Basler Folklore und ein bisschen Top Secret

Basel und Folklore, das heisst Fasnacht und Trommelkultur. Ein Klischee? Ein wahres Bild. Aber freuen wir uns, dass hier wie bei kaum einer anderen Schweizer Volkskultur Welten aufeinander prallen.

Man kann von Militärmusik halten, was man will: Um Top Secret kommt man in Basel nicht mehr herum. (Bild: Keystone, Georgios Kefalas)

Basel und Folklore, das heisst Fasnacht und Trommelkultur. Ein Klischee? Ein wahres Bild. Aber freuen wir uns, dass hier wie bei kaum einer anderen Schweizer Volkskultur Welten aufeinander prallen.

Des Baslers Herz, das ist bekannt, schlägt nicht im Doppelschlag, nein, es ruesst, es fäägt, es jubiliert, und sein Schlag klingt wie ein Schlebb und verwandelt sich zum perlenden Fünferruef, wenn die fünfte Jahreszeit zu leben beginnt: die Fasnacht mit ihren Vorboten und Nachboten der Trommel- und Vereinskultur.

Zur Trommelkultur zählt auch das Basel Tattoo. Davon mag man halten, was man will. Ohnehin grenzt es schon an Blasphemie, beides in einen Topf zu werfen, obwohl das eine das Kind des anderen ist, denn wie sonst sollte sich ausgerechnet in Basel ein Militärmusikfestival entwickeln, wenn nicht aus den Reihen strammer Tambouren wie die der Hochleistungstrommler von Top Secret.

Multikulti ist politisch opportun, aber sich als Schmelztiegel verschiedener Kulturen zu sehen, so weit ist Basel dann doch nicht. 

So können wir uns 2015 darauf freuen, dass am Basel Tattoo endlich wieder Top Secret auftreten. Denn viel Schweizer Folklore ist dem gemeinen Basler ja nicht geblieben; eine Trachtenkultur ist kaum existent, unsere einzigen Berge – halt, Hügel! – bildet der Jura, und überhaupt überlässt man hier alles Bäuerliche lieber den Landschäftlern. Multikulti ist durchaus politisch opportun, man lebt im Prinzip sogar sehr gerne damit, aber sich zu Zwecken folkloristischer Selbstdefinition vordergründig als Schmelztiegel verschiedener Kulturen zu sehen, so weit ist Basel dann doch nicht. 

Oder doch? Denn was ist die Basler Fasnacht anderes als ein gigantischer Schmelztiegel von Landschäftlern, Stadtkindern, Migrantinnen und Expats in Kostümen und Larven? Was macht Erik Julliards Basel Tattoo anderes, als Formationen fremder Länder der Stadt zu präsentieren und einen Hauch internationalen Stallgeruchs nach Basel zu bringen?

Vielleicht ist genau das das Verdienst der Basler Folklore: So merkwürdig eigensinnig sie erscheinen mag, sie verbindet immerhin Welten. Und sei es nur eine Ecke im Glaibasel mit Blaskapellen royaler Provenienz.

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