Birsfelden will sich neu erfinden

Neue Wohnungen an bester Lage, eine Verlängerung des Trams – Birsfelden will sich ein neues Antlitz geben. Die Gemeinde, so die Erkenntnisse des Gemeinderats und seiner Planer, müsse sich als Wohnquartier der Stadt Basel verstehen.

(Bild: zVg)

Neue Wohnungen an bester Lage, eine Verlängerung des Trams – Birsfelden will sich ein neues Antlitz geben. Die Gemeinde, so die Erkenntnisse des Gemeinderats und seiner Planer, müsse sich als Wohnquartier der Stadt Basel verstehen.

Birsfelden ist in den 1970er-Jahren stecken geblieben. Zu diesem Schluss kommen externe Planer, die vom Gemeinderat angeheuert wurden, um den Vorort in die Gegenwart zu befördern. Das von den Planern vorgelegte Stadtentwicklungskonzept Birsfelden (Stek) weist den Weg. Läuft alles nach Plan soll die Gemeinde bis 2030 nicht wiederzuerkennen sein:

Am Birsufer sind dann statt Einfamilienhäuschen mit Garten und Werkzeugschuppen, die Glasfronten teurer Wohnblocks zu sehen.




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Die 3er-Tramlinie wird verlängert und führt einen geplanten Sternenfeld-Boulevard bis zum Rhein herunter, ein neuer Baumgürtel trennt das Quartier vom nahen Hafenareal, auf der anderen Strassenseite sorgen Cafés für eine Belebung der Umgebung. 




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Auch das Rheinufer selbst soll, da es beste Wohnlage darstellt, «aufgewertet» werden, wie es in der Planungssprache heisst. Buvetten und Restaurants säumen das Ufer, dahinter geniessen gute Steuerzahler in grosszügigen, modernen Appartments die Aussicht auf Fluss und Natur.




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Gemeindepräsident Christof Hiltmann und Projektleiter Lars Kundert vom Zürcher Planungsbüro Planpartner AG wollen Birsfelden mit den besten Wohnquartieren der Stadt konkurrenzieren lassen. Birsfelden sei nicht mit anderen Baselbieter Gemeinden vergleichbar, sondern gehöre zum Basler Stadtzentrum. «Für die zukünftige Entwicklung muss sich Birsfelden als Wohnquartier der Stadt verstehen», glaubt Kundert.

Dafür seien die Voraussetzungen aufgrund seiner Lage neben Rhein, Birs und Hardwald eigentlich hervorragend. Das Problem der Gemeinde: In den 1970er-Jahren wurden alle Baureserven aufgebraucht, seither steht die Entwicklung still. Birsfelden ist gebaut, es gibt dort auch keine alten Industrieareale, die anderen Gemeinden zu neuem Schub verholfen haben.

Zwei Drittel aller Wohnungen haben 1 bis 3 Zimmer und sind damit verhältnismässig klein, die Bausubstanz ist alt. Für Familien ist die Gemeinde unattraktiv. Seit den 70er-Jahren schrumpfte die Bevölkerungszahl entsprechend von 15’000 Einwohnern auf noch 10’500. Hiltmann will diesen Trend umkehren.

Leere Kassen

Einfach wird die Neu-Erfindung des Basler Vororts nicht: In der Kasse herrscht gähnende Leere. «Wir werden kein eigenes Geld in die Hand nehmen können für die Entwicklung», räumt Gemeindepräsident Hiltmann (FDP) ein. Das strukturelle Defizit soll in den nächsten Jahren auf vier Millionen Franken und mehr anwachsen. Hiltmann will das Hallenbad schliessen und Sozialleistungen abbauen. Das Entwicklungskonzept soll neue Steuerzahler anziehen und das Gewerbe ankurbeln.

Grösstenteils sollen die Grundeigentümer selber für die Entwicklung sorgen, die Gemeinde will dazu die Ortsplanung umschreiben und zusätzliche Anreize wie höhere Ausnützungsziffern schaffen. Am Birsufer sollen die Hausbesitzer ermuntert werden, mit ihren Nachbarn Neubauprojekte zu entwickeln. Das Geld für die Verlängerung der Dreier-Linie soll vom Bund kommen. 

Parkplätze sollen verschwinden

Einzig die Neugestaltung des Dorfzentrums soll die Gemeinde Geld kosten, wobei man auch hier auf Investoren für mögliche Neubauten am Zentrumsplatz hofft. «Der Platz muss dringend entrümpelt werden», fordert Planer Kundert. Dazu sollen die Parkplätze verschwinden und der Platz zur Strasse hin geöffnet werden. So soll auch der Verkehrsfluss verlangsamt, Velowege und ÖV ausgebaut werden. Kundert: «Die Hauptstrasse gleicht heute einer Autobahn, das muss sich ändern.» Das Artikelbild gibt eine Idee, wie der Platz künftig ausschauen könnte.

In den kommenden zwei Wochen hat die Bevölkerung die Gelegenheit, die Pläne auf dem Zentrumsplatz zu studieren und ein Feedback abzugegeben. Anfang 2015 soll das fertige Entwicklungskonzept dann vorliegen. Oberste Priorität hat die Neugestaltung des Zentrums, die 2020 abgeschlossen sein soll. Darüber hinaus bleibt der Zeitplan vage.

Zukunft des Hafens entscheidend

Hiltmann kündigt auch Neuigkeiten zum Hafenareal an. Dort liegt das grösste Potenzial der Gemeinde für ihr weiteres Gedeihen. Doch erst müssen sich die beiden Basel einig werden, welche Pläne sie mit dem Hafen haben.

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