Basler Primarschüler fallen bei Kantonsvergleich durch

Ein Bericht der Universität Zürich stellt Basler Primarschülern ein schlechtes Zeugnis aus. Bildungsexperten sehen den Grund dafür in der Bevölkerungsstruktur.

In Mathematik sind die Unterschiede zu den umliegenden Kantonen am grössten.

(Bild: Matto Matteo)

Ein Bericht der Universität Zürich stellt Basler Primarschülern ein schlechtes Zeugnis aus. Bildungsexperten sehen den Grund dafür in der Bevölkerungsstruktur.

Der Befund ist eindeutig: In Basel-Stadt fallen die Ergebnisse von Primarschülerinnen und -schülern gegenüber Solothurn, Aargau und Baselland schlecht aus. Das zeigt ein Bericht der Universität Zürich, die erstmals standardisierte Leistungsmessungen an Schulen in der Nordwestschweiz durchführte.

In den unteren Primarschulstufen sind die Unterschiede gering. Die Tests, die zu Beginn der 3. Klasse erhoben wurden, zeigen Basler Schülerinnen und Schüler bei Deutsch und Mathematik leicht im Rückstand. Der Mittelwert (schwarzer Balken) zeigt, wo der Durchschnitt der getesteten Klassen liegt.

In den oberen Primarschulstufen sind die Unterschiede zu den umliegenden Kantonen grösser. Getestet wurden Deutsch, Französisch, Mathematik und Natur und Technik.

Bei allen Fächern liegt der Basler Mittelwert hinter den Vergleichskantonen – ausser bei Französisch, hier liegt Solothurn hinter Basel-Stadt (im Aargau wird Englisch und nicht Französisch als erste Fremdsprache gelehrt).

 

Was bei den Werten auffällt: Die Bandbreite der Ergebnisse ist in Basel-Stadt meistens am grössten. Das heisst, hier sind laut Test sowohl die schwächsten, als auch die stärksten Schülerinnen und Schüler beheimatet.

Gründe für das Resultat liefert der Bericht gleich mit. In Basel-Stadt liegt der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Deutsch als Zweitsprache deutlich am höchsten. Etwa 50 Prozent spricht eine andere Muttersprache als Deutsch. Bei den anderen Kantonen liegt dieser Wert bei etwa 30 Prozent.

Auch in der Kategorie «benachteiligt» liegen Basler Schülerinnen und Schüler weit vor ihren Gspänli in den umliegenden Kantonen. Benachteiligt – das heisst zum Beispiel, dass die Eltern einen tiefen Bildungsstandard haben.

«Kein blindwütiger Aktionismus»

Dieter Baur, Leiter Volksschulen Basel-Stadt, führt das Resultat auf die Bevölkerungsstruktur zurück. Er meint, Sprachprobleme würden sich nicht nur im Fach Deutsch bemerkbar machen, sondern auch in Fächern wie Mathematik. «Bei Französisch kann es hingegen einen Vorteil darstellen, wenn eine Schülerin oder ein Schüler zweisprachig aufgewachsen ist.»

Für Baur sind die Resultate nicht überraschend. Bereits in früheren Jahren zeigten damals noch nicht standardisierte Leistungs-Checks ähnliche Ergebnisse. Deshalb ist für Baur klar: «Aufgrund der Resultate verfallen wir nicht in blindwütigen Aktionismus.»

Auch Gaby Hintermann, die Präsidentin der kantonalen Schulkonferenz, sieht die Ergebnisse im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld der Schülerinnen und Schüler. In Basel-Stadt habe man es mit einer «sehr heterogenen Schülerschaft zu tun, die sehr unterschiedliche soziale Hintergründe hat.»

Leistungs-Check in der Kritik

Wichtiger als Leistungs-Checks ist für Hintermann generell das Feedback, das sie direkt von Schülerinnen und Schülern erhält.

Die Tests sind denn auch umstritten. An der Gesamtkonferenz der kantonalen Schulkonferenz wird nächste Woche über die Abschaffung der Leistungs-Checks diskutiert.

Eine Resolution fordert, «die unnötigen und teuren externen Leistungs-Checks» abzuschaffen. Diese würden bloss zu einer «Teaching-to-the-Test»-Mentalität der Lehrpersonen führen. Das entwerte den Unterricht.

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