Apotheke am Voltaplatz prüft Klage gegen Kanton

Vor acht Wochen randalierten Autonome am Voltaplatz. Die Scheiben der geschädigten Apotheke wurden seither nicht geflickt – und werden es auch in den kommenden Tagen nicht.

Es dauert noch Wochen, bis die Scheiben ersetzt werden. (Bild: Martina Rutschmann)

Die Fenster der Apotheke am Voltaplatz sind auch acht Wochen nach den «Freiraum-Krawallen» noch kaputt. Wann sie ersetzt werden und wer bezahlt ist unklar.

«Jedes Wochenende habe ich ein komisches Gefühl, wenn ich die Apotheke abschliesse», sagt Martin Feigenwinter, Geschäftsführer der Kreuz-Apotheke am Voltaplatz. Seit acht Wochen geht es ihm so. Seit er am 26. September nach dem Wochenende zur Arbeit kam und seinen Augen kaum traute: Alle 14 Fenster der Apotheke waren zerschlagen. Im Geschäft lagen tausende Scherben umher, Möbel und der Boden wurden dadurch zerstört. Der Schaden beläuft sich auf schätzungsweise 80’000 Franken. Die Apotheke ist nur für einen Schaden von 40’000 Franken versichert.

Anwalt prüft Klage gegen Kanton

Die Verantwortlichen der drei Kreuz-Apotheken im St.-Johann-Quartier sind nicht zum ersten Mal mit Vandalismus konfrontiert: Schon vor den grossen «Freiraum-Krawallen» am 24. September hatten Chaoten die Scheiben von zwei Apotheken eingeschlagen. Der Schaden war aber nie so hoch wie jetzt. Und die Verantwortlichen nie so ratlos.

«Wir prüfen eine Klage gegen den Kanton», sagt Pedro Erni, Mitinhaber der Apotheke am Voltaplatz. Für ihn sei klar, dass er die rund 40’000 Franken, welche die Versicherung nicht übernehme, nicht einfach so selber hinblättern könne. «Es wäre mir lieber, wir könnten uns gegen eine Klage entscheiden – aber wenn sonst niemand zahlt, bleibt uns nichts anderes übrig.» Der Anwalt sei zuversichtlich, dass sie mit einer solchen Klage durchkommen könnten. Dennoch hofft Erni auf einen anderen Geldgeber; auf einen Zustupf aus einem Fonds der Gebäudeversicherung etwa oder auf Geld des Vermieters. «Ich will einfach das Geld!» Kommende Woche werde an einer Verwaltungsratssitzung über das weitere Vorgehen entschieden.

Apotheker von Behörden enttäuscht

Das Geldproblem ist das eine, das Verhalten der Behörden das andere: Es gibt nämlich kein Verhalten. «Ich bin enttäuscht, dass von den Behörden nach den Krawallen niemand bei uns vorbeigeschaut hat», sagt Pedro Erni. «Schliesslich sind wir die einzigen Betroffenen.» Ausser Stadtentwickler Thomas Kessler habe sich niemand bei ihm und seinem Geschäftspartner Martin Feigenwinter erkundigt, wie es nun weitergehen soll. Kessler aber müsse man hoch anrechnen, dass er persönlich vorbeigekommen sei – zwei Mal sogar.

«Es ist meine Pflicht als Kantonsentwickler an den Brennpunkten präsent zu sein», sagt Kessler zur TagesWoche. Mit seinem Besuch habe er den Apothekern seine Wertschätzung dafür gezeigt, dass sie sich für die Entwicklung des Quartiers einsetzten. Zum (Nicht-)Verhalten seiner Verwaltungskollegen hingegen sagt er nichts. Das gehe ihn nichts an.

Seit den Krawallen im September war es ruhig im Quartier – fast jedenfalls: Vergangenens Wochenende sprayten Unbekannte die kaputten Scheiben voll. In roter Schrift heisst es dort seither: «Kaputt!» Und das wird wohl noch ein paar Wochen dort stehen: Nach Informationen des Apothekers werden die neuen Scheiben erst in drei bis fünf Wochen geliefert. Mit den Zahlungsproblemen hat diese Verzögerung nichts zu tun. «Die Fenster sind Einzelanfertigungen und mussten im Ausland bestellt werden», sagt Pedro Erni. Es handelt sich um «Hightech-Glas». Genützt hat das wenig.

 

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