Allschwil will bei der Kinderbetreuung sparen und kürzt die Löhne der Tagesmütter um bis zu 30 Prozent. Die Betroffenen wollen sich dagegen wehren. Sie dürfen auf Unterstützung der SP und SVP hoffen.
Die Allschwiler Tagesmütter sind empört. Vergangene Woche wurden sie informiert, dass ihre Löhne um bis zu 30 Prozent gekürzt werden, da die Gemeinde sparen muss.
Patricia Guye ist eine der betroffenen Tagesmütter. Ihr Vertrag bei der Stiftung Tagesheime Allschwil wurde im Dezember gekündigt. Finanzielle Unstimmigkeiten zwischen der Gemeinde und der Stiftung führten dazu, dass die Gemeinde die Organisation der Tagesmütter übernahm.
Nun legt sie den Tagesmüttern neue Arbeitsverträge vor. Der Netto-Ansatz beträgt neu 6 Franken pro Stunde und Kind – vorher waren es 9.50.
Staatsangestellte müssen nur auf 1 Prozent verzichten
Guye sagt, nach aktuellem Kenntnisstand würde sie diesen Vertrag nicht unterschreiben. Die Allschwiler Tagesmütter wollen sich am Montagabend treffen, um das weitere Vorgehen zu prüfen. «Es kann nicht sein, dass man bei Staatsangestellten 1 Prozent vom Lohn kürzt, und bei den Tagesmüttern 30 Prozent.»
Die Senkung des Stundenansatzes würde bei ihr zu Lohneinbussen von einem Drittel führen. Laut Gemeindeverwalter Dieter Pfister ist diese Annahme jedoch falsch. Denn die Gemeinde zahlt neu zusätzlich 1.50 Franken pro Stunde für Spesen und Infrastrukturkosten. So gesehen sei die Lohnsenkung geringer.
Wie viel eine Tagesmutter verdient, hängt davon ab, wie viele Kinder sie betreut. Sie erhält den Netto-Ansatz pro Stunde und Kind, wobei sie in der Regel maximal fünf Kinder gleichzeitig betreuen darf. Mehr als einen Säugling aufs Mal kann eine Tagesmutter beispielsweise nicht betreuen. Die Tagesmütter erhalten zum Stundenlohn zusätzlich Entschädigungen für Essen und Feiertage.
Einwohnerrat muss entscheiden
Der Präsident der Allschwiler SP, Jean-Jacques Winter, sagt, dass er bereits von Tagesmüttern angesprochen worden sei. Es herrsche eine grosse Unruhe, «die Tagesmütter verstehen nicht, dass ihr Lohn auf einmal gekürzt wird».
Für ihn sei die Kürzung ebenfalls unverständlich, sagt Winter. «Die Gemeinde muss auch über die Einnahmen sprechen, nicht nur Ausgaben kürzen.» Die SP prüfe, politische Schritte einzuleiten. «Dass wir diese Kürzung schlucken, liegt nicht drin.»
Auch der Präsident der Allschwiler SVP, René Imhof, spricht sich gegen diese Kürzung aus: «Es wäre falsch, bei den Tagesmüttern derart zu kürzen.» Er meint, dass der Einwohnerrat erst noch über die Stundenansätze entscheiden müsse. Die Kürzung würde Imhof nicht unterstützen.
Gründung eines neuen Vereins
Ob die neuen Verträge im Einwohnerrat behandelt werden, ist unklar – die Zeit drängt. So sind die Tagesmütter angehalten, ihre neuen Verträge bis Ende März zu unterzeichnen. Die Betreuungssituation nach den Osterferien (nach dem 4. April) wäre sonst ungeklärt.
Falls Guye und ihre Kolleginnen die neuen Verträge nicht akzeptieren, müssten sie sich neu organisieren und allenfalls selbstständig machen. Die ehemalige Vermittlerin von Tagesmüttern, Claudia Baumgartner, kündigte bereits an, die Gründung eines neuen Vereins zu prüfen.