Aadie Stachelbeeri

Die Basler Schnitzelbangg-Legende Megge Buser ist gestorben. Als «s Stachelbeeri» und später mit seiner Vorfasnachts-Figur Frau Aenishänsli hat er Fasnachtsgeschichte geschrieben.

Megge Buser (rechts) zusammen mit seinem ehemaligen Schnitzelbangg-Kollegen Schorsch vom Haafebeggi 2 (Bild: www.haafebeggi2.ch)

Die Basler Schnitzelbangg-Legende Megge Buser ist gestorben. Als «s Stachelbeeri» und später mit seiner Vorfasnachts-Figur Frau Aenishänsli hat er Fasnachtsgeschichte geschrieben.

Eire Byfall het mir
sehr viel gäh –
Doch laider heissts jetz
Abschid näh.

Diese Zeilen schrieb Megge Buser 2006 im Vorwort zur Veröffentlichung seiner fasnachtspoetischen Hinterlassenschaft in Buchform («Megge Buser. Die vollständige Täggscht vo syne Charivari und Mimösli Nummere und Reminiszänze vo 30 Johr Stachelbeeri Schnitzelbanggvärs», Schwabe-Verlag). Damals verabschiedete er sich von der Vorfasnachtsbühne, nachdem er 1994 bereits sein Schnitzelbänggler-Kostüm an den Nagel gehängt hatte. Jetzt ist dieser Vers auf der Todesanzeige seiner Familie wieder zu lesen.

In den oben zitierten Zeilen schwingt die Wehmut mit, die im Inhalt und Tonfall – natürlich durchwirkt mit Ironie und bissigem Witz – ein Wahrzeichen des Fasnachtskünstlers Megge Buser war. Etwa wenn er als Frau Aenishänsli im Glaibasler Charivari in einem wunderbaren Monstervers die Basler Baustellen besang («z Basel dien si Gräbe grabe») …

 

… oder natürlich in seinen Schnitzelbängg, in die er sich selber oft in einer Opferrolle mit einbrachte:

Sid ich das Buech vom dressierte Maa 
Dehaim uff em Nachtdisch lige ha
Erwartet mi Gugummere
All Nacht e Zirkusnummere

Zusammen mit der «Standpauke» brachte «s Stachelbeeri» eine neue Form des Vortrags in die Basler Schnitzelbangg-Tradition ein. Die beiden Protagonisten verkürzten die Verse radikal und scheuten auch nicht davor zurück, Stammtisch-Zotenbegriffe – wie «Gugummere» als Bezeichnung für die Ehefrau – in die Schnitzelbängg einzubauen, die dann aber dennoch in eine gesellschaftspolitische Pointe mündeten.

Aus heutiger Sicht hört sich dies vielleicht ab und zu grenzwertig an, etwa wenn er den ersten dunkelhäutigen Fussballer des FC Basel als «Negerli» bezeichnet:

Und doch wird auch aus diesem Vers ersichtlich, wie geistreich Buser es letztlich verstand, mit nur vier Versen eine ganze Geschichte zu erzählen, die dann zu einer überraschenden Pointe führt. Grosse Schnitzelbangg-Kunst eben.

Kabarettist und Werber

Der Schnitzelbänggler mit der übergrossen Zipfelmütze und den traurigen Augen zwischen den monströsen Ohren hatte natürlich auch ein Leben ohne Larve.

Megge Buser besuchte nach seiner Lehre bei einem Spirituosenhändler die Schauspielschule in Zürich. Zur Schauspielerkarriere kam es aber nicht. Neben seinem Brotberuf in der Werbebranche zog es ihn trotzdem auf die Bühne: zuerst als Conférencier, dann als Kabarettist. Diese Berufsbezeichnung gab er übrigens auch an, als er 2004 auf der Liste der DSP (ohne Wahlerfolg) für einen Sitz im Grossen Rat kandidierte.

Zur Persönlichkeit in der Basler Gesellschaft wurde er aber ganz klar als Schnitzelbänggler und als Erzähler hintersinnig-origineller Geschichten in den Vorfasnachtsveranstaltungen Charivari und Mimösli. In diesen Rollen war er schon seit einigen Jahren nicht mehr persönlich präsent. In den Erinnerungen – zumindest der nicht ganz jungen Fasnachtsfreunde – hingegen schon. Auch Tondokumente, wie die kürzlich von Michael Luisier zusammengestellte Doppel-CD «Basler Schnitzelbängg – s Bescht us 70 Joor» (Christoph Merian Verlag, Basel), werden das Werk des Fasnachtskünstlers am Leben erhalten.

Megge Buser ist am 3. Mai 2015, kurz vor seinem 89. Geburtstag, gestorben.

Nächster Artikel