Eltern fordern in einer Petition Verbesserungen des Angebots der Basler Kinderbetreuung. Viele sind unzufrieden mit der Vermittlungspraxis.
Eine passende Kinderbetreuung zu organisieren ist für viele Eltern in Basel immer noch eine schwierige Aufgabe. Deswegen wurde vor Kurzem eine Petition lanciert, die verlangt, dass dies einfacher wird. Die Petition wurde angeregt, als sich einige Eltern über die Schwierigkeiten beim Organisieren der Kinderbetreuung austauschten, sagt Mitinitiantin Gesine Fuchs.
«Es braucht eine grössere Vielfalt an Betreuungsangeboten», sagt Gesine Fuchs. Die Bedürfnisse der Familien seien sehr unterschiedlich. Eltern, die unregelmässig oder nicht zu den üblichen Bürozeiten arbeiten und solche, bei welchen die Grosseltern nicht in der Nähe seien, oder Alleinerziehende benötigten oft ein Betreuungsangebote zu Randzeiten.
Betreuung zu Randzeiten noch Ausnahme
Das Kinderhaus St. Jakob startet nach den Sommerferien ein Pilotprojekt mit verlängerten Öffnungszeiten für eine Gruppe Kinder. Eigentlich hätte das Projekt früher beginnen sollen, es sei unter anderem aber wegen mangelnder Nachfrage verschoben worden, sagte Patrizia von Falkenstein, die Präsidentin des Trägervereins ist. Gesine Fuchs sagt dazu, es sei normal, dass bei neuen Betreuungsangeboten nicht sofort alle Plätze belegt seien, da ein solcher Betrieb erfahrungsgemäss eine Anlaufzeit von bis zu drei Jahren benötige.
Praxis der Vermittlung bei Tagesstrukturen umstritten
Die Petition macht sich unter anderem auch stark für mehr Transparenz bei der Vermittlungsstelle für Betreuungsplätze und auch im Umgang mit den Eltern bei der Organisation der schulischen Tagesstrukturen.
Irritierend für die Eltern ist Folgendes: In der Verordnung über die Tagesstrukturen ist festgelegt, dass Eltern die mehr Betreuungsmodule buchen, eine bessere Chance auf einen schulinternen Platz haben. Man wolle Eltern mit grossem Betreuungsbedarf zuerst helfen, begründet Pierre Felder, Leiter Volksschulen Basel-Stadt diesen Punkt in der Verordnung.
«Wir wollen einen Anreiz schaffen für jene, die ihre Kinder öfter betreuen lassen. Denn das stärkt die Stabilität in der Gruppe, wenn sich die Kinder und Betreuer vertraut sind», so Felder.
Dabei stellt sich die Frage, ob dieser Ansatz nicht kontraproduktiv ist. Er könnte Eltern dazu verführen, mehr Betreuungsmodule zu buchen als sie eigentlich benötigen. So verringert sich die Platzzahl und Eltern, die wenige Module buchen wollen – diese aber wirklich brauchen – müssen sich nach externen Angeboten umsehen, weil ihre Anfragen geringere Priorität haben.
Plätze schaffen unter Zeitdruck
Genug Betreuungsplätze für die Kinder anzubieten sei schon schwierig , sagt Felder. Darum seien die schulinternen Tagesstrukturangebote auch auf externe Partnerangebote angewiesen. «Wir wollen nicht, dass Wartelisten entstehen», sagt Felder. Eine Schwierigkeit liege darin, dass die Schulhäuser nicht ausgebaut seien für Tagesstrukturen. «Viele Schulen kann man nicht ohne Weiteres ausbauen, da sie unter Denkmalschutz stehen.» Man sei ständig auf der Suche nach geeigneten bezahlbaren Räumlichkeiten und auch dankbar für Hinweise aus der Bevölkerung.
Ein weiteres Problem sei, gemäss Felder, dass es nicht leicht ist, genügend ausgebildetes Personal für die Betreuung der Kinder zu finden. «Die meisten sind selbst Eltern und wollen genau dann, wenn wir Spitzenzeiten in der Betreuung haben, für ihre Kinder da sein.» Das zeige sich vor allem bei den Mittagstischen.
Wohin mit dem Kind in den Schulferien
Man könne zum Beispiel von berufstätigen Müttern nicht erwarten, dass sie in den Schulferien aufhören zu arbeiten oder ihr Teilzeitpensum herabsetzen, sagt Gesine Fuchs. Oft werde Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihr Kind suchen, kurzfristig ab- oder zugesagt.
Wenn man das Erziehungsdepartement ausserdem auf die Problematik mit der Ferienbetreuung anspreche, heisse es: «Schicken Sie doch Ihr Kind in die Tagesferien.» Solche Ferienangebote sind allerdings nicht als Ersatz für die Tagesbetreuung gedacht. Tagesferien fänden meist unter der Woche zwischen 8.30 und 17.30 Uhr statt und seien erlebnispädagogische Angebote zu einem bestimmten Thema an einem bestimmten Ort.
«Kinder sind überfordert mit mehreren Angeboten hintereinander und wechselnden Gruppen, wenn sie nicht einfach mal sein können», sagt Gesine Fuchs. «Ausserdem sei jenen Eltern nicht gedient, die in einer Woche nur einzelne Tage Betreuungsbedarf haben.»
Für die Petition «Für mehr Qualität, Transparenz und Bedarfsgerechtigkeit in der Basler Kinderbetreuung» werden – auch online – noch bis zum 15. Juni 2012 Unterschriften gesammelt.