Das Ende eines Clublokals – Stadt stellt Italiener auf die Strasse

Während zehn Jahren betreibt ein italienischer Fussballverein mit viel Erfolg sein Clublokal. Dann übernimmt die Stadt das Gebäude und setzt dem Vereinsleben ein abruptes Ende.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Während zehn Jahren betreibt ein italienischer Fussballverein mit viel Erfolg sein Clublokal. Dann übernimmt die Stadt das Gebäude und setzt dem Vereinsleben ein abruptes Ende.

Das Lokal des Fussballvereins US Olympia war während zehn Jahren ein viel besuchter Treffpunkt von Portugiesen, Spaniern und Italienern. Nach Feierabend und an den Wochenenden bewirtete die spanische Köchin bis zu vierzig Gäste. Im Brückenpfeiler neben dem Bahnhof St. Johann wurde auf zwei Stockwerken gejasst, geraucht, getrunken und gegessen.

Ende des vergangenen Jahres wechselte der Brückenpfeiler gemeinsam mit dem angrenzenden Areal den Eigentümer: von den SBB in den Besitz der Immobilien Basel-Stadt. Das Vereinsleben fand damit ein abruptes Ende. Auf Januar 2013 musste der Verein raus, ein triftiger Grund dafür fehlt bis heute.

 Der Kanton wollte ein leeres Gebäude

«Für uns ist das ein herber Verlust», sagt Vereinspräsident Domenico Urgese. Die SBB informierten ihn Anfang des letzten Jahres darüber, dass der Vertrag nicht verlängert werden könne. «Wir wären gerne länger geblieben und suchten auch einen direkten Ansprechpartner beim Kanton. Dieser wurde uns aber nie vermittelt.»

Gemäss Auskunft der SBB war der Kanton über die laufende Nutzung informiert, wollte diese aber nicht übernehmen. Der Verein sah keinen Ausweg, baute kurz nach Weihnachten Küche und Bar aus und begab sich auf die Suche nach einem neuen Lokal.

Seither sind fünf Monate vergangen und das Gebäude beim Bahnhof St. Johann steht immer noch zu einem grossen Teil leer. «Wir sind zur Zeit auf der Suche nach Zwischennutzungen», erklärt Barbara Neidhart von Immobilien Basel-Stadt. «Wir hatten mit den SBB geregelt, das Gebäude ohne Mieter zu übernehmen. Wenn die Clubverantwortlichen hätten bleiben wollen, hätten sie den Kontakt zu uns herstellen müssen.» Das Erdgeschoss nutzt neuerdings eine Baufirma als Pausenraum, im Keller hat eine Band ein neues Probelokal gefunden.

Dem Verein fehlt das Geld in der Kasse

Was längerfristig mit dem Gebäude passieren soll, davon hat der Kanton keine Vorstellung. «Mit dem Neubau des Staatsarchivs und des Naturhistorischen Museums auf dem angrenzenden Areal wird der Kanton die Immobilie wieder selber nutzen», erklärt Neidhart. Bis dahin wird es aber noch zwei bis drei Jahre dauern. «Wenn der Verein immer noch Interesse an einer weiteren Nutzung hat, sind wir zu Gesprächen bereit.» 

Für US Olympia ging mit dem Lokal nicht nur ein wertvoller Treffpunkt sondern auch eine wichtige Einnahmequelle verloren. Insgesamt gehören acht Fussballmanschaften zum Verein. «Wir konnten etwa einen Viertel unseres Clubbudgets mit dem Erlös des Vereinslokals finanzieren. Wenn wir kein neues Vereinslokal finden, werden wir früher oder später unsere Mitgliederbeiträge erhöhen müssen», sagt Urgese.

Das Angebot von Immobilien Basel-Stadt, sich über eine weitere Nutzung unterhalten zu wollen, komme überraschend. «Wenn es möglich wäre, einen neuen Mietvertrag für zwei oder drei Jahre zu unterzeichnen, würden wir diese Möglichkeit prüfen.»

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