Die Bauarbeiten auf dem Roche-Areal sind in vollem Gang. Weil das Lärm macht, zahlt die Pharmafirma Anwohnern hohe Entschädigungen.
Roche investiert bis 2024 drei Milliarden Franken in ihren Hauptsitz im Wettsteinquartier. Im Moment wird das Fundament für den 205 Meter hohen Bau 2 vorbereitet. Dieser soll bis 2022 fertig werden. Daneben entsteht das Forschungs- und Entwicklungszentrum, das aus vier Gebäuden besteht.
Bei solch gigantischen Plänen will Roche auch die Quartierbevölkerung an Bord haben. Man leiste gerne einen Beitrag für die Quartierbevölkerung, erklärt Roche-Mediensprecher Karsten Kleine: «Wir verstehen uns als Teil des Quartiers.»
So zahlt der Konzern zum Beispiel Entschädigungen für die Lärmbelästigung – bis zu 30 Prozent der Mietpreise, gestaffelt gemäss der Nähe zur Baustelle.
Einsprachen verhindern
Für Beat Leuthardt vom Basler Mieterverband ist das grosszügig. Denn die Gesetzeslage, wann ein Bauherr Entschädigungen für Lärmemissionen zahlen muss, sei unklar und sehr vom Einzelfall abhängig. Zwar habe der Kanton beim Bau der Nordtangente, die 2007 eröffnet wurde, ebenfalls Mietentschädigungen von bis zu 30 Prozent bezahlt. Ansonsten komme eine solche Regelung aber eher selten vor.
Leuthardt vermutet, solche hohen Entschädigungen würden dazu dienen, Einsprachen aus dem Quartier zu verhindern: «Es ist ein Weg, für gute Stimmung zu sorgen.»
Deal mit Anwohnern
Niklaus Trächslin, der Präsident des Vereins Hauseigentümer und Anwohner Wettsteinquartier (Heaw), erachtet die Entschädigungen von Roche nicht als Akt der Freundlichkeit, sondern als notwendiges Entgegenkommen gegenüber der Anwohnerschaft.
«Die Situation für die Anwohner wird in den nächsten fünf, sechs Jahren alles andere als schön», sagt Trächslin, der selbst in unmittelbarer Nähe zu Roche wohnt.
Das Entgegenkommen von Roche sei auch als Deal zu verstehen gewesen, der einige Anwohner ihre Einsprachen gegen die Bebauungspläne zurückziehen liess. «Es wird sich im Verlaufe der Bauarbeiten weisen, ob sich die Massnahmen bewähren.» Möglicherweise werde Roche noch mehr bieten müssen.
Anwohner dürfen ins Roche-Hallenbad
Neben den Mietzinsreduktionen hat Roche auch eine Nachbarschafts-Hotline eingerichtet, bei der sich Anwohner melden können, wenn sich Bauarbeiter zum Beispiel nicht an die vorgeschriebene Mittagspause halten oder ein Scheinwerfer bis spät in die Nacht ins Zimmer leuchtet.
Zudem hat Roche den Anwohnern 1500 Schallschutzfenster spendiert, damit diese weniger vom Baulärm mitbekommen. Dazu kommt ein weiterer Vorzug für die Anwohner, der bereits seit einiger Zeit besteht: Sie dürfen das Hallenbad im Personalhaus gratis mitbenutzen.
Wie viel sich Roche das Engagement für die Nachbarschaft insgesamt kosten lässt, will Kleine nicht beantworten.