«An dr Mäss» mit Willi und Fredy

Ein Messebesuch mit Teenagern ist eine körperliche Herausforderung sondergleichen. Der 15-jährige Willi hat unseren Praktikanten durch seine Messe-Highlights des Jahres geführt und ihm dabei einiges zugemutet. Ein Spass war es aber allemal.

Wenn es nach Willi ginge, dürfte es an der Herbstmesse ruhig noch ein paar «krasse Bahnen» mehr haben. (Bild: Tino Bruni)

Ein Messebesuch mit Teenagern ist eine körperliche Herausforderung sondergleichen. Der 15-jährige Willi hat unseren Praktikanten durch seine Messe-Highlights des Jahres geführt und ihm dabei einiges zugemutet. Ein Spass war es aber allemal.

Was der Deal ist, stellt Willi schon auf dem Weg zum Kasernenareal klar: «Wir können auf alles gehen, nur nicht auf die Maxximum!» Die sei «zu teuer», findet der 15-Jährige, der mich mit seinem gleichaltrigen Cousin Fredy auf einen Messerundgang nach Teenager Art mitnimmt.

Ich bin erleichtert. Denn gegen die atemberaubenden zwölf Franken, die man dafür springen lassen müsste, spricht vor allem der 52 Meter hohe Schwungarm, der uns mit schier endlosen Loopings und Salti bei bis zu 5 G Beschleunigung durch die Luft wirbeln würde. Dass Willi selber gleich ein plausibles Argument liefert, warum wir auf diesen Teufelsritt verzichten können, lässt mich nochmals mein Gesicht wahren. Es bleibt auch so schwer genug, mit Willi und Fredy den ganzen Nachmittag mitzuhalten.

Wie sich bald herausstellt, zieht das Preisargument bei diesen jungen Männern seltsamerweise nur bei jener einen Bahn. Obwohl beide die Preispolitik der Bahnbetreiber durchaus kritisch würdigen, interessieren sie sich ansonsten für jede Bahn, die sieben oder mehr Franken kostet – wobei jeder Franken mehr für mich automatisch bedeutet: Hier musst du noch etwas mehr leiden.

«Über die ganze Messe hinweg werde ich bis zu 800 Franken ausgeben.»

Das Geld dürfte Willi auch nicht so bald wie erhofft ausgehen. Sein Grundsatz lautet zwar: «Ich gebe nie mehr aus, als ich habe.» Für die Messe beziffert er allerdings sein Hab und Gut auf «bis zu 800 Franken» – Geld, das er sich bei seinem Vater verdient hat, der als selbständiger Bodenleger immer mal wieder froh um Willis Unterstützung ist.

Beim bereits gut gefüllten Kasernenareal angekommen, gilt es ernst: Den «Schüttelbecher» lassen die beiden Teenager noch links liegen. Der sei nur «etwas für solche, die meinen, sie können etwas». So nehmen wir zuerst die «Maier» in Angriff (sau hoher Schwungarm, kreisende Sitze, aber wenigstens saltofrei), dann die «Top Spin» (nicht so hohe Schwungarme, dafür sau viele Salti, sowohl vorwärts wie rückwärts). Ruppiger könnte man sich den Auftakt in die Messesaison kaum einrichten. Ein salziges Stück Pizza eignet sich anschliessend am besten, um diese Fahrten halbwegs zu verdauen.

Damit sind die Attraktionen des Kasernenareals für Willi und Fredy bereits abgehakt. Weiter geht es zu Fuss zum Messeplatz. Auf dem Weg dahin, steht bei Fredy das Handy im Mittelpunkt. Er will sich noch mit anderen Freunden für die Messe treffen. Ein kompliziertes Unterfangen: Nach einigen Telefonaten und WhatsApp-Nachrichten soll Fredy – kaum am Messeplatz angekommen – schon fast wieder am Claraplatz sein. «Warum kommen die nicht einfach auch zum Messeplatz?», will Willi wissen. «Frag nicht!»

«Du wirst doch wohl nicht jetzt schon schlapp machen?»

Die Zeit reicht dennoch für zwei Bahnen und einen Flammenkuchen. Mir ist nicht mehr danach zumute. Die sich wild im Kreis drehende «Booster» und die Zusatzrunden auf der «Rocket» mit ihren seitlichen Überschlägen in gut 50 Metern Höhe hatten es in sich. Der süsse Duft von gebrannten Mandeln und Magenbrot in der Luft, war gegen meine Übelkeit auch nicht gerade hilfreich. «Du wirst doch wohl nicht jetzt schon schlapp machen?», lautet der verständnislose Kommentar, als ich mich erst mal hinsetzen muss. «Bestimmt nicht!», sage ich – im Wissen, dass ich die schlimmsten Bahnen bereits überstanden habe.

Unterdessen verabschiedet sich Fredy von uns in Richtung Claraplatz. Er wird nahtlos ersetzt durch Willis Kolleginnen aus der Schule, Mel und Samantha. Von da an wird es bahnenmässig etwas ruhiger, dafür wird umso mehr geplaudert, gescherzt und getratscht.

Ganz der Gentleman, will Willi die beiden jungen Damen auf die traditionsreiche «Putschautelibahn» auf der Rosental-Anlage einladen, was diese jedoch mit emanzipierter Entschiedenheit ausschlagen. Beim Gang zur Kasse zeigen sie sich aber doch vornehm genug, um Willi den Vortritt zu lassen.

«Man ist mit Freunden unterwegs und hat jede Menge Spass.»

Nach vier Autoscooter-Fahrten hat die Rosental-Anlage für den Moment nichts mehr zu bieten. Deshalb soll es wieder zurück zum Start gehen: zur «Maier». Zum Glück zögert sich der erneute Höllenritt mit einem Besuch der Messehalle etwas hinaus. Dort gibt es lediglich einen harmlosen Schiessstand und die durchaus amüsante «Break Dance» zu bewältigen. Für eine Rose hat Willis Talent am Gewehr übrigens nicht gereicht. «Das war gar nichts», stellt Willi enttäuscht fest, der sich zuvor noch als «hervorragenden Schützen» angepriesen hat. Mel ist dennoch beeindruckt und darf sich einen kleinen Trostpreis aus Plüsch auslesen.

Nach unserem erneuten Kurzbesuch auf dem Kasernen-Areal lassen wir den Nachmittag auf dem Münsterplatz ausklingen. «Und, wie war es so, mit uns Jungen an der Messe?» fragt mich Willi. «Irgendwie grossartig», finde ich – und bin selber überrascht. Nach allem, was wir an dem Tag durchgemacht haben, hat mich doch das Messefieber gepackt. Was das ist, bringt Willi am besten auf den Punkt: «Man ist mit Freunden unterwegs und hat jede Menge Spass.» Man darf am Ende bloss nicht ins Portemonnaie schauen.

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