Chefarzt betrog bei Honoraren und Spesen

Honorare und Spesen falsch abgerechnet und das zum eigenen Vorteil: Das Unispital entlässt seinen Orthopädie-Chefarzt per sofort. Die Direktion geht von einem Einzelfall aus.

Der Orthopädie-Chefarzt des Unispitals Basel betrog bei Honorar- und Spesenabrechnungen. Er wurde per sofort freigestellt. (Bild: Nils Fisch)

Honorare und Spesen falsch abgerechnet und das zum eigenen Vorteil: Das Unispital entlässt seinen Orthopädie-Chefarzt per sofort. Die Direktion geht von einem Einzelfall aus.

Das Basler Unispital hat dem Chefarzt der Orthopädie gekündigt und ihn per sofort freigestellt. Der Chefarzt habe Spesen und Honorare zu seinem Vorteil falsch abgerechnet, wie das Spital mitteilte. Zudem habe er seine Pflichten in der Führung der Klinik verletzt.

Der erste Hinweis auf Unregelmässigkeiten sei von extern gekommen, wie Spitaldirektor Werner Kübler sagt. «Ich startete sofort die Ermittlungen, die sehr komplex waren», so Kübler. Die Untersuchung in der Honoraraffäre dauerte mehrere Monate. Heute Montagmorgen wurden dem fehlbaren Chefarzt die Kündigung und die sofortige Freistellung eröffnet.

Keine Auskunft über Schadenssumme

Untersucht wurden Abrechnungen aus einem Zeitraum von rund zwei Jahren. Die Schadenssumme könne noch nicht beziffert werden, so Spitaldirektor Kübler; das sei nach wie vor Gegenstand von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Aus demselben Grund könne er noch keine Aussage machen, wer alles ausser dem Unispital zu den Geschädigten gehört. Aus medizinischer Sicht seien aber keine Patienten zu Schaden gekommen.

Die Direktion gehe nicht davon aus, dass es sich bei den Spesen- und Honorartricksereien um ein flächendeckendes Problem im Unispital handle, sagt Kübler. Klar sei aber, dass das Spital nun seine Kontrollsysteme überprüfe. Das Universitätsspital Basel gewähre Chefärztinnen und Chefärzten grosse Kompetenzen bei der Abrechnung von Spesen und Honoraren, die sie abschliessend fachverantwortliche Ärzte seien.

Mehrfach ausgezeichneter Orthopäde

«Wir haben deshalb umgehend gehandelt», betont Spitaldirektor Kübler. Verletzungen der Richtlinien würden nicht toleriert. Persönlich bedaure er den Weggang des Chefarztes sehr: Er habe grosse Stücke auf den mehrfach ausgezeichneten Orthopäden gehalten.

Der Chefarzt war seit 2009 Leiter der Klinik für Orthopädie, hatte aber zuvor schon in anderen Funktionen für das Universitätsspital gearbeitet. Das Spital untersuchte Unregelmässigkeiten in der Abrechnung der letzten zwei Jahre. Ob noch weiter zurückrecherchiert werden müsse, zeige sich noch, sagt der Spitaldirektor.

Jakob übernimmt interimistisch

Ab sofort übernimmt Marcel Jakob interimistisch die Führung der Orthopädie. Jakob führt sowohl Facharzttitel für Orthopädie und Traumatologie als auch für Allgemeine Chirurgie und Unfallchirurgie. Er ist seit 2009 Chefarzt der Klinik für Traumatologie. Er wird bis auf Weiteres die beiden Kliniken gemeinsam führen.

Die Interimsleitung dürfte noch eine Weile dauern. Bis die frei gewordene Stelle besetzt wird, muss ein ordentliches Berufungsverfahren der Universität durchgeführt werden. Spitaldirektor Kübler geht davon aus, dass dies nun ein bis zwei Jahre dauert.



Prof. Marcel Jakob übernimmt interimistisch die Leitung der Klinik für Orthopädie am Unispital.

Prof. Marcel Jakob übernimmt interimistisch die Leitung der Klinik für Orthopädie am Unispital. (Bild: zVg)

Artikelgeschichte

Um Aussagen der Spitaldirektion ergänzt.

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