Zerwürfnis zwischen Markus Somm und der Kolumnistin Güzin Kar. Ihre Kunstfigur Hüsnü, eben erst als Buch auf den Markt gebracht, wird ab sofort nicht mehr in der «Basler Zeitung» auftauchen.
Als Drehbuchautorin ist Güzin Kar seit Jahren darauf spezialisiert, Menschen zu beobachten und sich eigene Figuren auszudenken – was sie vorzugsweise im unterhaltsamen Bereich tut. Als Migrantin kennt sie die Klischees, mit denen Türkinnen und Türken in der Schweiz konfrontiert werden – und auch jene, die wahr sind. Und als Kolumnistin, die sich mit Gender-Themen auseinandersetzt, scheut sie sich nicht davor, sich ins andere Geschlecht hineinzufühlen.
Komischer Lebensberater
Eine Kombination all dieser Erfahrungen mündete in den letzten zwei Jahren in der Kolumne «Hüsnü hilf», worin sie der BaZ-Leserschaft einen einfühlsamen Schnauzträger näherbrachte: Hüsnü Haydaroglu, angeblich in einem Call Center in Pratteln angestellt und nebenbei komischer Lebensberater für die Leserschaft. Ein bisschen wie der Berner Müslüm also, mit Alphabet aber ohne Beats.
(Bild: Keystone)
In einem grossen Interview outete die BaZ am 1. April (kein Scherz!) Güzin Kar als Ghostwriterin, unterhielt sich mit ihr über «ihren Seelenverwandten und das gemeinsame Buch». Der Zürcher Verlag Kein + Aber hatte sich entschieden, «Hüsnü hilf!» in erweiterter Fassung auf den Markt zu bringen.
Mit einer «Castingshow» wurde das Buch tags darauf im Unternehmen Mitte getauft, anwesend war auch BaZ-Kadermitarbeiter Eugen Sorg, der Güzin Kar schon von «Weltwoche»-Zeiten her kannte und die Kolumnen betreute. Vor Ort sei auch BaZ-Promi-Jägerin Tamara Wernli gewesen.
Auf Facebook geoutet
So viel Support ist richtig und üblich, jedes Medium soll seine Kolumnistinnen und Kolumnisten featuren und feiern. Umso irritierender daher, dass nun Hüsnü auf seiner Facebook-Seite mitteilt, er sei von der BaZ rausgeworfen worden.
Was ist geschehen? Güzin Kar klärt uns auf: «Hüsnü wurde geköpft.»
Sie war an einem Kongress von Filmschaffenden, als sie von Markus Somm einen Anruf erhielt. Der BaZ-Chefredaktor sei ausser sich vor Wut gewesen, «seiner Ansicht nach hätten die Texte nicht ohne Genehmigung der BaZ als Buch erscheinen dürfen, und zweitens hätte die BaZ im Buch erwähnt sein müssen», so Kar. «Der Punkt ist aber, dass zwischen der BaZ und mir schriftlich vereinbart ist, dass alle Nutzungsrechte der Texte mir gehören. Also, ich verstehs nicht», teilt die Kolumnistin mit.
Markus Somm: «Kein Kommentar»
Wir auch nicht, weshalb wir rasch bei BaZ-Chef und Neuverleger Markus Somm nachgefragt haben. Warum die Kündigung der Kolumnistin? «Kein Kommentar», lässt dieser ausrichten.
Was bleibt: Die Verwunderung, dass die BaZ nach Sibylle Berg auch die zweite bekannte Autorin, Güzin Kar, als Kolumnistin aufgibt – und das jetzt, da «Hüsnü» den Sprung in die Buchläden geschafft hat. Was ja auch dem Bekanntheitsgrad der BaZ-Kolumne nur zuträglich sein könnte, egal wo genau die Copyright-Grenze liegt. Zu klärenden Gesprächen zwischen beiden Verlagen sei es nicht mehr gekommen, wie Kar auf ihrer Facebook-Seite schreibt.
Hüsnü wie Güzin wissen sich zu trösten: Seit einigen Wochen schreibt die Autorin unter ihrem eigenen Namen für den «Tages-Anzeiger». Und just, als sie die Kündigung der BaZ ausgesprochen erhielt, öffneten sich neue Türen. Am Filmemacher-Kongress wuchs das Interesse: Ihre Kunstfigur Hüsnü, teilt Kar mit, soll jetzt auch verfilmt werden.