18’000 Beine und afrikanische Favoriten

Über 9000 Läuferinnen und Läufer werden am Samstag am 30. Basler Stadtlauf teilnehmen. Die Siege bei der Elite dürften afrikanische Läufer unter sich ausmachen. Dahinter kämpfen die Einheimischen um den Gesamtsieg am Post Cup. Und Viktor Röthlin nutzt den Lauf, um sich auf seinen nächsten Start an einem Marathon vorzubereiten.

Start einer Laeuferkategorie auf dem Muensterplatz am 29. Basler Stadtlauf in Basel am Samstag, 26. November 2011. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Über 9000 Läuferinnen und Läufer werden am Samstag am 30. Basler Stadtlauf teilnehmen. Die Siege bei der Elite dürften afrikanische Läufer unter sich ausmachen. Dahinter kämpfen die Einheimischen um den Gesamtsieg am Post Cup. Und Viktor Röthlin nutzt den Lauf, um sich auf seinen nächsten Start an einem Marathon vorzubereiten.

Vor zwölf Jahren wurde er gestrichen, jetzt wird er die Elite bei den Frauen und Männern wieder fordern. Der Rheinsprung, der im Jahr 2000 aus der Streckenführung flog, um die Läufer auch durch das Kleinbasel rennen zu lassen, feiert am 30. Basler Stadtlauf sein Comeback.

Allerdings wird sich nur die Minderheit der 9000 erwarteten Sportlerinnen und Sportler den knackigen Aufstieg hinaufquälen müssen: Bloss die Eliterennen der Männer und Frauen lassen das Kleinbasel aus. Für den Rest führt der Weg weiterhin über den Rhein statt den Rheinsprung hinauf. Für die Zuschauer hat die neue, alte Streckenführung den Vorteil, dass sie die besten Läuferinnen vier- und die besten Läufer fünfmal durch die Freien Strasse rennen sehen können.

Liveübertragung auf Telebasel

Die Eliterennen des Stadtlaufs starten um 20.27 Uhr (Frauen), beziehungsweise 20.30 Uhr (Männer) auf dem Münsterplatz. Telebasel überträgt aber bereits die Breitensport-Kategorien live. Ab 17 Uhr ist der Kanal mit Co-Kommentatorin Anita Weyermann («Gring abe u seckle») auf Sendung. 13 Kameras, 40 Mitarbeiter und 5000 Meter Kabel machen die Übertragung zur aus technischer Sicht zur grössten Produktion des Senders – noch vor der Fasnacht.

Die Eliteläufer selbst wissen seit dem letzten Samstag und der Corrida Bulloise, wie es um ihre Form bestellt ist. Schnelle Beine hat der letztjährige Basel-Sieger Tadesse Abraham. Er musste sich in Bulle erst im Endspurt vom Äthiopier Tsegaye Mekonnen und dem Kenianer Patrick Ereng bezwingen lassen und belegte Platz drei. In Basel fehlen die beiden Erstplatzierten von Bulle. Womit der Eriträer Abraham, der sich um die Schweizer Staatsbürgerschaft bemüht, zum grossen Favoriten aufsteigt. Allerdings ist er gewarnt: Bernhard Matheka belegte in Bulle Rang vier – nur 1,5 Sekunden hinter Abraham. Und der Kenianer geht auch in Basel an den Start.

Für Röthlin eine Vorbereitung, für Bandi ein Abschluss

Solange Abraham noch nicht eingebürgert ist, bleibt für die Schweizer bloss das Rennen um den Titel des schnellsten Nicht-Afrikaners. In Bulle trennten 1,8 Sekunden Philipp Bandi (Bern) und Viktor Röthlin (Ennetmoos).

Sowohl Röthlin wie Bandi haben sich auf die Vorweihnachtsläufe fokussiert. Allerdings vor einem komplett anderen Hintergrund. Röthlin nutzt sie als erste Wettkämpfe nach dem Olympia-Marathon in London. «Diese Rennen kommen mir mehr als gelegen auf dem Weg zum nächsten Marathon im Februar», sagt er. Den will er in Japan laufen, entweder in Tokio oder in Lake Biwa. Als «gezielt angesteuerte Reize» sieht er die Rennen in Bulle, Basel, Genf und Zürich: «Sie ermöglichen mir, an meine Grenzen zu gehen. Was mir in dieser Jahreszeit allein im Wald kaum derart effektiv gelingen würde.»

Philipp Bandi dagegen wird Mitte Dezember nach dem Silvesterlauf in Zürich zurücktreten. Trotzdem hat er sich nochmals spezifisch vorbereitet, denn er strebt seinen vierten Post-Cup-Gesamtsieg nach 2007, 2008 und 2011 an. Derzeit liegt er klar an der Spitze dieses Wettbewerbs, an dem nur Schweizer Läuferinnen und Läufer teilnehmen können. «Ich möchte nochmals in vollen Zügen geniessen», sagt Bandi, «ich möchte aber ebenso nochmals zeigen, was ich kann.» In Bulle gelang ihm dies, obwohl er vor dem Rennen «eine unglaubliche Nervosität» festgestellt hatte.

Sabine Fischer muss passen

Bei den Frauen kommt es nicht zum brisanten Schweizer Aufeinandertreffen zwischen Sabine Fischer (Glarus), Mirja Jenni (Büren a.A.) und Valérie Lehmann (Bern). Fischer, 2007 und 2008 letzte Schweizer Tagessiegerin in Basel, muss wie in Bulle krankheitsbedingt «und schweren Herzens» verzichten. Ein viraler Infekt hat sie flachgelegt und länger als ursprünglich erhofft zum Nichtstun verurteilt.

Mit Mirja Jenni aber ist eine andere Persönlichkeit zurück an der Spitze, deren Erfolgshunger ansteckt. Die Post-Cup-Siegerin der Jahr 2006 und 2007 hat nach Achillessehnenbeschwerden, zwei Fersenoperationen und der Geburt des dritten Kindes mehrere Jahre verloren. Jetzt will sie es nochmals wissen. «Die Freude ist wieder enorm, und ich werde alles geben, um eine erfreuliche Figur abzugeben», kündigt sie an.

Jenni bietet sich plötzlich eine unverhoffte Perspektive: Nach Bulle hat sie im Post-Cup die Führung übernommen. Sollte sie in Basel erneut voll punkten, stünde sie plötzlich mit den besten Karten auf den Gesamtsieg da. Ihre wohl härtesten Widersacherinen aus Schweizer Sicht sind Patricia Morceli und Valerie Lehmann. Bei Morceli aber fragt sich, wie gut sie sich von ihrem Marathon erholt hat, an dem sie vor vier Wochen die WM-Limite erreicht hat. Und Lehmann findet, die 7,8 Kilometer seien «sind doch sehr, sehr lang». Die Fribourgerin ist auf den Mittelstreckendistanzen zu Hause.

Die erste Anwärterin auf den Frauen-Tagessieg in Basel kommt aber aus Afrika: Die Kenianerin Jane Muia ist das Siegen in Basel gewohnt. Schon in den letzten drei Jahre stand sie hier zuoberst auf dem Podest.

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