Das Comité erhebt den Zeigefinger

Das Sujet der kommenden Fasnacht lautet «Gäll, blyb suuber», auf der Plakette mahnt ein Waggis zu korrektem Verhalten – verlangt wird die Rückbesinnung auf die alte Ordnung.

Zeigt, wo's lang geht: Pascal Kottmann kann man zugestehen, ein Gespür für den Nerv der Zeit zu haben. Bereits zum vierten Mal gewinnt er den Plaketten-Wettbewerb. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Das Sujet der kommenden Fasnacht lautet «Gäll, blyb suuber», auf der Plakette mahnt ein Waggis zu korrektem Verhalten – verlangt wird die Rückbesinnung auf die alte Ordnung.

Heillos konservativ einerseits, brandaktuell aber auch: Das Fasnachts-Comité hat den moralischen Zeigefinger erhoben und gleich zum Sujet der kommenden Fasnacht gemacht. Zum zweiten Mal in Folge steht die Fasnacht damit unter einem politischen Motto. «Gäll, blyb suuber», wird gefordert, nachdem im letzten Jahr die Fusion der beiden Basler Halbkantone Thema war.

Zum allgemeinen Sauberbleiben ruft der Waggis auf der Blaggedde auf, die der Künstler und Fasnächtler Pascal Kottmann gestaltet hat. Auf einem alten Ochsnerkübel sitzend, in dem fachgerecht Zeitungen und Büchsen entsorgt wurden, den Baslerstab schrubbend, richtet Kottmanns Waggis seinen Zeigefinger gegen alles, was die Ordnung verletzt.

Missstände im Fokus

Doppelbödig sei das Sujet, sagte Kottmann anlässlich der Vorstellung der Blaggedde im Kleinbasler Volkshaus. Es steht unter dem Eindruck der ewigen Litteringdebatte des Basler Sommers, nimmt aber vor allem Bezug auf die politischen und wirtschaftlichen Verfehlungen, die im Verlauf des Jahres ans Licht gekommen sind.

In der Begleitdichtung von Comité-Mitglied Alexander Sarasin tönt das so:

«Gäll, blyb suuber, haisst hit s Motto.
D BKB spiilt au gärn Lotto.
Duesch d Finanze gnau belychte,
mien si au in Lieschtel bychte»

Oder:

«Gäll, blyb suuber! Doo dänggsch nämli
au an d Firma vo de Drämli.» 

Aber auch mit Blick aufs Gelittere:

«Glaas, Bapyr hets als wie mee.
D Strooss kasch mönggmool gar nimm gsee.
An dr Huuswand duet ain blinzle.
Dä duet nit nur Värsli brinzle.» 

Gestalter Kottmann, der bereits zum vierten Mal die Ausschreibung gewonnen hat, räumt ein, das die Aktualität seines Mottos auch dem Zufall geschuldet ist, schliesslich wurden die Missstände bei den BVB erst öffentlich, nachdem er seinen Entwurf eingereicht hatte. Allein ein glücklicher Umstand sei es aber nicht gewesen, dass er den Nerv der Zeit getroffen habe. Kottmann: «Man kann immer darauf spekulieren, dass in Basel Ende Jahr eine Sauerei ans Licht kommt.»

Sein Sujet will er grundsätzlich verstanden wissen: «Die Menschen sollen sich gegenseitig helfen und zueinander Sorge tragen.» Darauf gekommen ist er, als er beim Rhybadhüsli vor einem Seele und Körper reinigenden Schwumm im Rhein einen Ochsnerkübel gesehen hat. Ein Waggis musste dazu kommen, da dieser zwar richtig pöbeln, aber auch den Tarif durchgeben darf.

Fasnächtliche Ordnung

Das Fasnachts-Comité hat die Plakette auch aus innenpolitischen Gründen erkoren. Es weist damit auf die eigenen Spielregeln hin: «An der Fasnacht herrscht geordnetes Chaos, Respekt vor den anderen. Der Waggis im traditionellen Kostüm gibt Sorg zur Fasnacht. Der traditionelle Ochsnerkübel ist zwar nicht mehr offiziell in Gebrauch, symbolisiert aber die Ordnung respektive die fasnächtliche Ordnung.»

Die Lenker der Fasnacht sind sichtlich bemüht, die Veranstaltung in den eigenen, vorgegebenen Bahnen laufenlassen zu können. Das nach der Unruhe im letzten Jahr um den Auftritt der «Basler Bebbi Basel» und die Probleme mit anonymen Spielverderbern, die das Sujet vor der Vernissage preisgaben, indem sie auf der schlecht geschützten Website die entsprechenden Informationen absaugten. 

Kommunikation mit Brieftauben

Das Ungemach setzte sich dieses Jahr fort, auch darauf nahm Obmann Christoph Bürgin Bezug. Auf der Website fasnachtsleaks.org werden seit Heiligabend noch geheime Details der Cliquen veröffentlicht. «Das ist ärgerlich und stillos», findet Bürgin. Von der eigenen Website könnten die Daten aber nicht stammen, denn diesen seien teilweise noch gar nicht von den betroffenen Cliquen übermittelt worden. «Wer das rausfinden will, muss kein Hacker sein», ist er überzeugt. Der könne auch einfach am Stammtisch danach fragen.

Sollten das Abfischen von Daten aber tatsächlich auf elektronischem Weg passiert sein, müsse man die Kommunikationsformen überdenken, so Bürgin. «Dann tauschen wir uns halt künftig nur noch über Brieftauben und allenfalls Faxgeräte aus.»

Erhältlich sind die Plaketten ab dem 4. Januar in der Schalterhalle der Basler Kantonalbank an der Spielgasse 2. Unverändert zum Preis von 8 Franken (Kupfer) bis 100 Franken (Bijou).

TagesWoche-Sujetwettbewerb

Um die Journalisten zwischen den Feiertagen ins Volkshaus zu locken, gibt das Comité allen, die kommen, eine goldene Plakette mit. Was dazu führt, dass die Pressekonferenz besser besucht ist, als wenn der Bundesrat den Eintritt in die Europäische Union verkünden würde.

Damit die nachfragelos ausgehändigte Plakette in gute Hände kommt, veranstaltet die TagesWoche einen kleinen Sujetwettbewerb. Wer ein Motto liefert und in die Kommentarspalte stellt, das es an ordnungspolitischem und moralischem Antrieb mit jenem des Comités aufnehmen kann, darf das gute Stück auf der Redaktion abholen.  

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