Die Führungsriege der deutschen Chemieproduzentin Cabb bemüht sich um die öffentliche Gunst. Erstmals zeigen Zahlen, wie schlecht es um die Sicherheitskultur in Pratteln stand.
Ende November kündigte die Chemiefirma Cabb an, künftig transparenter zu kommunizieren. Damals trat die gesamte Cabb-Führungsriege vor die Medien, um sich für eine denkwürdige Pannenserie in der Fabrik in Pratteln zu entschuldigen. Und nun, nach knapp zweieinhalb Monaten, sucht das Unternehmen anlässlich eines Medientermins bereits wieder die Öffentlichkeit. Es war der Versuch, Optimismus zu verbreiten.
CEO Peter Vanacker betonte erneut, wie wichtig der Standort in Pratteln für die deutsche Cabb-Gruppe sei. «Wir wollen hier bis 2019 noch einmal fast 85 Millionen Franken investieren.» Das erklärte Ziel sei Wachstum, «sowohl organisch als auch potenziell durch Zukäufe».
Auch wenn solche Investitionszugeständnisse für die Region erfreuliche Neuigkeiten darstellen, dürfte sich die Öffentlichkeit als Adressatin der angekündigten «Kommunikationsoffensive» vor allem für die Aufarbeitung der erwähnten Pannenserie interessieren. Alleine 2016 sind fünf Austritte von giftigem Gas publik geworden. Im November stellten die versammelten Chefmanager unter dem Schlagwort «Neustart» einen Massnahmenkatalog vor, der eine Fortsetzung dieser Unfallserie verhindern soll.
Neues Alarmierungskonzept in Arbeit
Der interimistische Standortleiter Thomas Eizenhöfer sieht diesen «Neustart» auf gutem Weg. So seien diverse organisatorische Massnahmen bereits umgesetzt und drei Schlüsselstellen neu besetzt worden. Mit Frank Krückel wurde beispielsweise die Nachfolge des wegen der Unfälle abgesetzten Standortleiters Robert Dahinden bekannt gegeben. Krückel soll Eizenhöfer in Pratteln nun sukzessive ablösen.
Neben den personellen Veränderungen stellte Eizenhöfer eine grundsätzliche Überprüfung der Alarmierungssysteme und -prozesse in Aussicht. Hier kam es im Zusammenhang mit der Pannenserie zu Unstimmigkeiten. «Bis Mitte Jahr werden wir den zuständigen Behörden ein neues Alarmierungskonzept unterbreiten», sagte Eizenhöfer. Worin die konkreten Änderungen beziehungsweise allfällige Schwachstellen bei der Alarmierung bestehen, wollte er jedoch nicht ausführen.
Dass die Situation am Standort Pratteln im Argen lag, zeigt auch eine Zahl die CEO Vanacker nach mehrmaligem Nachhaken zum ersten Mal preisgab: Innerhalb der Cabb-Gruppe kam es 2016 zu zwölf sogenannt unkritischen Ereignissen (50 Prozent weniger als im Vorjahr). Das sind Unfälle bei denen eine giftige Substanz austritt, ohne dass dabei Menschen zu Schaden kommen. Das heisst, fast jeder zweite Stoffaustritt bei der Cabb geschah im vergangenen Jahr in Pratteln.