Basel bildet mehr Ärztinnen und Ärzte aus

Die Uni Basel baut die Kapazität ihrer Medizinstudienplätze um 30 Prozent aus. Der Numerus clausus bei der Ausbildung bleibt aber bestehen.

Bald mehr Ärztenachwuchs am Basler Uni-Spital: Basel-Stadt und Baselland investieren in den kommenden vier Jahren rund 30 Millionen Franken in die Ausbildung von Medizinern. (Bild: GAETAN BALLY)

Die Uni Basel baut die Kapazität ihrer Medizinstudienplätze um 30 Prozent aus. Der Numerus clausus bei der Ausbildung bleibt aber bestehen.

Die Universität Basel erhöht die Anzahl ihrer Studienplätze in den Bereichen Humanmedizin, Zahnmedizin, Pflegewissenschaft und Sportwissenschaften. Das teilten die Universität und die beiden Bildungsdirektoren der Trägerkantone Baselland und Basel-Stadt, Christoph Eymann und Urs Wüthrich, am Dienstag den Medien mit.

Bereits auf Herbst 2014 wird die Kapazität in einem ersten Schritt um 40 Plätze erhöht, was 30 Prozent im ersten Studienjahr entspricht. Die Universität wird die Studienkapazität in den kommenden sechs Jahren kontinuierlich um insgesamt 240 zusätzliche Plätze ausbauen. Deren Zahl wird von heute 780 auf 1020 Plätze bis im Jahr 2020 steigen.

Die Universität sei überzeugt davon, dass die Aufstockung der Studienplätze den Medizinalstandort und die Life-Sciences-Region Basel nachhaltig stärke, sagte Uni-Rektor Antonio Loprieno. Die Region brauche in den kommenden Jahren mehr Hausärzte, und auch in den Spitälern werde die Nachfrage nach guten Medizinern steigen: «Die Erhöhung der Studienplätze sichert diesen Nachwuchs.»

Auslöser für die Aufstockung der Ausbildungskapazitäten ist der schweizweit diagnostizierte Ärztemangel. In verschiedenen parlamentarischen Vorstössen auf kantonaler und nationaler Ebene wurden Massnahmen gegen das Problem verlangt. Und auch Gesundheitsminister Alain Berset hatte im Rahmen seines «Masterplans Gesundheit» mehr Ausbildungsplätze gefordert.

Die beiden Basel machen vorwärts

Der Universitätsrat hatte die Aufstockung bereits beschlossen, nun mussten also noch die Regierungen der beiden Kantone folgen. Der Baselbieter Bildungsdirektor Urs Wüthrich betonte, dass der Kanton Baselland seinen Teil an den anfallenden Zusatzkosten trotz angespannter Finanzlage übernehmen wolle und werde. «Es ist ein wichtiger Schritt ohne Abstriche», betonte er. Die Aufbauarbeit an der Medizinischen Fakultät ist in vollem Gang. Das gilt nicht nur für die Lehr-, sondern auch für die Praktikumsplätze.

Die Kosten betragen pro neuen Studienplatz rund 46’000 Franken. Insgesamt werden die beiden Trägerkantone in den kommenden vier Jahren jährlich je 3,5 Millionen Franken aufbringen müssen. Darüber ist Christoph Eymann, Vorsteher des Basler Erziehungsdepartements, alles andere als erfreut: «Ich muss offen sagen: Mit der Finanzierung sind wir nicht zufrieden.»

Bund hält sich finanziell zurück

Die Bildungsdirektoren hatten bereits früh gefordert, dass sich der Bund an der Zentrumsleistung, welche die Universität Basel für die gesamte Schweiz erbringt, beteiligt. «Leider sind wir auf taube Ohren gestossen», so Eymann. Der Bundesrat hat eine Beteiligung des Bundes an der Erhöhung der Studienkapazität für die Periode 2013 bis 2016 verweigert, stellt aber in Aussicht, das Anliegen in der Periode 2017 bis 2020 zu berücksichtigen.

Nun fürchtet Eymann, dass Bern keine zusätzlichen Mittel spricht, sondern lediglich Geld zugunsten der Medizin verschoben wird. «Das darf nicht sein», meinte er am Dienstag und betonte, dass man sich rechtzeitig beim Bund in Szene setzen werde: «Wir werden uns kämpferisch geben.» Es dürfe nicht sein, dass die Einwohner der Nordwestschweiz die Ausbildung von Ärzten, von denen die gesamte Schweiz profitiere, quersubventionierten. Darum seien die bereits laufenden Investitionen der Kantone als Vorausleistungen zu erachten.

Numerus clausus wird nicht abgeschafft

Die Erhöhung der Studienplätze hat keinen Einfluss auf die Anwendung des Numerus clausus. Dieser wird beibehalten. Dieser sei nötig, davon sei man überzeugt, sagte Urs Wüthrich. Dafür sprächen die Studienerfolgsquoten von nahezu 90 Prozent. Zu mehr Medizinern, ergänzte Uni-Rektor Antonio Loprieno, verhelfe der Numerus clausus allerdings nicht. In der Romandie etwa gebe es ihn nicht. Dort würden allerdings nicht weniger Mediziner ausgebildet, so Loprieno, allein die Durchfallquote sei höher, was zu deutlich höheren Kosten führe.

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