Das Museum.BL in Liestal zeigt schon jetzt, wie wild das Baselbiet ist. Und es sammelt sogar noch weitere Wildheiten aus möglichst allen 86 Gemeinden. Vorbild ist der hart umkämpfte Ameisenhaufen von Ziefen.
Ziefen ist wunderschön, hat aber auch ein Problem.
Streng genommen sind es sogar zwei Probleme.
Erstens: Die Lupsinger, die auf irgendwelchen Schleichwegen durchs Dorf fahren.
Zweitens: die direktere Strasse, die die Lupsinger nehmen sollten, die eigentlich aber gar keine Strasse ist, sondern nur ein Weg, unübersichtlich, schmal und erst noch ohne Randabschluss.
Zwei Probleme, welche der Gemeinderat mit einem Ausbau des Verbindungswegleins nach Lupsingen lösen wollte.
Doch damit handelte das Gremium sich und seiner Gemeinde gleich noch zwei weitere Probleme ein.
Schlimmer als die Muotathaler
Erstens: Die Kosten. 64’100 Franken. Viel Geld, vor allem wenn man bedenkt, dass es nur wegen den Lupsingern ausgegeben werden muss, die dann doch wieder dort hindurchfahren, wo es ihnen gerade passt.
Zweitens: Der Birnenbaum, der dem Projekt im Weg steht. Der alte Baum ist zwar auch schon etwas morsch und könnte bald umfallen. Das ändert aber nichts daran, dass er eine Kolonie von Grossen Wiesenameisen beherbergt, die geschützt sind.
Einen Muotathaler Wetterschmöcker, der drauf hockt, würden Ameisen ja noch vertragen, eine Verlegung des ganzen Haufens aber, nein, das wäre wohl zu viel für sie, hiess es danach an der Gemeindeversammlung. Nach längerer Diskussion wurde das Strassenprojekt schliesslich klar abgelehnt – mit 48:21 Stimmen.
Ins Museum geschafft
So endete der Streit um den Ameisenhaufen mit einer schmerzhaften Niederlage für den Gemeinderat, der sich aber wenigstens heute, zwei Jahre nach der denkwürdigen «Gmeini», über einen originellen Auftritt seines Dorfes im Museum.BL freuen kann.
In der neuen Dauerausstellung «Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur» ist der Ziefener Ameisenhaufen eines von neun Naturphänomenen, die mit einer Infotafel und einem kurzen Film bereits jetzt vorgestellt werden. Schliesslich sollen alle 86 Baselbieter Gemeinden auf diese Weise ihre Wildheiten präsentieren. Die Ideen wären vorhanden, noch fehlt aber das Geld für die Umsetzung. Gesammelt wird es in der Ausstellung, in einer Riesenkasse mit Schlitzen für jede Gemeinde.
In diesem Bereich ist die Ausstellung noch am Entstehen und in laufender Veränderung – wie die Natur selbst. So gibt es auch beim zweiten oder dritten Besuch im Museum immer wieder Neues zu entdecken.
Der Grossteil der Ausstellung ist aber gemacht – und hat jetzt schon einiges zu bieten. Zum Beispiel:
- Das so genannte Artenkabinett, eine Dunkelkammer mit ausgestopften Tieren drin, dem ersten Luchs etwa, der im Baselbiet wieder gesichtet wurde, nachdem er 2004 auf der H 18 bei Muttenz überfahren worden war. Ihn und alle anderen Tiere kann der Besucher mit einer Taschenlampe in der Hand entdecken. «So schaut man genauer hin», sagt Museumsdirektor Marc Limat.
- Eine Forschungswerkstatt, in der unter anderem Tiere mit dem Mikroskop untersucht werden können.
- In den vier präsentierten Lebensräumen viel Wissenswertes und einiges Unglaubliches zu Gewässer, Strasse, Wald und Kulturlandschaft zu entdecken (hinter Türchen, wie bei einem Adventskalender).
- Eine beeindruckende Scheibe einer rund 200 Jahre alten Eiche mit geschichtlichen Einträgen (von Napoleons Krönung bis zum Frauenstimmrecht auf Bundesebene 1971) in den entsprechenden Jahresringen.
Ziel der Ausstellungsmacher ist es, zu zeigen, wie wild und wie vielfältig das Baselbiet ist. Der Museumsbesuch soll einem anregen, wieder mal nach draussen zu gehen, um sich die Natur mit nunmehr geschärftem Blick anzuschauen.
Urs Wüthrich experimentierte mit Schwarzpulver
Das jedenfalls wurde am Freitag vor einer Woche an der Vernissage gesagt, an der der Reihe nach sprachen: Museumsdirektor Marc Limat, Bildungsdirektor Urs Wüthrich und Kuratorin Ila Geigenfeind.
Daneben erfuhr man, dass der Herr Regierungsrat schon als Kind gerne in die Natur zog, um Neues zu entdecken und zu lernen, wie er sagte. Bei Experimenten mit Schwarzpulver zum Beispiel.
Im Rahmenprogramm zeigte sich zudem, dass das Museumsteam auch gut musizieren kann. Sein selbstkomponiertes Stück, der «Museumssong», ist stimmig, originell und inspirierend. Ganz so wie auch die Ausstellung.