Nach einmonatiger Besetzung wurde der Schiessplatz in Allschwil geräumt. Dem Räumungskommando stellte sich bis auf zwei Besetzer und einige Barrikaden niemand entgegen. Nun sind die Bagger am Werk, Immobilien Basel-Stadt zufrieden und die Anwohner ein wenig verwundert.
Hohe Staubwolken stoben am Dienstagmorgen aus den Trümmern, während die Bagger mehr oder weniger zielstrebig die Wände des alten Schiessplatzes niederrissen. Diese Staubwolken sollen bis am Abend verschwunden sein, teilte die Basellandschaftliche Polizei am Dienstagmorgen den Medien mit, und damit auch das Gebäude. Ob bis dahin allerdings auch die Gewitterquellwolken verschwunden sind, welche über den Gemütern der Konfliktparteien schweben, ist anzuzweifeln.
Die Pressekonferenz, die anlässlich der endgültigen Räumung des besetzten Gebäudes einberufen wurde, zeigte zufriedene Teilnehmer. Um 05.45 Uhr sei der Räumungstrupp samt Feuerwehr und Sanität vor Ort gewesen, teilte Polizeikommandant Christoph Naef mit. Ganz im Gegenteil zu den Besetzern, die wohl nicht so früh mit einem Einsatz gerechnet hatten. «Erwartet haben wir 10 bis 30 Leute», so Naef, «da wir allerdings nie im Gebäude waren, konnte diese Zahl nur geschätzt werden».
Zwei Personen wurden dennoch in einer Wohnung zwischen den zwei Türmen entdeckt, geweckt und nach einem verstrichenen letzten Ultimatum von der Polizei festgenommen. Die beiden Besetzer, ein Mann und eine Frau, hätten «passiven Widerstand» geleistet. Gegen sie wird nun seitens Polizei Anzeige in Sachen Hausfriedensbruch und verhinderter Amtshandlung erstattet.
Immobilien Basel-Stadt ihrerseits verzichte auf zivilrechtliche Klagen, meinte Sprecherin Barbara Neidhart. Ob die übrigen Besetzer, die rund einem Monat ad interim den Schiessplatz bewohnten, mit einer Klage rechnen müssen, bleibt bis auf Weiteres unklar. «Es handelt sich hier um eine Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Ob eine Kostenbeteiligung von Privaten gefordert wird, ist noch völlig offen und muss nun abgeklärt werden», so Stephan Mathis, Generalsekretär der Sicherheitsdirektion Basellandschaft. Nach Schätzungen nahmen an der Räumungsaktion ungefähr 80 Polizeikräfte teil.
Dialog ohne Einigung
Dass man die Besetzer ohne Anhörung auf die Strasse gestellt habe, verneint der Allschwiler Gemeindepräsident und Baselbieter Regierungsratskandidat Anton Lauber (CVP). Kurz nach der Besetzung habe er persönlich mit einigen Leuten vor Ort gesprochen, sie auf die geltenden Vorschriften aufmerksam gemacht und aufgefordert, das Areal zu verlassen – erfolglos, wie der Verlauf der Geschichte zeigt.
«Dass weder eine Zwischennutzung noch längerfristige Wohnmöglichkeiten aufgrund der Allschwiler Zonenplanung möglich sind, wurde von Anfang an mitgeteilt», so Lauber. Dennoch sei eine Delegation der Besetzergruppe zu einem Gespräch eingeladen worden und habe ihr Anliegen und den Wunsch nach einem Raum für die Kultur vorgebracht. «Es war ein guter, konstruktiver Austausch», meint Lauber. Dass der Austausch für die Besetzer und Sympathisanten erfolglos blieb, zeigten spätesten die Bagger und Lastwagen am Dienstagmorgen.
Bis am Abend sollen diese jedoch bereits wieder verschwunden sein. Übrig bleiben wird mehrheitlich Brachland, auf dem frühestens in drei bis vier Jahren bauliche Resultate zu sehen sind. Im hinteren Teil des Geländes soll gemäss Neidhart von IBS ein Park für die Allgemeinheit entstehen, jedoch müsse die Grünfläche zuerst saniert werden.
Auch der linke Teil des Gebäudes wird nicht in die Erde gestampft, sondern soll zukünftig als «Raum für die Öffentlichkeit» erhalten bleiben. Unter einem solchen Nutzungsbegriff sieht Neidhart «beispielsweise ein Restaurant». Eine Wohnüberbauung wird hingegen den vorderen Teil des Areals einnehmen. Die genauen Pläne von IBS sind noch nicht ganz klar, dieser Meinung sind auch die Anwohner. «Schlussendlich stehen hier überteuerte Wohnungen und ein Park, in dem ab 20.00 Uhr Nachtruhe gilt», so ein Passant, der sich das Abrissszenario mitanschaut.
Missgestimmte Anwohner
Wie es nun tatsächlich um die Gemütslage der Anwohner bezüglich Besetzung und Abriss des Schiessplatzes steht, ist nicht ganz klar. Teils scheint die Räumung ein auch von der Bevölkerung mitgetragener Entscheid zu sein, teils schütteln Anwohner ob dem Verhalten seitens IBS und Polizei den Kopf.
«Seit Jahren fanden im leerstehenden Gebäude immer wieder Partys statt. Dabei wurden Teile des Gebäudes demoliert und vollgesprayt. In all dieser Zeit zeigten IBS und Polizei keinerlei Reaktion», meint Hans Werner, Landwirt unweit des Schiessplatzes. Wieso gerade jetzt eingegriffen wurde, ist ihm ein Rätsel. Im Gegensatz zu den Ereignissen in der Vergangenheit habe es sich bei den Besetzern um ruhige, anständige Leute gehandelt, die um eine sinnvolle Benützung bemüht waren, meint Werner.