Zuerst wurden Kulturgelder gestrichen, jetzt hat Regierungsrätin Monica Gschwind mit einiger Verspätung die Leitungsstelle der Abteilung Kulturelles neu besetzt – mit Kulturmanagerin Esther Roth.
Die neue Vorsteherin der Baselbieter Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion hat sich Zeit gelassen: Fast ein Jahr ist es her, seit der langjährige Leiter der Abteilung Kulturelles, Niggi Ullrich, seinen Hut genommen hat. Noch vor ihrem Amtsantritt sistierte Monica Gschwind im März die Wahl eines Nachfolgers, die bereits pfannenfertig auf dem Tisch gelegen hatte. Wenn nun die neugewählte Abteilungsleiterin im Februar 2016 ihr Amt antreten wird, wird sich bereits einiges verändert haben in der Baselbieter Kulturförderpolitik.
Auf die neue Abteilungsleiterin Esther Roth warten viele Auf- und Abräumarbeiten. Sie wird bis 2019 die Sparprogramme in der Kunst- und Kulturförderung durchsetzen müssen. Die Regierung hat im Rahmen der «Finanzstrategie 2016–2019» bei der Kulturförderung 785’000 Franken gestrichen. Roth wird ihre Amtsantrittstour also mit einem Sparbefehl in der Hand antreten müssen.
In der Rockförderung tätig
Ein bisschen mehr Zeit bleibt ihr bei der Förderung der Zentrumskultur in der Stadt Basel. Falls es die Baselbieter SVP nicht doch noch schafft, den ganzen 80-Millionen-Deal mit Basel-Stadt zu Fall zu bringen, wird die städtische Finanzhilfe den Kulturvertrag vorerst für weitere vier Jahre retten. Das ist unter anderem eine positive Nachricht für ein Fördergefäss, für das sich Esther Roth gegenwärtig einsetzt: Sie ist nämlich unter anderem Vorstandsmitglied des Rockfördervereins RFV Basel.
Die Förderung von Rock- und Popmusik ist einer der Schwerpunkte in der aktuellen Tätigkeit der 1980 geborenen Kulturmanagerin. In der Koordinationsstelle für Musikerinnen im Jazz, Pop und Rock «Helvetiarockt» ist sie für nationale und politische Projekte verantwortlich. Überdies ist sie Präsidentin der KünstlerInnen-Theater-VeranstalterInnen KTV» sowie Stiftungsratspräsidentin der Schweizerischen Interpretenstiftung SIS.
Gut vernetzt
Esther Roth wurde laut der Mitteilung der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion aus einem Kreis von 87 Bewerbungen einstimmig gewählt. Die Ämter, die sie gegenwärtig ausübt, deuten auf eine gute Vernetzung der neuen Abteilungsleiterin in der Szene der darstellenden Künstlerinnen und Künstler hin. Leicht haben wird sie es in ihrem neuen Amt trotzdem nicht. Ihr Vorgänger Niggi Ullrich hatte es verstanden, der Baselbieter Kulturpolitik eine regionale Bedeutung zukommen zu lassen.
Allerdings hatte Ullrich Regierungsräte an seiner Seite, denen die Kulturförderung ein wichtiges Anliegen war. Monica Gschwind hat bislang nicht den Eindruck vermittelt, dass es bei ihr auch so ist. Esther Roth wird sich nun dafür einsetzen müssen, dass die Baselbieter Kulturpolitik nicht zur Marginalie verkommt.
Die frisch Gewählte wollte sich gegenüber der TagesWoche noch nicht zu den Herausforderungen äussern, die ab 1. Februar auf sie zukommen werden.