Der Totentanz erwacht während der Herbstmesse zu neuem Leben. Verantwortlich dafür ist das Künstlerduo Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger: Sie richten im kleinen Park eine Messe rund um den Tod ein. Und es verspricht, spassig zu werden.
Hat die Herbstmesse expandiert? Das fragt sich momentan manch einer, der am Totentanz aufs Tram wartet. Andere werden ganz konkret: «Hier können wir bald eine Wurst essen!»
Sorry, meine Lieben, aber Würste wird es keine geben. Denn zwar werden die Marktstände mit dem Mässglöggli am 29. Oktober eröffnen und ihre Waren feilbieten. Dahinter steckt jedoch nicht die Herbstmesse, sondern der Verein Totentanz. 2013 hatte dieser mit Filmemacher Peter Greenaway den historischen Ort wieder zum Leben erweckt. Und nun, drei Jahre später, hat der Verein das Künstlerpaar Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger eingeladen, etwas thematisch Passendes zu gestalten.
«Wir hatten eine Carte Blanche», sagt Gerda Steiner. Das Thema stand: der Tod. Der Ort ebenfalls: der Totentanz. Und auch ein Termin war schnell gefunden: rund um Allerseelen, während der Basler Herbstmesse also. Steiner/Lenzlinger luden weitere Leute ein, darunter Künstler und Künstlerinnen, die Urnen und Bilder schaffen sollten, die dann verkauft werden. Rund 100 Kunstschaffende sagten zu, insgesamt sind mit Planung, Aufbau und Durchführung an die 200 Leute am Projekt beteiligt. Super ist das, finden nicht nur Verein und Künstlerpaar.
Und was gibt es denn nun da, an diesen Ständen, wenn nicht Würste?
Nun, alles rund um den Tod – was sonst? Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger wollen noch nicht jedes Detail verraten, man sieht zehn Tage vor Eröffnung auch noch nicht allzu viel. Einiges lassen sie sich aber doch entlocken. Und wir ahnen: Das wird ziemlich toll.
Der Tod, eine lebendige Sache
«Es wird immer etwas laufen», verspricht Gerda Steiner. Man solle öfter hierher pilgern in den zwei Wochen. Nicht nur wegen des reichhaltigen Rahmenprogrammes.
«Grundsätzlich wollten wir, dass es lebendig wird», sagt Steiner weiter. «Denn der Tod und das Leben, das hängt ja zusammen, das sind zwei Seiten einer einzigen Sache.» In bester Tradition des Totentanzes kann man deshalb zunächst einmal mit einem Skelett das Tanzbein schwingen: Als Schattenbild wird dieser Tanz dann auf eine von weitem sichtbare Leinwand projiziert.
Darum herum dreht sich an 19 Marktständen alles um den Tod, aber ohne dass es «tötelet». Mittelpunkt der Szenerie: Die «Knochenbank». Dort wechselt der Besucher sein Geld in Knöchlein ein – denn nur mit diesen kann er zahlen.
Die Stände sind unter dem Dach alle mit einem Namen versehen: «Extinguimur» steht auf dem einen – lateinisch für «wir werden ausgelöscht». Ein Schiessstand ist es, und das Ziel ist die Flamme einer Kerze. Auf den Docht müsse man zielen, verrät Jörg Lenzlinger, es sei machbar, aber nicht einfach.
Am Stand daneben werden Bakterienkissen verkauft für alle Menschen, die gern kuscheln. Dass man direkt dahinter aufs Unispital blickt, lässt einen kritischen Unterton vermuten. «Es geht uns aber auch darum zu zeigen, wie wichtig Bakterien sind – dass es nicht nur solche gibt, die krank machen», sagt Steiner.
Frag den Tod!
Wers wagt, der darf dann dem Tod im Stand mit dem Namen «Schnapsgott» eine Frage stellen. Auf einem Zettel, und während die Antwort auf sich warten lässt, kriegt der Fragesteller einen Schnaps kredenzt. Wen danach nach Süssem gelüstet, der kann unter dem Motto «Zucker» Totenbeinli essen oder Crèmeschnitten im Sarg-Design (zu viel davon kann tödlich sein, Achtung!).
Manches wird auch auf die Schippe genommen: die Anti-Aging-Industrie zum Beispiel, die dem Tod und Zellverfall so gerne trotzen tät. Steiner/Lenzlinger halten gegen den Trend und lassen gewillte Kunden und Kundinnen älter schminken.
Auch Postkarten wird es geben. Der Tod ist als Motiv immer mit dabei. (Bild: ©Steiner/Lenzlinger)
Selbst ein bisschen in die Zeit nach dem Tod lassen Steiner/Lenzlinger blicken: Wer sich traut, der kann «Die Radieschen von unten betrachten». Wortwörtlich. Dazu muss man sich nur in eine Schublade legen und in einen dunklen Stand schieben lassen.
Zu guter Letzt hat das Künstlerpaar auch ein paar Gäste eingeladen. Den Sensenmann zum Beispiel – beziehungsweise einen Herrn, der noch weiss, wie man dieses Arbeitsgerät wieder scharf macht.
Todernst? Nein danke!
Der Tod, er hat viele Facetten, das zeigt sich hier. Und nicht alle sind todernst zu nehmen. Dazu gehört auch der Auftritt der «Todsicher Versicherungen. «Wir versichern, dass Sie sterben» – so oder ähnlich wird der Text auf deren Urkunden lauten. Gesehen haben wir sie noch nicht, aber sie seien sehr schön geworden, versprechen Steiner/Lenzlinger.
Da ist es eben wieder, das bisschen Geheimnis, das noch bleibt. Und in neun Tagen, da wissen wir mehr – wenn wir nicht gestorben sind.