Das neue ETH-Forschungszentrum – ein Wundermittel für Basel

Dieses neue Forschungszentrum hätte auch Novartis gerne bei sich gehabt. Doch dagegen wehrte sich Roche. Nun baut die ETH auf dem Schällemätteli-Areal. Die Erwartungen sind auch dort gigantisch.

So soll das neue Forschungs- und Lehrgebäude der ETH in Basel auf dem Schällemätteli-Areal von der Kreuzung her aussehen. (Bild: Nickl & Partner Architekten AG)

Dieses neue Forschungszentrum hätte auch Novartis gerne bei sich gehabt. Doch dagegen wehrte sich Roche. Nun baut die ETH auf dem Schällemätteli-Areal. Die Erwartungen sind auch dort gigantisch.

Das Konzept – überzeugend.

Die räumliche Umsetzung – optimal.

Das Potenzial – enorm.

Das Ganze – ein Meilenstein.

Solche Dinge werden bei der Präsentation neuer Projekte immer gesagt. Für einmal bekam man als Zuhörer aber sogar den Eindruck: Diesmal könnte es stimmen.

Konkret ging es um das neue Forschungs- und Lehrgebäude der ETH Zürich, Departement of Biosystems, Science and Engineering (BSSE) auf dem Schällemätteli-Areal in Basel, aus dem in den nächsten Jahren ein Life-Sciences-Campus werden soll. In dem neuen ETH-Haus sollen ab 2020 zwischen 400 und 500 Studenten und Wissenschafter arbeiten und forschen. Ihre Aufgabe: die menschliche Zelle soweit kennen zu lernen und kontrollieren zu können, dass schlimme Krankheiten möglichst verhindert werden können.

Ein Pentagon

Dafür wird ab 2016 ein sechsgeschossiges Gebäude nach den Plänen der Münchner Architekten Nickl & Partner gebaut. Im Wettbewerb haben sie sich gegen fast 70 andere Architekturteams aus dem In- und Ausland durchgesetzt, eben weil ihr Konzept so noch mehr als die anderen überzeugte, wie bei der Präsentation vom Montagmorgen nicht oft genug gesagt werden konnte, erst vom Basler Baudirektor Hans-Peter Wessels, dann der Reihe nach von Roman Boutellier und Renato Paro (ETH Zürich), Christoph Tschumi (Uni Basel) und Fritz Schumacher (Kantonsbaumeister Basel-Stadt).

Ah ja, und einen Namen hat das Projekt auch noch – «540 Grad», mit Bezug auf die fünfeckige Form des Gebäudes.

Roche wehrte sich

Die Kosten werden auf 200 Millionen Franken veranschlagt. Der Rohbau und die Fassade werden im Auftrag der Uni Basel gebaut und der ETH vermietet, die daneben für den Innenausbau und die Einrichtung aufkommt.

Wie beim Bau wird auch im Betrieb eine enge Zusammenarbeit angestrebt, nicht nur zwischen der Uni Basel und der ETH, sondern auch zwischen den beiden und der Basler Pharma. Entsprechend häufig war am Montag auch von «Synergien» die Rede, die nun genutzt werden sollen.

Was allerdings auch zu Problemen führen kann, wie sich schon bei der Planung gezeigt hat. Die Firma Novartis wollte die ETH in ihre eigene Nähe holen – auf den Campus Volta, direkt neben dem eigenen Campus. Das passte allerdings der Roche nicht, die offenbar einen Wettbewerbsnachteil befürchtete. Nach ihrer Intervention gab man bei der Uni Basel und der ETH diese Pläne auf.

Alles kein Problem?

Am neuen Standort auf dem Life-Sciences-Campus kann die ETH nun mit beiden zusammenarbeiten – Novartis und der wieder besänftigten Roche. Und selbstverständlich auch mit dem Life-Sciences-Neubau der Uni Basel in der direkten Nachbarschaft.

Inwiefern diese Kooperation einer öffentlichen Hochschule mit einem Milliardenunternehmen problematisch sein könnte, war bei der Präsentation vom Montagmorgen kein Thema. Die TagesWoche fragte beim Apero nach. Die Antwort der ETH-Vertreter: Die Unterstützung durch die Wirtschaft werde immer wichtiger, weil der Staat mit der Finanzierung immer mehr Mühe habe. «Entscheidend ist», sagte Renato Paro, Professor für Biosysteme, «dass die Form der Zusammenarbeit möglichst transparent ist.»

Unser Wochenthema. Wie transparent gehen die Hochschulen mit den privaten Zuwendungen und den Sponsoringgeldern um? Sind diese Gelder tatsächlich so unproblematisch, wie die Vertreter der ETH und der Uni Basel das sehen? Diesen Fragen versuchen wir in dieser Woche auf den Grund zu gehen – online wie auch in unserer Wochenausgabe.
Das Siegerprojekt «540 Grad» und die wichtigsten anderen Projekte aus dem Architekturwettbewerb können vom 4. bis am 21. Februar. Die Ausstellung in der Maiengasse 7-11 ist jeweils von Mo bis Freitag vn 10 bis 20 Uhr und am Samstag von 10 Uhr bis 16 Uhr offen.

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