zu lesen war. Die Menge tobte und skandierte im Chor: «Kolinda, Kolinda, Kolinda». Die Wahlsiegerin warb auf Plakaten nur mit ihrem Vornamen und wird von ihren Anhängern auch so angesprochen, selbst ihre Website trägt nur ihren Vornamen.
Neben leeren Versprechen gab es auch hohlen Nationalismus
Der Wahlsieg von Grabar Kitarovic kam überraschend – für Beobachter und wohl auch für die Kroaten selbst. Der amtierende Präsident Ivo Josipovic lag bei Umfragen immer weit vor seiner Konkurrentin, dennoch gewann Grabar Kitarovic die Wahl mit einem dünnen Vorsprung von 32’435 Stimmen (in Prozent waren es 50,74 zu 49,26).
Sie warb mit dem Versprechen, dass Kroatien Zeiten von nie dagewesener Prosperität bevorstünden, wenn die Wählerinnen und Wähler ihr Kreuzchen bei ihr machen. Dabei obliegt die Wirtschaftspolitik in Kroatien der Regierung des Ministerpräsidenten und nicht dem Staatsoberhaupt. Neben leeren Versprechen gab es auch hohlen Nationalismus: Kroatien, Kroatien, Kroatien, kaum ein Satz fiel ohne die Nennung des Staates. Die HDZ war sich wieder nicht zu schade für den plumpen Nationalismus, für den sie seit jeher steht.
Das Image von Kitarovic hat sich gewandelt
Vor dem Wahlkampf ist die 46-jährige Kolinda Grabar Kitarovic eher durch Weltoffenheit aufgefallen. Die Diplomatin studierte Spanisch und Englisch und machte ihren Master in internationalen Beziehungen. Ihre Abschlussarbeit schrieb sie über die amerikanisch-sowjetischen Beziehungen während der Reagan-Administration und dem Ende des Kalten Krieges.
1995 wurde sie, im Alter von 27 Jahren, Leiterin der Nordamerikaabteilung des kroatischen Aussenministeriums. Im November 2003 zog Grabar Kitarovic für die konservative HDZ in das kroatische Parlament ein und bekleidete das Amt als Ministerin für Europäische Integration, bevor sie im Februar 2005 zur Aussenministerin ernannt wurde.
In der Illustrierten «Gloria» antwortete sie auf die Frage, ob ihr Mann traurig sei, dass ihre Karriere der seinen geschadet hat: «Nein, er ist glücklich mit seinem Leben und wollte sich immer um die Kinder kümmern.» Ausserdem liess die angehende Präsidentin die Leserinnen und Leser wissen: «Mein Ehemann ist kein Pantoffelheld, sondern ein moderner Mann.» Kolinda Grabar Kitarovic soll am 19. Februar vereidigt werden.
Neues Kapitel in der kurzen Frauen-Politgeschichte von Kroatien
In Kroatien gab es bereits eine Ministerpräsidentin, die ihren Aufstieg ebenfalls den korrupten Männern zu verdanken hatte. Nachdem Ivo Sanader zurücktreten musste, wurde Jadranka Kosor im Juli 2009 zur ersten kroatischen Regierungschefin. Später wurde sie aus der Partei ausgeschlossen, weil sie offen den Rechtskurs der Partei kritisierte.
Obwohl Kolinda Grabar Kitarovic die erste Präsidentin des unabhängigen Kroatiens ist, gab es bereits eine Frau, die das höchste Amt im Staat innehatte. 1985 wurde Ema Derossi Bjelajac zur Vorsitzenden des Präsidiums der Sozialistischen Republik Kroatien ernannt, als Kroatien noch Teil Jugoslawiens war. Neben fünfzehn Männern war sie die einzige Frau, der diese Ehre zuteil wurde. Zwar wurde in Titos Jugoslawien Gleichberechtigung als Ziel suggeriert, in den höchsten Staatsämtern fanden sich allerdings selten Frauen.