Noch nie übernachteten so viele Touristen in Basel. Das Wachstum dürfte weitergehen: Basel profitiert vermehrt vom Dichtestress in Interlaken und Luzern.
Hätte Daniel Egloff gestern ein Fläschchen geköpft, niemand hätte es ihm übel genommen. Der Basler Tourismuschef durfte höchst erfreuliche Zahlen zur Kenntnis nehmen: Nie zuvor übernachteten derart viele Touristen in Basel wie im letzten Monat. 125’000 Logiernächte verbuchte Basel-Stadt im März 2017, im Vergleich zum Vorjahr schnellte die Zahl um 20 Prozent hoch.
Doch Egloff betrachtet den Erfolg nüchtern. Er weiss: Die meisten Effekte hinter dem grossen Plus passierten ohne sein Zutun. Vier Gründe hat Egloff ausgemacht hinter dem Basel-Boom:
- Die Fasnacht und die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld fielen ausnahmsweise in den März.
- Die Hotelschiff-Übernachtungen sind massiv zurückgegangen. Während der Baselworld ankerten nur noch 9 Hotelschiffe im Rhein, in früheren Jahren waren es auch schon doppelt so viele. Das hat Auswirkungen auf die Statistik, da Hotelschiffe gesondert betrachtet werden.
- Mit dem «Ibis Style» hat ein neues Hotel aufgemacht.
- Die Monet-Ausstellung im Beyeler Museum war ein Zuschauermagnet.
«Sie sehen, es gibt Erklärungen für diese Zahlen – aber überrascht haben sie mich schon», sagt Egloff, Direktor von Basel Tourismus. In diesem Jahr fiel die Messe Swissbau aus, das stimmte Egloff pessimistisch. Die Zahlen in Januar und Februar waren entsprechend noch rückläufig, doch im März war Basel-Stadt derart gefragt, dass das gesamte erste Quartal 2017 das beste je war: plus 3,5 Prozent.
Die Monet-Ausstellung habe besonders Gäste aus Deutschland angezogen, sagt Egloff. Um Rund die Hälfte stieg die Zahl deutscher Touristen im März 2017. Auch aus den USA (plus 22 Prozent) und China (plus 70 Prozent) strömten deutlich mehr Besucher nach Basel.
Stress in Luzern
Auch für den Rest des Jahres erwartet Daniel Egloff ein leichtes Wachstum von zwei, drei Prozent. Dabei profitiere Basel-Stadt davon, dass Schweizer Top-Destinationen wie Interlaken und Luzern an der Kapazitätsgrenze angelangt sind. «Wir haben vermehrt gut betuchte Touristen, die sich diesen Stress nicht mehr antun wollen und in Basel anfragen», sagt Egloff.
Basel-Stadt profitiert damit zumindest indirekt von den Millionenkampagnen von Schweiz Tourismus. Egloff ist allerdings hörbar unzufrieden über die Politik von Schweiz Tourismus: «Es werden mit Luzern, Interlaken, Jungfrau immer dieselben Produkte promotet, Basel ist da leider nicht dabei. Von Schweiz Tourismus profitieren wir nur minim.»