Die Polizei hat das Migrolareal geräumt. Die Besetzerinnen und Besetzer wurden vom Platz vertrieben und – zum Teil mit Kabelbindern gefesselt – abgeführt. Die Chronik einer Eskalation: Text, Videos und Bilder.
Was friedlich begann, eskalierte am Nachmittag. Nach mehrmaliger folgenloser Aufforderung, das besetzte Gelände zu verlassen, begann die Polizei nach 15 Uhr mit der Räumung des Areals rund um das erlaubte Geviert der Wagenplatz-Aktivisten. Mit Ausnahme von ein paar jungen Leuten, die sich zunächst auf einem Dach des Zugriffs entziehen konnten, wurden alle Besetzerinnen und Besetzer vom Platz vertrieben.
Einige Besetzer wurden unter Buhrufen und Pfiffen der Wagenplatz-Sympathisanten hinausgetragen und – zum Teil mit Kabelbindern gefesselt – abgeführt. Auch Journalisten und Fotografen wurden des Platzes verwiesen.
Ein Zaun wird gebaut
Am Dienstagmorgen begannen die Rückbauarbeiten ausserhalb des von der Immobilien Basel-Stadt (IBS) erlaubten Siedlungsdreiecks auf dem Migrolareal. Die IBS betraute eine Baufirma mit den Räumungsarbeiten und gewährte den Wagenplatz-Betreibern, ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.
Barbara Neidhart, Leiterin Kommunikation bei Immobilien Basel-Stadt, erklärt die Einzäunung aus Sicht der Stadt:
Künftig wird ein Zaun den Siedlungsplatz von der übrigen Fläche abtrennen, den der Verein Shift Mode sowie die Kunstmesse Scope für kulturelle Aktivitäten nutzen dürfen. Die Einzäunungsarbeiten, die bereits am Morgen begannen, wurden unter Polizeibewachung vorgenommen.
Impressionen vom Wagenplatz vor der Räumung:
Zur Mittagszeit strömten immer mehr junge Leute auf das Areal und besetzten den Platz rund um die «Uferlos Bar». Die Polizei gab den Besetzern ursprünglich eine Frist bis 13 Uhr, den Platz rund um die Bar zu verlassen, sonst werde – nach einer weiteren Karenzfrist von 15 Minuten – geräumt. Die Besetzer kamen dieser Forderung nicht nach.
Per Megaphon wurden die Jugendlichen auf dem Areal kurz nach 14 Uhr erneut von der Polizei gewarnt: Werde der Platz nicht bis 14.45 Uhr geräumt, sei die Polizei ermächtigt, «andere Mittel» einzusetzen. Danach sperrten die Sicherheitskräfte den Zugang zum Migrolareal ab.
Die Räumung des Areals:
Ein SP-Communiqué – und eine Richtigstellung
Als erste Partei hatte am Dienstagmorgen die SP Basel auf den Rückbau reagiert. «Wir begrüssen den Schritt des Regierungsrats, die Wagenleute auf dem Areal der Uferstrasse weiterhin zu dulden und alternative Lebensformen in Basel zuzulassen», heisst es in einem Communiqué. «Wir bauen darauf, dass die involvierten Personen weiterhin sachlich zusammen im Dialog bleiben, um ein Nebeneinander der verschiedenen Ansprüche nicht zu gefährden.»
Später verschickte die SP eine Richtigstellung an die Medien: «Die Ereignisse beim Wagenplatz überstürzen sich derzeit. Deshalb hat es eine Überschneidung des Informationsflusses gegeben. Die Medienmitteilung der SP Basel-Stadt von heute Morgen hat sich auf die Situation, wie sie gestern bekannt war bezogen.» Die SP begrüsse, dass die in den Wagen wohnenden Menschen auf den 2’500 Quadratmetern bleiben dürften, heisst es weiter im neuen Communiqué: «Die Räumung des Wagenplatzes unterstützen wir hingegen nicht. Wir möchten alle beteiligten Parteien dazu auffordern, den Weg einer friedlichen Lösung zu wählen.»