Das Christkind war bei Tom und Meitschi

Weihnächtliches Echo: Der Bericht über den bestohlenen Obdachlosen Tom Ricklin rief zahlreiche Reaktionen und grosse Solidarität hervor.

Ein neuer Anhänger für den «Bodyguard»: Tom Ricklin und seine Hündin Meitschi wurden an Weihnachten von mehreren Gönnerinnen und Gönnern beschenkt.

(Bild: Michel Schultheiss)

Weihnächtliches Echo: Der Bericht über den bestohlenen Obdachlosen Tom Ricklin rief zahlreiche Reaktionen und grosse Solidarität hervor.

Eigentlich macht er sich nicht so viel aus Weihnachten. Dieses Jahr erlebte Tom Ricklin die Feiertage aber ganz anders: Der Geschichte über ihn und seinen kürzlich erlittenen Wagen-Diebstahl hat offensichtlich viele Leute bewegt. Der Obdachlose kann es auch jetzt noch kaum fassen: «Ich habe an Heiligabend etwa 40 Telefonanrufe erhalten», sagt er. Zahlreiche Leute seien auch persönlich bei seinem Stammplatz beim Drachen-Center vorbeigekommen, um zu fragen, was er brauche. «Viele meinten, es sei schon traurig, was da so abgeht», sagt Ricklin.

Schon am Morgen des 24. Dezember, als der Artikel in der TagesWoche zu lesen war, meldete sich ein junger Familienvater bei Ricklin. Er schenkte ihm prompt einen gelben Veloanhänger – als Ersatz für den kürzlich geklauten Wagen. Die zappelige schwarze Hündin namens Meitschi hat somit nun wieder einen Ruheplatz. «Nun kann sie wieder bluffen», sagt Tom Ricklin lachend über seine vierbeinige Begleiterin, die nun erneut vom «Wägeli» aus auf die Passanten blickt. 

Die Bescherung lässt seinen Traum näher rücken

Allgemein war die Solidarität mit Tom Ricklin sehr gross: Eine Frau schenkte ihm ein Couvert. Darin war eine liebevolle Zeichnung von Meitschi in ihrem Wagen zu sehen. Erst danach bemerkte Tom, dass zudem ein ziemlich grosszügiger Gönnerbeitrag im Umschlag zu finden war. Zahlreiche kleinere und grössere Spenden – auch in Form von Hundefutter – kamen so zusammen.

Nun hofft Tom Ricklin, etwas für sein Lastenvelo auf die Seite legen zu können, um so sein Hauslieferdienst-Projekt zu professionalisieren. Im Übrigen hat sich auch ein Basler Geschäft, das auf solche Cargobikes spezialisiert ist, mit ihm in Verbindung gesetzt und ihn zu einem Gespräch eingeladen. Ein weiterer Anrufer hat ihm angeboten, Flyer für seinen Lieferdienst herzustellen.

Der Besuch des Christkinds kam sehr unerwartet: «So etwas ist mir noch nie passiert», sagt ein sichtlich zufriedener Tom Ricklin. Über die Festtage machte er keine grossen Pläne, sondern ruhte sich erst einmal aus: «Ich muss all diese Überraschungen erst einmal verarbeiten.»


Update 6.1.2016

Eine weitere Wendung zum Guten nahm die Geschichte im neuen Jahr. Am 
3. Januar tauchte der geklaute Wagen in der Nähe der Kaserne wieder auf. Erstaunlicherweise waren alle Sachen noch drin. Zudem meldete sich der Lieferdienst «Obst und Gemüse» bei Ricklin, er könne sich bei ihnen ein Cargobike für seine ­Arbeit ausleihen. In ein paar Wochen wird er ein solches Velo zu einem guten Preis kaufen können. Dank den Spenden hat Tom Ricklin das Geld dafür zusammen.

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