Dieses Wochenende kämpfen in Basel und Riehen Spitzenathletinnen und -athleten um die Medaillen an den Schweizer Nachwuchs-Meisterschaften. Eine Teilnehmerin könnte Highlights setzen: U18-Siebenkampf-Weltmeisterin Géraldine Ruckstuhl.
Die Teilnehmerliste ist lang und die Namen, die sie umfasst, sind prominent. Zwar fehlen bei den Schweizer Meisterschaften der Altersklassen U23- und U20 an diesem Wochenende auf der Basler Schützenmatte einige Athletinnen, die derzeit an der Leichtathletik-WM in Peking weilen und dort zum Teil bereits Leistungsträgerinnen in der Schweizer Equipe sind.
So etwa Naomi Zbären, die U23-Europameisterin über 100 Meter Hürden, letztjährige U20-WM-Zweite und Aktiven-EM-Halbfinalistin. Oder die beiden U20-Europameisterinnen Caroline Agnou, Siebenkämpferin, und Stabspringerin Angelica Moser. Und es fehlt Sprinterin Sarah Atcho.
Doch auch wenn die Abwesenheit solcher Zugpferde selbstredend die Qualität der Leistungen bei den Titelkämpfen in Basel schwächen wird, fehlt es weder an Spannung noch an Talent. Auch aus regionaler Sicht. Da sind etwa die Nachwuchs-EM-Teilnehmer Silvan Wicki (Sprint), Christopher Ullmann (Weitsprung), Salome Lang (Hochsprung), Pascale Stöcklin und Lea Bachmann (beide Stabhochsprung), die um Höhen und Medaillen kämpfen werden, oder Michael Curti (800 Meter), Ryan Wyss (400 Meter) Céline Müller (400 Meter Hürden), Karin Olafsson oder Pia Strauss (beide Kugelstossen).
U18-Weltmeisterin vor vielen Fragen
In der Kategorie U18 auf der Grendelmatte in Riehen steht zudem eine Athletin im Einsatz, die in ihrer Alterskategorie absolute Weltklasse repräsentiert: Géraldine Ruckstuhl, die Siebenkämpferin aus dem luzernischen Altbüron. Mitte Juli sorgte sie an den U18-Weltmeisterschaften in Cali (Kol) für die Sensation. Die 17-jährige Sport-KV-Absolventin gewann den Titel und verpasste mit ihren 6037 Punkten den Weltrekord lediglich um zwei Punkte.
» Die Vorschau des Leichtathletikverbands beider Basel zu den Schweizer Meisterschaften 2015 (PDF)
Jetzt, vor dem Vergleich in Riehen mit den Spezialistinnen auf nationaler Ebene, stellt sie sich zwei Fragen: «Was mag mein Körper wieder leisten?» und: «Was schaut dabei heraus?». Letztes Jahr kehrte sie mit zwei Gold- und drei Bronzemedaillen von der Nachwuchs-SM in Thun heim – allerdings mit ganz anderer Fokussierung.
In nicht weniger als sechs Disziplinen wird sich Ruckstuhl an den beiden Wettkampftagen messen: über 100 Meter Hürden, beim Hoch- und Weitsprung, im Kugelstossen, Diskus- und Speerwerfen. In den vier letzten Wettbewerben tritt sie als Leaderin in der Bestenliste an, in den beiden ersten als Nummer 2.
Zum Selbstläufer wird das Wochenende für Ruckstuhl allerdings nicht. Nach ihrem Triumph in Südamerika gönnte sie sich eine ausgiebige Pause. Erst seit zwei Wochen befindet sie sich wieder im Trainingsalltag. «Die Technik war schnell wieder da, an der Explosivität mangelt es aber noch», sagt Ruckstuhl, «das Hauptziel habe ich mehr als erreicht, vielleicht gibt es jetzt noch eine Zugabe.»
Gewinnt sie die vom Potenzial her bereitliegenden Medaillen, nimmt sie diese voller Freude entgegen. Scheitert sie, würde sich die Enttäuschung in Grenzen halten. Kämpferisch gibt sie sich aber auf jeden Fall: «Ich kann mich nicht richtig einschätzen, aber ich will sicher alles geben und gute Ränge erreichen.»
Blick nach Peking und darüber hinaus
Die Weltmeisterschaften in Peking sind für die Innerschweizerin nie ein Thema gewesen – im Gegensatz zur vier Monate älteren Angelica Moser, die zu ihrer Premiere auf Elitestufe gekommen ist. Von zu Hause aus verfolgt Ruckstuhl das Geschehen aber intensiv: «Ich rechne, jongliere mit Punktzahlen, vergleiche und denke, davon auch so zu profitieren.» Offen lassen will die junge Überfliegerin, was sie in dieser Saison noch in Angriff nehmen wird: «Ich schaue, was mir nun am Wochenende gelingt und entscheide anschliessend, ob ich den Mehrkampf in Hochdorf in Angriff nehme.»
Und wenn Ruckstuhl auf ihre, wie sie sagt, «beste Saison» zurückblickt, spürt sie «die unglaublichen Gefühle von der WM hochkommen». Mit erstaunlicher Nüchternheit hält sie jedoch fest, dass «es mit der Konstanz etwas allzu sehr haperte, Hochs und Tiefs sich zu häufig wechselten». In diesem Punkt will sie sich verbessern. Wie auch leistungsmässig in jeder Disziplin. Die U20-WM nächstes Jahr in Russland bietet das nächste grosse Ziel.
- Schweizer Meisterschaften U23 und U20: Basel Schützenmatte, Samstag, 13 bis 18.30 Uhr, Sonntag, 11 bis 16.30 Uhr. Organisator: Old Boys Basel.
- Schweizer Meisterschaften U18 und U16: Riehen Grendelmatte, Samstag, 10.30 bis 19 Uhr, Sonntag, 9.45 bis 16.40 Uhr. Organisator: TV Riehen.