Die BASF möchte ihren Giftmüll im Grenzacher Boden lassen und so viel Geld sparen. Zentrales Argument des Chemie-Multis ist die Belästigung der Wohnbevölkerung durch Lastwagen während des Totalaushubs. Ein falsches Spiel, wie sich bei genauem Hinsehen zeigt.
Die Sanierung der Kesslergrube in Grenzach erhitzt die Gemüter. Während die Roche eine alte Giftmüllgrube ausheben und entsorgen wird, will die BASF gleich nebenan ein viel grösseres belastetes Gelände bestehen lassen. Zur Sanierung will BASF die Deponie unterirdisch einmauern und mit einer Deckfolie oberflächlich versiegeln. Geschätzte 15’000 Tonnen Giftmüll dürften so weiter direkt am Rhein schlummern. Das aus dieser Grube abfliessende Wasser ist belastet und wird bereits heute abgepumpt. Das Bundesland Baden-Würtemberg hat die Grube deshalb zum Sanierungsfall erklärt.
Nachhaltig oder nachhaltiger?
Rechtlich ist das Vorgehen der BASF zwar zulässig, wie ein Gutachten des Landratsamts Lörrach zeigt. Auch das Vorgehen der BASF sei «nachhaltig». Allerdings wäre ein Totalaushub laut Studie noch «nachhaltiger». Den Grenzachern stinkt der Giftmüll, der im Boden bleiben soll, gewaltig. Politisch setzt sich das Zukunftsforum Grenzach-Wyhlen mit der Kesslergrube auseinander. Bei der TagesWoche kommentierte Community-Mitglied Fusnist: «Ich bin aus Grenzach, und welche Sturheit und Arroganz BASF hier an den Tag legt, ist unglaublich.»
Die BASF hüllt sich derweil in die Fetzen der Nachaltigkeit, die übrig bleiben. Auf Anfrage der TagesWoche schreibt das Unternehmen: «Die BASF nimmt ihre Verantwortung für die Altablagerung Kesslergrube wahr und setzt sich für eine nachhaltige Sanierung der Deponie ein.» Dass die Firma anders vorgeht als die Roche bei der Deponie nebenan, begründet BASF damit, dass das Areal rund doppelt so gross und dichter bebaut sei als das der Roche.
Gemeinderat: «Nicht nachhaltig»
Allerdings teilen nicht alle Parteien die Einschätzung der BASF: Der Gemeinderat (das Parlament der Gemeinde) hat am Dienstag einstimmig eine Stellungnahme verabschiedet, wonach die Sanierungsmethode der BASF für nicht nachhaltig befunden wird. Monika Neuhöfer-Avdic, Leiterin des Bauamts Grenzach-Wyhlen äussert sich ebenfalls kritisch zu den Plänen: «Aus Sicht der Gemeinde ist dieses Vorgehen bedauernswert. Damit werden die hochwertigen Flächen direkt am Rhein nicht nachhaltig saniert.»
Bleibt der Giftmüll im Boden, kann die Gemeinde das Land nicht ohne Weiteres nutzen. Auch die Folgekosten, die durch spätere Sanierungen der Ummantelung entstehen können, seien nicht abschätzbar, so Neuhöfer-Avdic. Sicher sei: «Es wäre ein besseres Gefühl, wenn das Material endgültig aus dem Boden geholt wird.» Das Vorgehen der BASF in Sachen Kesslergrube scheint damit zwar rechtlich zulässig, aber langfristig nicht die bestmögliche zu sein.
BASF will Sondermüllentsorger
Die BASF hingegen weist darauf hin, dass ein Totalaushub der Deponie mit gravierenden Folgen für die anliegende Wohnbevölkerung verbunden wäre. Während mindestens 15 Jahren würden Lastwagen durch die umliegenden Quartiere fahren, liess der BASF-Projektleiter Livio Ulmann verlauten.
Seine Gegner vom Zukunftsforum Grenzach-Wyhlen stellen aber klar, dass sich ausgerechnet die BASF für die Einrichtung eines Sondermüllentsorgers in Grenzach-Wyhlen einsetzt. Dieser würde «bei Auslastung seiner beantragten Kapazitäten täglich bis zu 80 LKW-Ladungen» hochgiftigen Müll nach Grenzach bringen, wie die Gegner in einem offenen Brief schreiben. Die Bemühungen um Schonung der Wohnbevölkerung lösen sich damit in Schall und Abgas auf.