Christoph Buser, der neue Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, versucht der Regierung und der Baudirektion gleich mal vorzumachen, wie man das weitgehend brach liegende Gebiet Salina Raurica endlich, endlich in ein florierendes Wirtschafts- und Wohnzentrum verwandelt. Das Projekt soll zum Befreiungsschlag werden für den finanziell angeschlagenen Kanton.
Die Hoffnungen sind riesig, die mit dem Gebiet Salina Raurica verbunden sind. Tausende von Arbeitsplätzen und Wohnungen sollen hier entstehen, keine gewöhnlichen, nein, hier träumt man von möglichst innovativen Unternehmen und wunderbaren Häusern. Daneben soll es auch viel Platz zum Verweilen geben, in einer neuen Parkanlage und weiteren Freizonen. Kurz: ein kleines Paradies ist hier geplant, zwischen Autobahn und Rhein, zwischen Augst und Pratteln. Ein Paradies, nicht nur für die vielen glücklichen Zuzüger und Arbeitnehmer, sondern auch für den finanziell stark angeschlagenen Kanton, der zusätzliche Steuermillionen erhalten soll. Es wären dringend benötigte Millionen.
Noch gibt es allerdings ein Problem: Das Areal liegt auch nach Jahren der Planung noch immer weitgehend brach. «Man wird den Eindruck nicht los, dass mit dem Entwicklungsschwerpunkt Salina Raurica einfach nicht vorwärts gemacht wird», sagt Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer und Landrat der FDP. Dabei wäre doch so vieles möglich, ist er überzeugt. Die Fricktaler machen es ja vor – mit der Erschliessung des Sisslerfeldes, für das sich auch die Basler Pharma interessiert.
Die Baselbieter Regierung gibt sich dagegen bereits zufrieden, wenn es ihr gelingt, Coop mit einer Schokoladenfabrik und einer Weinabfüllung samt Logistikabteilung ins Gebiet Salina Raurica zu holen. Bei der Wirschaftskammer ist die Freude über diese Meldung von Ende Oktober allerdings «nicht wirklich gross», wie Buser sich ausdrückt. Weil er «wertschöpfungsintensive Unternehmen» in dem Gebiet will, am liebsten Life-Sciences-Unternehmen – und keine weiteren Logistikabteilungen, die erfahrungsgemäss noch weitere Logistikunternehmen anziehen, von denen es im Grossraum Pratteln jetzt schon viele hat. Selbst wenn der Inhaber Coop heisst und damit einen guten Namen hat, wie die Regierung immer wieder betont.
Vom Kanton wird ein klares Signal erwartet
Um den Regierungsrat nun von seinem Standpunkt zu überzeugen, hat Buser eine Studie in Auftrag gegeben. Eine «second opinion», die heute Montag den Medien vorgestellt worden ist. Die Architektur- und Planungsbüros Planpartner und agps kamen dabei zu folgenden Schlüssen (die offizielle Zusammenfassung der Studien sowie die Stellungnahme von Christoph Buser dazu ist auf der Rückseite dieses Artikels zu finden, ebenso wie die näheren Angaben zu Planpartner und agps):
> Mit der richtigen Strategie können in Salina Raurica 9000 Arbeitsplätze geschaffen werden – und nicht nur 3600 wie in den Vorstellungen der kantonalen Behörden.
> Damit die erwünschten Unternehmen mit hoher Wertschöpfung auch tatsächlich kommen, muss der Kanton erst einmal das klare Signal aussenden, dass es ihm mit der Erschliessung des Gebiets auch tatsächlich ernst ist. Konkret schlagen die Planer eine Vorinvestition in einen Rheinboulevard für Autos, Lastwagen, Fussgänger und allenfalls Öffentliche Verkehrsmittel vor. In einer späteren Phase sollen auch die Tramlinien 3 und 14 nach Salina Raurica verlängert werden.
> Um die Absprachen unter den wichtigsten Grundeigentümern wie den beiden Basel, der Firma Roche etc. zu vereinfachen und die Koordination bei der weiteren Ansiedlung von Unternehmen zu verbessern, soll eigens für dieses Gebietsmanagement eine Aktiengesellschaft gegründet werden.
> Daneben soll in dem Gebiet auch der Bau von Hochhäusern und einer Park-and-Rail-Anlage erlaubt werden, damit die Attraktivität als Standort für Unternehmen und als Verkehrsdrehscheibe noch weiter erhöht werden kann.
Die Kosten für die Vorinvestition in den Boulevard werden auf rund 50 Millionen Franken beziffert. Ausgaben, denen gemäss einer weiteren Studie von Rainer Füeg vom Beratungsunternehmen Borisat eine jährliche Wertschöpfung bei den Unternehmen von 2,2 Milliarden Franken gegenüberstehen würden.
Die weitere Arbeit an dem Projekt will Buser nun der Regierung und den Kantonsbehörden überlassen. «Der Ball liegt jetzt wieder bei ihnen», sagte er.
Das lange Warten auf den neuen Wirtschaftsförderer
Kantonsplaner Martin Kolb wies in einer ersten Reaktion darauf hin, dass es «in der Praxis leider nicht ganz so einfach» sei, die überall sehr begehrten Forschungsunternehmen nach Salina Raurica zu holen. Die nun vorgelegten Studien seien aber dennoch interessant – vor allem, was den Vorschlag des Gebietsmanagements anbelange.
Fragt sich nur noch, wer in dieser Organisation die führende Rolle spielen soll. Prädestiniert dafür wäre der neue Wirtschaftsförderer, den die Baselbieter Regierung schon seit Monaten sucht – bis jetzt ohne Ergebnis allerdings. Regierungspräsidentin und Baudirektorin Sabine Pegoraro (FDP) führte die Verzögerungen auf den krankheitsbedingten Ausfall des Volkswirtschaftsdirektors Peter Zwick zurück, der das Geschäft bis vor wenigen Wochen noch betreute. Dann übernahm Pegoraro den Job mit dem Versprechen, die Wirtschaftsförderung anzukurbeln. Ein Versprechen, das sie nun einlösen müsste – möglichst bald, wenn es nach ihrem Parteikollegen Buser geht.