Basel wird für Schweizer Zuzüger attraktiver

Die neue Wanderungsanalyse des Kantons Basel-Stadt zeigt: Basel wird für Schweizer Zuzüger attraktiver. Auch der Bericht zu den Integrationsindikatoren zeigt positive Entwicklungen.

Basel: beliebt und belebt. Das zeigen die Statistiken.

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Die neue Wanderungsanalyse des Kantons Basel-Stadt zeigt: Basel wird für Schweizer Zuzüger attraktiver. Auch der Bericht zu den Integrationsindikatoren zeigt positive Entwicklungen.

Die Statistiker, Stadtentwickler und Integrationsverantwortlichen des Kantons Basel-Stadt präsentierten am Mittwoch die Wanderungsanalyse des vergangenen Jahres. Erstmals seit einigen Jahren konnten auch erste neue Integrationskennzahlen bekanntgegeben werden – der ausführliche Bericht zu den Integrationskennzahlen wird voraussichtlich im Jahr 2017 vorliegen.

Das Wanderungssaldo zwischen 2006 und 2015 ist positiv: Insgesamt sind in zehn Jahren 11’724 Personen mehr nach Basel-Stadt zu- als aus dem Stadtkanton weggezogen. Dazu ist der Segregationsindex – ein Wert, der die räumliche Ungleichverteilung von Bevölkerungsgruppen innerhalb des Kantons Basel-Stadt angibt – in den letzten zehn Jahren um fast 6 Indexpunkte auf 18,7 gesunken (2006: 24,5).

Je tiefer der Wert, desto gleichmässiger sind die verschiedenen Bevölkerungsgruppen über die Stadt verteilt – je höher der Wert, desto mehr leben Gruppen gleicher Nationalitäten unter sich. Die höchsten Segregationsindizes in Basel-Stadt hatten Ende 2015 Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie der Türkei, doch zeigt die Statistik einen stetigen Abwärtstrend. Man dürfe aufgrund der Ergebnisse, die durchaus Anlass zu Optimismus gäben, nicht in falsche Euphorie verfallen, sagte Andreas Räss, Leiter der Fachstelle Diversität und Integration: «Integration braucht Zeit und Geduld.»

Ausländer machen das Plus

Die Zunahme der Wohnbevölkerung des Kantons war auch im Jahr 2015 allein der Einwanderung aus dem Ausland geschuldet: unter dem Strich ein Wanderungsgewinn von 712 Personen. Gleichzeitig war zu vermerken, dass trotz der Zunahme der Einwohnerzahl auf nunmehr 197’204 Personen die Zahl der Wegzüge mit gut 13’500 Personen ein Zehn-Jahres-Hoch erreichte.

Anders ausgedrückt: Innerhalb nur eines Jahres sind rund 7 Prozent der Bevölkerung zu- oder weggezogen – ein Zeichen der «Dynamik und Internationalisierung», so das Amt für Statistik. Erste Schlagzeilen waren schnell geschrieben: «Schweizer und deutsche Familien verlassen Basel-Stadt», oder es werden gar Nachrichten verbreitet von einer angeblichen «Massenauswanderung», da «immer weniger Schweizer in Basel-Stadt leben» wollen (BaZ).

Die Zahlen sprechen eine weit weniger dramatische Sprache. So sind die für die Wirtschaft unentbehrlichen Zuwanderer aus Deutschland nach wie vor die grösste Zuwanderergruppe – und die Zahlen der Zuwanderer des Nachbarlandes sind auf hohem Niveau stabil.

Zwar treffe zu, dass bei den Deutschen im letzten Jahr bei einigen Altersgruppen die Zahl der Wegzüge höher gewesen war als jene der Zuzüge – konkret, so Christa Moll vom Statistischen Amt Basel, bei deutschen Staatsbürgern im Alter von 40 bis 44 Jahren sowie den unter 5-Jährigen. «Demnach scheinen viele Deutsche nach der Familiengründung wieder wegzuziehen», so Moll. Ein Umstand, der auch mit der wirtschaftlichen Entwicklung im Nachbarland zusammenhängt.

Basel bei jungen Schweizern beliebt

Die Behauptung, niemand wolle mehr in Basel wohnen, ist unhaltbar, wie unsere Grafiken zeigen: So hält sich die Netto-Abwanderung von Schweizern im tiefen dreistelligen Bereich – eine «Massenabwanderung» sähe anders aus. Ausserdem zeigen die Grafiken weiter, dass das Gros der Abwanderung von Schweizern die Agglomeration* zum Ziel hat. Den Basler Speckgürtel, ein Gebiet, das räumlich und wirtschaftlich längst mit Basel verschmolzen ist, wenn auch nicht durch die Kantonsgrenze.

Sieht man sich die Netto-Zuwanderungszahlen aus den schweizerischen Gebieten ausserhalb der Agglomeration Basel an, sind diese seit einigen Jahren im positiven Bereich.

Bei jungen Schweizern nimmt die Beliebtheit von Basel-Stadt als Wohnkanton stetig zu: «Schaut man die Sache nach Alter an, ist es so, dass in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen die Zuzüge von Schweizern nach Basel-Stadt deutlich überwiegen. Man muss diese Sache also differenziert anschauen», sagt Christa Moll.

Attraktivität steigt – und soll weiter steigen

Dass das Leben und Wohnen im Kanton Basel-Stadt nicht unbeliebt sein kann, zeigt nicht zuletzt die in der Interpretation des Berichts erwähnte Wohnungsleerstands-Quote von 0,3 Prozent. Dies zeige «die Erfordernis, die notwendigen Voraussetzungen für neue Investitionen in den Wohnungsbau zu schaffen».

Auch da gehe es voran, sagte Thomas Kessler, Leiter Kantons- und Stadtentwicklung. Auf die Frage, ob die Lösung denn nicht einfach darin bestehen könnte, endlich möglichst viele Wohnungen zu bauen – zum Beispiel in hohen Gebäuden à la Roche –, antwortete Kessler: «Ich bin sehr froh, dass da noch mehr Türme gebaut werden – das beflügelt die Vorstellungskraft.» Viele Schweizer hätten beim Wort Idylle immer noch ein dörfliches Bild vor Augen – dabei könne Dichte und Stadt genauso positiv besetzt sein, so Kessler. 

Die Ideal-Bilder im Kopf der Menschen hätten grossen Einfluss darauf, was städtebaulich möglich sei, sagte Kessler. Insofern ermutigend, dass es junge Schweizerinnen und Schweizer wieder in die Zentren zieht.

Die interaktive Wanderungsanalyse 2016 des Statistischen Amts des Kantons Basel-Stadt:

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* Zur Agglomeration Basel gehören (gemäss Eidgenössischer Volkszählung 2000): Aesch, Allschwil, Arboldswil, Arlesheim, Augst, Bättwil, Biel-Benken, Binningen, Birsfelden, Blauen, Böckten, Bottmingen, Breitenbach, Brislach, Bubendorf, Büren, Diepflingen, Dornach, Duggingen, Ettingen, Frenkendorf, Füllinsdorf, Gelterkinden, Gempen, Giebenach, Grellingen, Himmelried, Hochwald, Hofstetten-Flüh, Hölstein, Itingen, Kaiseraugst, Lampenberg, Laufen, Lausen, Liestal, Lupsingen, Magden, Möhlin, Mumpf, Münchenstein, Muttenz, Nenzlingen, Niederdorf, Nuglar-St. Pantaleon, Oberdorf, Oberwil, Ormalingen, Pfeffingen, Pratteln, Ramlinsburg, Reinach, Rheinfelden, Rodersdorf, Röschenz, Rünenberg, Schönenbuch, Seltisberg, Sissach, Stein, Tecknau, Tenniken, Therwil, Thürnen, Wahlen, Wallbach, Witterswil, Zeiningen, Ziefen, Zunzgen und Zwingen.

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