Die Aufregung war gross im April 2017: Ein Mitarbeiter der Basler Polizei spioniere zugunsten türkischer Regierungskreise in Basel lebende Landsleute aus. Doch bald war klar: Der angebliche Spitzel ist kein Spion, aber er hat «ohne jeglichen dienstlichen Hintergrund» Hunderte Datenabfragen getätigt. Diese betrafen vor allem seine Ex-Frau, berichtet jetzt die «bz Basel».
In Verdacht geraten war der Mann, weil er nach dem Putschversuch in der Türkei zur Fichierung von Gülen-Anhängern in der Schweiz aufgerufen hatte. Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft mündete aber bloss in einen Strafbefehl wegen missbräuchlicher Datenabfragen. Der Beschuldigte erhob Einsprache, weshalb es nun im April zur Gerichtsverhandlung kommt.
Gemäss Strafbefehl, so die «bz Basel», hat der türkische Staatsbürger ab März 2015 ohne dienstlichen Zusammenhang rund 870 Datensätze abgefragt. 50 Mal ging es um seine damalige Frau, mit der er sich gerade in Scheidung befand. Weitere Abfragen bezogen sich auf eine neue Partnerin und auf verschiedene türkisch-stämmige Personen, wobei er Familiennamen systematisch mit Vornamen und Jahrgängen kombinierte. Als Motivation sieht die Staatsanwaltschaft «Befriedigung persönlicher Neugier».
Für den Mann, der weiterhin freigestellt ist, gilt die Unschuldsvermutung. Da sein Vorgehen keine klaren Vor- oder Nachteile für Dritte erkennen lässt, könnte er im April vor dem Strafgericht auch vom einzigen übriggebliebenen Vorwurf des Amtsmissbrauchs freigesprochen werden.