Baselland liefert keine Wärme mehr und kassiert dafür 34 Millionen Franken

Der Kanton Baselland ist kein Wärmelieferant mehr. Der Verkauf seiner Fernwärmenetze an die beiden regionalen Energieversorger EBM und EBL hat dem Kanton Baselland insgesamt 34 Millionen Franken eingebracht.

Sabine Pegoraro ist froh, dass sich jetzt Spezialisten um Wärme im Kanton kümmern.

(Bild: Keystone, Archiv)

Der Kanton Baselland ist kein Wärmelieferant mehr. Der Verkauf seiner Fernwärmenetze an die beiden regionalen Energieversorger EBM und EBL hat dem Kanton Baselland insgesamt 34 Millionen Franken eingebracht.

Bis vor Kurzem ist Baselland nicht nur ein Kanton gewesen, sondern auch Wärmelieferant. Bis am 31. Dezember 2015 war er Eigentümer des Fernwärmeverbunds Polyfeld in Muttenz und des Wärmeverbunds Liestal. Dann hat der Kanton beide Verbünde verkauft – die Anlage in Muttenz an Elektra Birseck (EBM) für 9,5 Millionen Franken, diejenige in Liestal ging für 24,5 Millionen Franken an Elektra Baselland (EBL).

Es sei höchste Zeit gewesen, die beiden kantonalen Wärmeverbünde in die Hände von Spezialisten zu geben, sagte Regierungsrätin Sabine Pegoraro an der Medienorientierung, welche die beiden Unternehmen am Mittwochmorgen veranstalteten. Aufgabe des Kantons sei nämlich, «die Rahmenbedingungen für Wärmeverbünde zu schaffen und nicht, sie zu betreiben», sagte Pegoraro. Dieser Ansicht war auch der Landrat, als er vor rund einem Jahr den Verkauf der beiden Anlagen beschloss.

Entlastung für die Kantonsfinanzen

Der Zeitpunkt für den Verkauf ist nicht zufällig gewählt. Sowohl in Liestal als auch in Muttenz stehen grosse Investitionen an. Pegoraro machte keinen Hehl daraus, dass der Verkauf den «finanziell nicht so gut dastehenden Kanton» entlaste. Ein Gewinn für alle Vertragsparteien sei es, zumal die neuen Eigentümer den Anteil an erneuerbaren Energien im Sinn der kantonalen Energiepolitik zu steigern beabsichtigen würden. 

Urs Steiner, Chef der EBL, umschrieb die knapp 25 Millionen Franken als «fairen Preis an der oberen Grenze». Auf einen Vertragspoker habe man bewusst verzichtet. Zu zentral in seiner Bedeutung für das Unternehmen sei der Wärmeverbund in Liestal, der von Füllinsdorf und Frenkendorf bis in die Liestaler Altstadt reicht und übrigens auch die Heizkörper am EBL-Hauptsitz mit Wärme versorgt.

Kein Preispoker eingegangen

Die EBL will nun ihre 16 dezentralen Wärmeverbünde zwischen Pratteln und Ormalingen zu einem einzigen Grossverbund zusammenschliessen. Diese Vision existiert seit 1993 und trägt den Namen «Erneuerbare Energieschiene Ergolztal» – oder kurz: 3ET. Steiner spricht von einem «Leuchtturmprojekt für die Region». Er will den Anteil erneuerbarer Energieträger von heute 37 auf 80 Prozent erhöhen. In den kommenden Jahren sollen 340 Millionen Franken in Entwicklung und Ausbau des Grossverbunds investiert werden. Und bis 2025 sollen 27’000 Haushalte mit Wärme und 9000 Haushalte mit Strom aus 3ET versorgt werden.

Auch EBM-Chef Conrad Ammann zeigte sich erfreut über die Übernahme des Fernwärmeverbundes Polyfeld in Muttenz – auch wenn man mit 9,5 Millionen Franken «eher zu viel bezahlt» habe, wie er sagt. «Trotzdem glaube ich, dass es das Richtige ist.» Die EBM plant Investitionen von weiteren 7,7 Millionen Franken für die Erneuerung und den Ausbau des Netzes, das heute von der Kantonsgrenze an der St.-Jakob-Strasse bis zum Bahnhof Muttenz reicht. So soll etwa der Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, dessen Inbetriebnahme 2018 vorgesehen ist, an den Polyfeld-Wärmeverbund angeschlossen werden.

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