Das Internet als Software-Börse

Martin Fuchs und Philip Whitfield alias «Undef» teilen zwar ihre selbstentwickelte Software gratis im Internet, sind aber auch durchaus bereit, für Inhalte anderer zu bezahlen.

(Bild: Nils Fisch)

Martin Fuchs und Philip Whitfield alias «Undef» teilen zwar ihre selbstentwickelte Software gratis im Internet, sind aber auch durchaus bereit, für Inhalte anderer zu bezahlen.

Zwei Jahre ist es her, da schlossen Martin Fuchs und Philip Whitfield ihr Studium am Hyperwerk ab und gründeten gemeinsam «Undef». In einem Kleinbasler Hinterhof programmieren und gestalten die beiden interaktive, dynamische Computeranwendungen. Geld verdienen sie mit Auftragsarbeiten: Sie gestalteten schon Mobile Apps, Touchscreen-Applikationen für Museen, ein Bühnenbild fürs Junge Theater Basel oder sie programmierten Websites für unterschiedliche Kunden. Das grafische Gestalten ist ihnen dabei ebenso wichtig wie das Programmieren. Das gilt auch für ihre freien, künstlerischen Arbeiten, die neben den Aufträgen entstehen. «Die Dynamik liegt uns zudem immer am Herzen», sagt Whitfield. Oft kreieren sie deshalb Algorithmen, die immer neue Abläufe schaffen, immer neue Bilder generieren.

Im Umgang mit ihrem Werk sind sie äus­serst offen: «Wir arbeiten mit Open-Source-Codes», sagt Fuchs. Will heissen: Teilstücke der von ihnen programmierten Software werden kostenlos zum öffentlichen Gebrauch ins Internet gestellt. Diese Software darf unter Angabe der Quelle beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden. Umgekehrt profitieren sie von den Codes anderer Programmierer, die ebenso verfahren. Rund 95 Prozent ihrer Arbeit läuft über solche Gratistools. Aus ideologischen Gründen, doch nicht nur: «Ein Vorteil sind natürlich auch die tiefen Kosten», sagt Whitfield. «Und die Werkzeugpalette wird so immer grösser und grösser.»

Wer es gewohnt ist, für die Arbeit gratis Tools im Internet herunterzuladen, verfährt wohl auch privat so, könnte man meinen. Für Whitfield und Fuchs stimmt das aber nur bedingt: Den einen oder anderen Hollywood-Blockbuster habe man sich auch schon im Netz besorgt. Grundsätzlich zahlten sie aber für Downloads, für Musik etwa. Und manchmal müsse es gar eine «richtige CD» sein. Da sei man dann ganz altmodisch.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 24.08.12

Nächster Artikel