Blochers Vergleich mit der Judenverfolgung

Auf der BaZ-Redaktion ist nach dem neuerlichen Besitzerwechsel Ruhe eingekehrt. Christoph Blocher mag trotzdem nicht still bleiben: Er vergleicht die Kritik an seiner Person mit der Judenverfolgung.

Christoph Blocher fühlt sich verfolgt. (Bild: Keystone)

Auf der BaZ-Redaktion ist nach dem neuerlichen Besitzerwechsel Ruhe eingekehrt. Christoph Blocher mag trotzdem nicht still bleiben: Er vergleicht die Kritik an seiner Person mit der Judenverfolgung.

Kurz nach der Bekanntgabe des alten und neuen BaZ-Besitzers Tito Tettamanti äusserte sich SVP-Stratege und BaZ-Einflüsterer Christoph Blocher zur Kritik vieler Basler an ihm und an BaZ-Chefredaktor Markus Somm. «Diese Verfolgung kommt mir vor wie damals, als man gesagt hat: Kauf nicht bei Juden», sagt Blocher auf seiner Internet-Videoplattform Tele Blocher.

Yves Kugelmann, Chefredaktor der jüdischen Zeitung Tachles, findet klare Worte für Blochers Vergleich mit der Judenverfolgung: «Wer im Jahr 2011 die Lage der SVP mit der faschistischen Ausgrenzung von Juden gleichsetzt, ist pervers, dumm und arrogant.»

Christoph Blochers «vorsätzlich unglückliche Hand mit historischen Vergleichen und der Vereinnahmungen der Geschichte für eigene Zwecke» sei bekannt. «Mir wäre lieber gewesen, wenn er im Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg, der Debatte um den Völkermord an den Armeniern oder im Umgang mit Minderheitenanliegen sein heute entdecktes Bewusstsein für die Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden eingebracht hätte», sagt Kugelmann weiter.

Leutenegger: BaZ bleibt Forumszeitung

Mit dem Verkauf der BaZ-Aktien von Rahel Blocher an Tito Tettamanti ist die Familie Blocher vordergründig finanziell aus dem Spiel, doch: «Ich habe immer noch gewisse Verpflichtungen, will jetzt aber nicht darauf eingehen», sagt Blocher im Internet. Tito Tettamanti hat am Mittwoch gesagt, Blocher würde für Defizite aus dem Druckereigeschäft einstehen.

Trotzdem: Die Redaktion ist froh, dass die Besitzverhältnisse ihrer Zeitung nun geklärt sind, wie sie in einer Mitteilung schreibt: «Mit der Gründung der neuen Holding ist Transparenz über die Financiers und Eigentümer geschaffen worden. Daher sieht die Redaktion den neuen Herausforderungen zuversichtlich entgegen.»

Der neue Verwaltungsratspräsident der BaZ Holding AG, FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger, habe vor der Redaktion gesagt, die BaZ werde eine Forumszeitung bleiben. Die Redaktion begrüsse dieses publizistische Bekenntnis und fühle sich mitverantwortlich, dass die BaZ «weiterhin für eine eigenständige, unabhängige, überparteiliche und kritische Berichterstattung» stehe, heisst es in der Mitteilung weiter. Tito Tettamanti selber sagte am Mittwoch vor den Medien, er verstehe die künftige BaZ als «Gegenstimme zum linken Mainstream».

Über die – nach wie vor unklare – Rolle Christoph Blochers äussert sich die Redaktion nicht.

Finanzchef hat gekündigt

Auch Ex-Verleger Moritz Suter ist kein Thema mehr – jedenfalls nicht öffentlich. Heute wurde aber bekannt, dass ein erster Mitarbeiter Konsequenzen aus Suters Rückzug gezogen hat: BaZ-Finanzchef Marcus Herren hat gekündigt. Die beiden Männer kannten sich schon vor Suters Verleger-Zeiten: Herren war bei Suters Fluggesellschaft «Hello» ebenfalls für die Finanzen zuständig.

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