Das Goa-Festival, das ohne Bass auskommt

Die Mondsucht gehört auf den Wildenstein oberhalb von Bubendorf wie die Frenke in die Ergolz fliesst. Am Wochenende lud das Festival Mondsucht wieder zum Genuss akustischer Feinkost bis hin zum ekstatischen Treibmittel ein.

Die Mondsucht gehört auf den Wildenstein oberhalb von Bubendorf wie die Frenke in die Ergolz fliesst. Am Wochenende lud das Festival Mondsucht wieder zum Genuss akustischer Feinkost bis hin zum ekstatischen Treibmittel ein.




Es ist Nacht und die Nacht ist dunkel. So wenig Licht leuchtet, so viel Ton schwirrt herum. Musik ist überall. Die Augen suchen, die Ohren finden. Die Abwesenheit von Elektrizität lässt die Gesichter rundherum im Ungefähren. Doch die Musik ohne Strom ist von klarer Präsenz. Neben mir freut sich eine Tanzende drei Meter vor sich, den «Basti us Ziefe» zu sehen. Sie stürzt sich auf ihn. Es ist Andreas aus Basel. Sie lachen herzhaft und tanzen gemeinsam weiter.

Es war im April, als mich vor dem Bahnhof SBB ein Bärtiger in Wanderschuhen mit der Bemerkung ansprach, er habe etwas für mich, das mich interessieren werde. In den Händen hielt ich einen kleinen quadratischen Siebdruck auf festem Papier. Mondsucht Wildenstein Bubendorf. Er freute sich über meine Verwunderung und ich nahm seine Einladung gerne persönlich.




So gedeiht dieses Festival seit Jahren. Diejenigen, die die Bühne, das Kinderkarussell und die Rakete in der Mitte bauen, die Wiese mähen, an der Bar stehen, das Essen auftischen, an der Kasse für zwanzig Franken den Besuchern den Stempel aufdrücken, halten sich fern der Öffentlichkeit. So liegen auch die Anfänge von Mondsucht im Dunkeln und sollen da bleiben. Gerüchte erzählen von einem Goafestival, das mit dem Vogelschutz auf dem Wildenstein in Konflikt geriet, aufgrund der wummernden Bässe. Daraufhin wurde ohne Verstärker rein akustisch weitergemacht.

Viele Blasinstrumente, Trommeln, ein altes Klavier und durch die Nacht hindurch immer heiser werdender Gesang, manchmal auch in ruhigen Ecken eine Gitarre, prägen den Klang an den vier Spielorten und rundherum. Auch das diesjährige Programm ist nur von Mund zu Mund weitergegeben und nirgends schriftlich medialisiert. Es mischen sich Musikerin und Besucher. Oft wechseln sie die Rollen in dieser Nacht.

Ein Wetterleuchten am Horizont. Dann ist es über uns, das Gewitter. Im Zelt liegend verwischt sich das Pladdern des Regens mit dem Trommeln von der Bühne in einer Klangwolke. So beruhigend einlullend, dass auch die Verfechter des Campingschlafes mit Ohrenstöpseln diese einfach vergessen.




Der Morgen zeigt sich im frischesten Licht. Es wird einem bewusst, hier eröffnet sich ein wunderschöner Blick ins Baselbiet. Das Birchermüsli schmeckt hervorragend, auch Süsses ist noch reichlich da. Für einen mitgebrachten Kuchen wurde einem die Hälfte des Eintritts geschenkt. Manche halten sich weiterhin an prozentige Flüssignahrung. Um die Glut an der zentralen Feuerstelle finden Bongospieler zu einander. Ein Blick auf die Anzeigetafel zeigt «The First Church of Free Music»: so hiess die letzte Jam Session der Nacht.




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