Arnold Gjergjaj: Mit hartem Sparring zur Titelverteidigung

Am Samstag steht Arnold «The Cobra» Gjergjaj wieder im Ring, um seinen Europameistertitel zu verteidigen. Der Profiboxer hat eine intensive Vorbereitungszeit und einen «Weckruf» hinter sich.

Explosiv, laut und wuchtig: Arnold «The Cobra» Gjergjaj ist für seine Gegner im Ring wohl kein schöner Anblick. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Am Samstag steht Arnold «The Cobra» Gjergjaj wieder im Ring, um seinen Europameistertitel zu verteidigen. Der Profiboxer hat eine intensive Vorbereitungszeit und einen «Weckruf» hinter sich.

Es ist ihm zwar nicht anzusehen, wie er so auf der Terrasse der Kabar im Halbschatten sitzt, aber hinter Arnold «The Cobra» Gjergjaj liegen zwei harte Monate. Der Profiboxer aus Pratteln hat sich mit viel Ausdauer-, Kraft- und Techniktraining auf die Verteidigung seines Europameistertitels (EBU-EE) vorbereitet. In den Knochen steckt der Kobra aber vor allem das Sparring.

«Wir sind an die Grenzen gegangen, was die Belastung betrifft», sagt Gjergjaj. «Rund 60 Runden Sparringskämpfe haben wir in den letzten vier Wochen absolviert», sagt sein Manager Angelo Gallina. Damit hat der Boxer rundenmässig noch einmal seine halbe Profikarriere abgespult. Das ist auch nötig, denn er trifft in seinem 28. Kampf auf einen äusserst erfahrenen Gegner.

Denis Bakhtov ist ein Gegner, der einstecken kann.

Der Russe Denis Bakhtov kämpft seit 1999 als Profi, ist 49 Mal im Ring gestanden und hat insgesamt fast 270 Runden in den Beinen. Zweimal mehr als Gjergjaj. Seine Bilanz ist solide, 39 Kämpfe hat Bakhtov gewonnen, 26 davon vorzeitig. Zwar liegt seine grösste Zeit bereits hinter ihm, als er etwa 2011 gegen Alexander Ustinov geboxt hat. Die deutsche Website «boxen.de» bringt Bakhtovs Situation, wie folgt auf den Punkt:

«Der gebürtige Kosovare wird mit dem Russen kein leichtes Spiel haben. Für den ist dieser Kampf nicht nur eine Titelchance. Er steht auch am Scheideweg vom akzeptablen Gegner zum Journeyman, den man zum Weghauen bucht.»

Dennoch dürfte Darth Vader, so sein Kampfname, Gjergjaj viel Arbeit abverlangen. Er ist mit seinen 1,81 Metern deutlich kleiner und kämpft sehr kompakt. Während Gjergjajs letzter Gegner, der Ungare Zoltan Csala, bloss wegen seiner Gesichtstätowierung Ähnlichkeiten zu Mike Tyson nachgesagt werden, gleicht Bakhtov auch stilistisch dem einstigen Überboxer «Iron Mike». Die kleine Reichweite zwingt ihn in die Kurzdistanz und er verteilt mit Vorliebe schnelle, kurze Haken von beiden Seiten.

Bakhtov ist bestimmt kein Feintechniker, doch sein Kampfwille scheint immens. Er ist ein Boxer der einstecken kann. So unterlag er Manuel Charr (heute auf Platz 21 der unabhängigen Rangliste Boxrec) 2013 nur deshalb vorzeitig, weil er sich eine Handverletzung zuzog. Bis zum technischen K.o. behauptete er sich, obwohl boxerisch unterlegen, sehr gut.


2013-10-19 Manuel Charr vs Denis Bakhtov von sweetboxing14

Gjergjaj hat den Grössen- und den Heimvorteil, der Kampf findet wie schon der erste Titelkampf in der St. Jakobshalle statt. Doch das alleine wird nicht reichen. Die Kobra wird gegen Darth Vader nicht nur schnell, sondern vor allem beharrlich zubeissen müssen. Mit viel Laufarbeit und gezielten, harten Kombinationen dürfte Bakhtovs Doppeldeckung zu knacken sein.

Bei einer Sparringsession im Basler Boxkeller lässt sich erahnen, was sich Gjergjaj in den letzten Wochen an Erfahrung angeeignet hat. Für seine Grösse erstaunlich beweglich umkreist er den skandinavischen Hünen, der eigens eingeflogen wurde. Es knallt, sobald die Kobra eine Lücke in der Deckung ausmacht. Und obwohl ihn sein Gegner deutlich überragt und über eine grössere Reichweite verfügt, sucht Gjergjaj unbeirrt den Infight.

Weckruf beim Sparringsausflug

Nicht immer seien die Trainingskämpfe zuletzt so rund gelaufen, erzählen Gjergjaj und Gallina. So musste die Kobra etwa bei einem Sparringsausflug in den Osten Europas durchaus auch einstecken. Als regelrechten «Weckruf» bezeichnet Manager Gallina diese Tage rückblickend. «Wir haben gemerkt, dass es unser Ziel sein muss, jede einzelne Runde zu gewinnen. Wir dürfen uns nicht auf ein K.o. verlassen, sondern müssen möglichst viele Punkte sammeln.» Zurück in Basel sei sein Boxer ein anderer gewesen, ernster und konzentrierter.

Diese Konzentration merkt man Gjergjaj auch ausserhalb des Trainings an. Obwohl er sich nun in der Erholungsphase seiner intensiven Vorbereitung befindet, wirkt er nur auf den ersten Blick entspannt. Bis Samstagabend kennt er nur einen Gedanken: Denis Bakhtov zu besiegen. Runde um Runde.

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Samstag 6. Juni 2015. Drei Profikämpfe und der Titelkampf Gjergjaj vs. Bakhtov. 19 Uhr, St. Jakobhalle.
Ticketvorverkauf.

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