Das Basler Label Tarzan weiss sich im Mode-Dschungel zu behaupten

Mit viel Geschick schwingen Caesar von Däniken und Manuel Rieder das Streetfashion-Label Tarzan durch den Dschungel der Bekleidungsbranche. Auch sie spüren in Basel die nahe Grenze. Dafür läuft es in Zürich besser denn je.

Tarzan-Inhaber Manuel Rieder und Caesar von Däniken haben keine Angst vor der Zukunft. Ihr Erfolgsrezept: Innovation und Geschwindigkeit.

(Bild: Nils Fisch)

Mit viel Geschick schwingen Caesar von Däniken und Manuel Rieder das Streetfashion-Label Tarzan durch den Dschungel der Bekleidungsbranche. Auch sie spüren in Basel die nahe Grenze. Dafür läuft es in Zürich besser denn je.

In Zeiten, in denen Ladenbetreiber um Mietzinsreduktionen bitten, um das Gröbste zu überstehen, machen sich Manuel Rieder und Caesar von Däniken nur bedingt Sorgen. Das Inhaberduo von Tarzan sitzt in einem geräumigen Büro im Gundeli. T-Shirts und Sweaters hängen zwischen Computern, die Kaffeemaschine rattert.

«Wir sind gut aufgestellt», sagt Manuel Rieder, den man sofort duzt. Manuel also ist 40-jährig und ein Quereinsteiger. «Wir hatten keine Ahnung von Textilien, als wir damals loslegten», sagt er. Damals, das war 2001, und Tarzan startete mit dem Flagship-Store in Basel. Fünf Jahre gabs für die Jungunternehmer hartes Brot zu essen. Heute umfasst das Tarzan-Netz auch eine Filiale in Zürich sowie zwei sogenannte Pop-up-Stores, einen in Grindelwald und einen in Luzern, der im September nach Bern zieht.

Das noch junge Konzept Pop-up-Store entspricht einer eigentlichen Zwischennutzung. Leerstehende Ladenlokale werden mit mobilem Mobiliar bestückt und so innert kürzester Zeit zu Tarzan-Stores. «Das Inventar dafür liegt im Lager bereit, was uns extrem flexibel macht», sagt Manuel. Die Vorteile liegen auf der Hand: Keine langfristigen Mietverträge, kein Schlüsselgeld, ein Bruchteil der gewöhnlichen Mietzinsen – und alles in allem weniger Risiko. «Wenn eine Filiale nicht läuft», erklärt Manuel, «können wir sie kurzerhand schliessen.»

Tarzan goes mobile

Entwicklung schreiben die Tarzan-Inhaber weiterhin gross, denn der Wandel hin zum Online-Shopping sei noch lange nicht beendet. «Die Innenstädte», prognostiziert Manuel, «werden sich weiter leeren.» Der Tarzan-Online-Shop existiert übrigens seit 2001. Man müsse enorm schnell sein, um am Puls zu bleiben, kurze Entscheidungswege wie bei Tarzan seien da förderlich.



Schnell aufgestellt und rasch wieder weg, so läuft das auch mit Tarzans Pop-Up-Store in Grindelwald.

Schnell aufgestellt und rasch wieder weg, so läuft das auch mit Tarzans Pop-Up-Store in Grindelwald. (Bild: Tarzan)

Am Puls bleiben: Darum gehören regelmässige Abstecher nach Kopenhagen, London, New York dazu. Darum gehören aber auch neue Konzepte dazu. Wie mobile Shops, an deren Umsetzung die beiden derzeit tüfteln. Diese bergen, schätzen sie, grosses Potenzial, sind dezentral, günstig und extrem wandelbar.

Zweites Standbein Tarzans ist die sogenannte Corporate Fashion. Will heissen: Tarzan kleidet nicht nur Privatpersonen ein, sondern auch Firmen. Und da hat das Basler Unternehmen einige Zugpferde im Stall. So produzieren sie die Merchandise-Artikel von Züri West, Patent Ochsner oder jene der Universität Basel.

Stillstand ist Rückschritt

Noch vor dem Weihnachtsgeschäft soll ein drittes Standbein hinzukommen: ein eigenes Kinderlabel, mit dem man die europäische Szene aufmischen will. Mit Biobaumwolle und noch geheimem Namen. Es ist jene Art von Innovation, die Manuel vermisst, wenn er sich bei der Konkurrenz umschaut.

Zurzeit beschäftigt das Unternehmen 15 Mitarbeitende, doch das variiert. Bei Tarzan ist nichts statisch. «Und genau das ist so ziemlich das A und O», ist Manuel überzeugt. Er weiss: Stillstand ist Rückschritt, und wer sich nicht entwickelt, stirbt. So hart ist das Geschäft, gerade im Bekleidungssegment. Und der Standort Schweiz macht es nicht einfacher, gerade im Raum Basel, wo der günstige EU-Raum näher ist als anderswo.

Seit die Nationalbank den Euro-Franken-Mindestkurs im Januar aufgehoben hat, schrumpfte der Umsatz in der Basler Filiale um 20 Prozent. «Die Stammkundschaft ist uns treu geblieben», sagt Manuel mit sichtlicher Freude, aber bei der Laufkundschaft gebe es Abstriche. Doch die Umsatzeinbussen bewegten sich im ganzen Basler Einkaufssegment auf diesem Niveau. Und die übrigen Tarzan-Filialen steigerten ihre Umsätze gar, sagt Manuel. In Zürich etwa laufe es besser denn je.

«Keine seelenlose Massenware»

Tarzan hat sich soziale und ökologische Verantwortung auf die Fahnen geschrieben. «Bei uns gibt es keine seelenlose Massenware», sagt Co-Inhaber Manuel Rieder über das eigene Konzept. Tarzan-Mode beschreibt er als zeitlos und schlicht, sie sei qualitativ hochwertig – und «vor allem aber keine Stangenware».

Neben dem eigenen Label führt Tarzan bekannte Brands wie Freitag, Minimum oder Fjäll Räven. Tarzan wurde 2001 gegründet. Produziert wird unter anderem in Bosnien, China, Indien und Portugal, Hauptsitz ist Basel. Wegen Namensrechten ist das Label auf die Schweiz beschränkt.

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Die TagesWoche hat dem Einzelhandel in Basel einen Schwerpunkt gewidmet, erschienen sind folgende Beiträge aktuell dazu:

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