Eine Woche lang haben wir uns Frauen gewidmet, die Basel den Rücken gekehrt haben. Zum Schluss gibt es eine Bilanz – mit den Beweggründen der Frauen und ihrem Blick auf unsere Stadt aus der Ferne.
Es verschlägt sie in alle Himmelsrichtungen. Sei es für die Liebe, die Ausbildung, oder einfach, weil sie sich nie ganz richtig am Platz fühlten in dieser Stadt und vom Leben in einem anderen Land träumten. Die Auswanderinnen, mit denen wir gesprochen haben, sind nur wenige von vielen, die Basel in den letzten Jahren und Jahrzehnten den Rücken gekehrt haben.
Die Schweiz ist stur und engstirnig. Ein Klischee? Mag sein. Klischees können sich aber auch bewahrheiten. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man die Kurzinterviews von Basler Auswanderinnen liest: Fast einstimmig bezeichnen sie Basel in irgendeiner Form als engstirnig und ein bisschen kleinlich.
Öffnungszeiten und Angst vor Fremden
Genannt werden zum Beispiel die Angst und Zurückhaltung im Umgang mit dem Fremden, die langläufige Bürokratie und die kurzen Öffnungszeiten von Läden und Bars. Katharina Hecker, die heute in Australien lebt, bemängelt zudem die platzmässige Enge, die sich auch auf die Gemüter auswirke. Sie schreibt: «In der Schweiz ist ‹aber› wohl das meistgebrauchte Wort, hier ist es ‹no worries›».
An ihrem neuen Wohnort hingegen schätzen Auswanderinnen zum Beispiel die «Weite», «die Spontaneität und Kreativität im Umgang mit neuen Herausforderungen», «die Lebensfreude» und «das Kindergelächter auf der Strasse und in Restaurants». Einzig Regula Weller, die es nach Schwyz verschlug, lobt die Offenheit und Lebensfreude der Basler. Es mag also sein, dass eine gewisse Engstirnigkeit vielmehr eine Schweizer als eine Basler Eigenschaft ist – und Basel im gesamtschweizerischen Vergleich eher gut abschneidet. Aber das sind Spekulationen einer Baslerin auf zu dünnem analytischen Boden.
Weihnachtsbeleuchtung und Marroni
Die Auswanderinnen ziehen natürlich nicht nur über Basel her. Es gibt auch typisch Baslerisches, das ihnen fehlt. Abgesehen von Freunden und Familie vermissen fast alle den Rhein. Der Fluss, der mitten durch die Stadt fliesst, in dem man schwimmen und an dessen Ufer man flanieren kann, ist ein spezielles Wahrzeichen Basels, dessen Wert man aus der Ferne schätzen lernt.
Max Küng schreibt in seinem Essay der Wochenausgabe der TagesWoche, Basel sei wie ein warmer, weicher Pulli. So schwingt auch bei den Aufzählungen der Dinge, die Auswanderinnen vermissen, eine gewisse Geborgenheit mit: Die Weihnachtsbeleuchtung in der Freien Strasse, heisse Marroni, Migrosprodukte, mit dem Gottenkind an die Herbstmesse gehen, die Verbundenheit zwischen den Generationen; zwischen Jung und Alt.
Je nach Auswanderungsort verändert sich auch der Blick aus der Ferne auf Basel. Hecker vermisst in ihrem australischen Nationalpark das Basler Kulturleben, während Christine Haller in New York dasselbige «inzestuös» vorkommt.
Mit ihrem Heimatort Basel haben viele noch nicht ganz abgeschlossen. Gut die Hälfte der Frauen zieht es in Erwägung, zurückzukehren. Für andere kommt eine Rückkehr aber nicht in Frage, so etwa Ursula Heckendorn, die in Rumänien ihr Traumland gefunden hat. Anne Leonie Auer käme nur für eine Wohnung direkt am Rhein aus Paris zurück. Und Weller, die wegen dem Job ihres Freundes in Schwyz landete, würde sehr gerne wieder in Basel leben – «die Lebensqualität ist sehr hoch».
Letztlich bleibt uns nur noch eines zu sagen: Vielen Dank für das Mitmachen bei unserem Aufruf, liebe Leserinnen. Und «Sorry!» an jene, die wir nicht mehr berücksichtigen konnten.