«Vom Zimt zum Stern» heisst die diesjährige Weihnachtsausstellung des Museums der Kulturen. Es geht dabei um Anis, Gewürznelken und andere festliche Gewürze. Klingt romantisch? Ist es auch.
In den Bäckereien mag es nur Grättimannen zum Kaufen geben, aber die TagesWoche weiss aus mehreren, total voneinander unabhängigen Quellen: Wenn Familien daheim Grättimänner backen, formen die Mädchen immer auch Grättifrauen, also Teigfiguren mit Rock und langen Haaren.
Das Newsportal «Watson» findet: Das geht gar nicht. Grättifrauen (bzw. Grittifrauen, wie es auf Zürcherisch heisst) seien ein «total beknackter Gendervorschlag» las man dort letztes Jahr.
Feministenkeule oder Reformator
Was die Autorin wahrscheinlich nicht wusste: Grättifrauen haben Tradition! Sie sind keine Erfindung der «Feministenkeule», wie sie schreibt.
Ausser man zählt den Zürcher Reformator Heinrich Bullinger dazu. Dieser fromme Mann sprach nämlich bereits im 16. Jahrhundert von «Grättifraueli»: «Der Felix nehm zem ersten s’Horn, das Frowli esse er erst morn.» Wenn das mal kein historischer Beleg für die Existenzberechtigung von Grättifrauen ist!
Eine richtige Wohlfühlausstellung
Das hat die TagesWoche (leider) nicht selber herausgefunden, nein, das hat sie in der diesjährigen Weihnachtsausstellung des Museums der Kulturen gelesen. «Vom Zimt zum Stern – himmlische Düfte aus aller Welt» heisst sie und zeigt die Geschichte der Gewürze in der Weihnachtsbäckerei.
Das klingt romantisch, oder? Ist es auch. Denn Kurator Dominik Wunderlin streift die blutige Handels- und Kolonialgeschichte von Muskantnuss, Anis, Safran und Co. nur am Rande.
«Verzuckerte Lebkeuchly»
Lieber konzentriert er sich darauf, in welchen schönen, handgeschnitzten Dosen und Laden die Schweizer früher die wertvollen Gewürze aufbewahrt haben (besonders hübsch: Kästchen mit Stroh- und Stoffornamenten aus dem Jahr 1700, ungefähr).
Schönes Handwerk für die Aufbewahrung wertvoller Gewürze. (Bild: © MKB)
Auch schön: Die Geschichten traditioneller Feiertagsleckereien wie Glühwein, Königskuchen oder der Basler Läckerli.
Ja, Sie haben richtig gelesen: Die Basler Läckerli sind eigentlich ein Weihnachtsgebäck. Es handelt sich nämlich um ein «verzuckertes Lebkeuchly», das wahrscheinlich im 17. Jahrhundert entstand, als sich das Handwerk der Zuckerbäcker entwickelte.
Allerdings ist das Läckerli schon ein spezielles Lebküchlein: Die Zuckerbäcker verwendeten von Anfang an grob gehackte Zutaten, und eben, einen Zuckerguss, den man erst nach dem Backen aufträgt.
Vanille in der Nase, Sterne über dem Kopf
Als Besucherin meint man fast, in einer solchen Bäckerei gelandet zu sein. Okay, das ist ein bisschen übertrieben. Aber wenn man durch die Ausstellung geht, riecht man plötzlich – ja was eigentlich?
Etwas Süssliches, ein Gemisch aus Vanille, Zimt, Anis, Gewürznelken… Der Geruch kommt von den Gewürzmühlen und Mörsern aus der Sammlung des Museums. Und den Behältern, die Wunderlich für die Besucher aufgestellt hat. Damit sie an den Gewürzen riechen können.
Mahlen, raspeln, stampfen: Das Museum zeigt seine Sammlung alter Gewürzmaschinen. (Bild: Omar Lemke © MKB)
Eine richtig schöne, weihnachtliche Wohlfühlausstellung also. Und dann erst noch schön angerichtet. Die Zuschauerin betritt einen sternförmigen Raum, der aussen mit Zimtsternen bemalt ist und innen überdacht mit einer blauen Decke, an der kleine Lämpchen leuchten wie Sterne am Himmel.
Zimtstern, ich hab dich gern. Die Ausstellungswände bilden einen fünfzackigen Stern. (Bild: Omar Lemke © MKB)
Falls Ihnen das nun aber doch etwas zu Friede, Freude, Eierkuchen ist: Am 7. Dezember hält Kurator Wunderlin einen Vortrag über den blutigen Safrankrieg (18 bis 20 Uhr).
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«Vom Zimt zum Stern – Himmlische Düfte aus aller Welt». Museum der Kulturen, Münsterplatz 20, 4051 Basel, bis 8. Januar 2017