Für die Rehe auf dem Friedhof Hörnli steht Grabschmuck an oberster Stelle auf dem Speiseplan. Auf den Lösungsvorschlag der Tiere will die Stadt aber nicht eingehen.
Auf dem Friedhof am Hörnli sorgt ein Rudel Rehe für Unruhe. Rosen, Lilien und Primeln, als Grabschmuck zum Gedenken an Verstorbene aufs Grab gestellt, stehen auf dem Speiseplan der zwölf Friedhofstiere an oberster Stelle. Das kostet Nerven und Geld, die Stadtgärtnerei schätzt die Schäden auf über 60 000 Franken im Jahr, wie die «kmu news» berichteten. Alles Mögliche wurde bereits diskutiert: Kuhgatter, Verscheuchen und – als Ultima Ratio – Abschuss. Dabei wäre die Lösung einfach – man muss den Tieren nur zuhören.
Vor ein paar Monaten hat ein Tierkommunikator bei einem Besuch auf dem Friedhof «telepathisch» mit den Paarhufern Kontakt aufgenommen – und Erhellendes erfahren: Die Rehe wussten schlicht nicht, dass ihr Speiseplan für Ärger sorgt. «Sie sehen ein, dass ihr Fressen von Grabschmuck von den Menschen nicht verstanden wird», schreibt der Kommunikator in einem Brief an Regierungsrat Hans-Peter Wessels und die Stadtgärtnerei.
Er habe aber nach eingehender Diskussion mit den Tieren eine Lösung gefunden: Der Kanton solle auf dem Friedhof einige Futterkrippen aufstellen. «Die Rehe haben mir kundgetan, in dem Falle keinen Grabschmuck mehr zu fressen.» Sollte der Kanton nicht bereit sein, die Futterkrippen zu bezahlen, würde seine Stiftung «Die Stimme des Tieres» die Kosten übernehmen. Eine Idee, auf die man auch ohne Telepathie hätte kommen können. Doch Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei, erteilt ihr eine Absage. In Basel-Stadt gelte ein Wildtierfütterungsverbot, das Aufstellen von Futtertrögen sei nicht möglich. «Tant pis», sagen sich die Rehe und fressen weiterhin mit Genuss die Gräber leer.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 25.10.13