Ameisen im Haus – unwillkommene Gäste

Ameisen, heisst es, seien nützliche Tiere. Aber wenn sie in Strassenkolonnen durch die eigene Küche marschieren, denkt man nur noch ans Töten.

Ein Festessen für Ameisen: Ein Tropfen Honig (Bild: Pantelis Saitas/Keystone)

Ameisen, heisst es, seien nützliche Tiere. Aber wenn sie in Strassenkolonnen durch die eigene Küche marschieren, denkt man nur noch ans Töten.

Plötzlich wirkt das abgestandene Futter im Katzenteller so lebendig, ebenso ist im Büro rund um die Kaffeemaschine emsiges Treiben festzustellen. Ameisen. Um diese Jahreszeit marschieren sie wieder zu Tausenden durch die Häuser, krabbeln in Kolonnen über Böden, aber auch Kühlschränke hoch, über Ablageflächen und Fenstersimse, Tische – wo immer sie einen Krümel vermuten. Wer schon Erfahrung hat mit diesen Viechern, weiss: Genauso plötzlich, wie sie gekommen sind, verschwinden sie nach etwa zwei, drei Wochen wieder. Das bestätigen auch alle Experten: Wenn das Nahrungsangebot draussen noch knapp sei, sagen sie, suchten die Ameisen drinnen nach Futter. So lange, bis es draussen wärmer und damit ihr Speisezettel reichhaltiger sei.

Doch wer mag schon so lange dieses eklige Gekrabbel in der Wohnung aushalten. Also rennt man wie im letzten und im vorletzten und vorvorletzen Jahr ins Geschäft, in der Hoffnung, diesmal eine garantiert tödliche Waffe gegen die Ameisen zu finden. Denn all die Dosen, Sprays und Pulver, für die man in den vergangenen Jahren ein kleines Vermögen ausgegeben hat, waren letztlich wirkungslos. Man war einzig drei Wochen lang mit Tötungsversuchen beschäftigt. Und wer richtig Pech hat, der wird einige Zeit später von fliegenden Ameisen heimgesucht. In Schwärmen kleben sie dann an Wänden und Fenstern, kommen aus den selben Ritzen, in denen ihre krabbelnden Vorgänger verschwunden waren. Ein Graus! Doch, wie heisst es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt, und so lebt auch immer noch die, irgendwann einen Frühling ohne Ameisen im Haus erleben zu können.

Expertenrat aus Zürich

Vielleicht, so denkt man, sollte man vor dem Gang in die Drogerie doch noch einmal einen Experten befragen. Am besten einen, der unanbhängig ist; einen, der nicht davon lebt, dass er immer wieder Kunden findet, denen er die ultimative Tötungsmethode verkaufen kann. Einen Experten, der vom Staat bezahlt ist. Das ist nicht ganz einfach. Weder im Kanton Basel-Stadt noch im Kanton Baselland gibt es eine Stelle, wo sich der Bürger in Sachen Schädlingsbekämpfung beraten lassen kann.

Nach ein paar erfolglosen Telefonaten bei diversen Ämtern beider Basel, gibt ein freundlicher Herr vom Amt für Umweltschutz und Energie in Liestal den Tipp, sich an die Beratungsstelle der Stadt Zürich zu wenden. Und tatsächlich, das Zürcher Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich bietet seinen Steuerzahlern diesen Service: Auf einer Website erfährt der Leser alles zum Thema Schädlinge, welche Arten zu welchen Jahreszeiten unterwegs sind, welche Schäden sie anrichten, was ihre Lebensbedingungen sind und wie man ihnen – wenn nötig – dieses Leben vergraulen kann.

Auch die Ameise im Haus ist natürlich aufgeführt. Da steht dann alles: dass sie zum Beispiel Kork- und Styropor-Isolationen durchlöchern können, also durchaus Schaden anrichten. Man erfährt, welche Hausmittel wirken können – mit Betonung auf Können – und welche gar nicht. Und da steht auch, dass Ameisen nicht nur von aussen in die Häuser kommen, sondern auch in ihnen nisten. Wem dies alles nicht genügt, hat sogar die Möglichkeit, anzurufen und sein Problem direkt mit einem der Experten zu besprechen.

Auf in den Kampf

Marcus Schmidt ist einer von ihnen, lustigerweise ein Basler. Basel habe ebenfalls einmal eine solche Beratungsstelle gehabt, sagt er, diese aber aus Spargründen geschlossen. Zurück zum Problem mit den Ameisen. Schmidt setzt auf Köderdosen, weist allerdings darauf hin, dass man verschiedene ausprobieren müsse. «Ameisen sind Gourmets, und sie reagieren nicht auf jeden Köder.» Wenn sie jedoch einen akzeptiert haben, ist ihr Verderben nicht mehr aufzuhalten. Dann schleppen sie das tödliche Mittel ins Nest, verfüttern es an ihre Brut – und rotten so ihr Volk aus.

Brutal, aber nötig, wenn man sich den Sommer nicht von den fliegenden Ameisen verderben lassen will. «Die Bekämpfung der Ameisen muss jetzt stattfinden», sagt Schmidt. Notfalls, wenn die eigens ausgelegten Köder wirkungslos bleiben, durch einen professionellen Schädlingsbekämpfer. «Man kommt sonst auf keinen grünen Zweig», so Schmidt. Denn: Überlebt die Brut, drängen bald einmal die geschlechtsreifen Weibchen und Männchen aus den Ritzen, um erneut Völker zu gründen. Schmidts Tipp für diesen Fall: Fenster öffnen, damit sie das wenigstens nicht im eigenen Haus tun.

 

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