2015 hätte das Sekundar-Schulhaus Sandgruben im Kleinbasel öffnen sollen, doch daraus wird nun nichts. Das Projekt, das beim Erziehungsdepartement wegen Harmos eine Schlüsselstellung einnimmt, verspätet sich um ein Jahr. Die Folge: 14 Klassen fehlt der Schulraum. Überhaupt herrscht Chaos bei den geplanten Schulhaus-Neubauten.
Erziehungsdirektor Christoph Eymann (LDP) ist gewaltig unter Zeitdruck. Vier neue Schulhäuser, eines für die Sekundarschule und drei für die Primarschulen, muss er bis 2018 aus dem Boden stampfen. Zudem müssen in den nächsten zehn Jahren die meisten der 70 bestehenden Schulhäuser in Basel-Stadt renoviert werden. Dass der seit 2002 amtierende Regierungsrat auch noch Bauherr spielen muss, hat er Harmos, dem Nachholbedarf beim Unterhalt der Schulhäuser und den höheren Schülerzahlen zu verdanken. Immerhin: Eine erste Hürde hat das Mammut-Vorhaben schon genommen. Im November 2011 bewilligte der Grosse Rat 312 Millionen von insgesamt 718 Millionen für die Neu- und Umbauten der Schulhäuser. Mit der Umsetzung allerdings will es nicht richtig vorwärtsgehen.
Die drei neuen Primarschulhäuser werden für rund 32 Millionen im jungen Erlenmatt-Quartier, für 22 Millionen auf dem Areal Schoren und für ebenfalls 22 Millionen im Gebiet Volta realisiert. Als Leuchtturm-Projekt von Harmos gilt das zehnte Sekundar-Schulhaus mit 27 Klassen, das für für 60 Millionen Franken auf dem Sandgruben-Areal beim Badischen Bahnhof zu stehen kommt. Eigentlich hätte das Schulhaus Sandgruben bis 2015 fertig gebaut werden sollen. Gemäss Informationen des TagesWoche kann das Schulhaus aber nicht wie gewünscht in zweieinhalb Jahren eröffnet werden: Das Projekt verzögert sich um ein Jahr.
«Oberste Priorität»
Wie dramatisch diese Verspätung für das Erziehungsdepartement (ED) ist, zeigt ein Blick in den Ratschlag aus dem Jahr 2011, dort heisst es: «Das Sekundarschulhaus Sandgrube nimmt eine Schlüsselstellung innerhalb des Projektes Schulharmonisierung ein. Steht das Schulhaus auf das Schuljahr 2015/2016 nicht zur Verfügung, fehlt dieser Raum, um die neue Schulstufe beginnen zu können (…). Steht der Neubau nicht termingerecht zur Verfügung, fehlt im Schuljahr 2015/16 für 14 Klassen inkl. zugehörigen Kollegium der Schulraum. Das Sekundarschulhaus Sandgrube hat deshalb für das Erziehungsdepartement oberste Priorität.»
Aber nicht nur das Schlüsselprojekt stockt, die Planung der Schulhaus-Neubauten scheint überhaupt nicht richtig aufzugehen. So hat der Kanton die Parzelle auf dem Erlenmatt-Areal, wo bis 2016 ein neues Primarschulhaus gebaut werden soll, noch nicht mal gekauft.
Thomas Riedtmann, Bereichsleiter Zentrale Dienste im Erziehungsdepartement, bestätigt, dass sich die Fertigstellung des Neubauprojekts Sandgruben um ein Jahr verzögern wird. Im Moment sei jedoch noch keine Aussage möglich, welche Konsequenzen diese Verzögerung habe. Riedtmann sagt einzig: «Der Gesamtzeitplan für die Bauvorhaben ist tatsächlich sportlich. Bei über 50 Projekten muss allerdings davon ausgegangen werden, dass sich nicht sämtliche ursprünglich geplanten Termine tatsächlich einhalten lassen.» Die zur Umsetzung der Bauvorhaben eingesetzte, «interdepartemental zusammengesetzte Projektorganisation (Bau- und Verkehrsdepartement, Erziehungsdepartement und Finanzdepartement)» sei derzeit daran, die Termine sämtlicher Neu- und Umbauten zu aktualisieren.
Urs Müller, Grossrat des Grünen Bündnisses, ist das Vorgehen des ED seit einiger Zeit ein Dorn im Auge. «Es scheint der Wurm bei den Schulhaus-Neubauten drin zu sein. Wir müssen uns die Infos zusammenkratzen, es fehlt ein Gesamtkonzept. Man hat die ganze Sache im ED unterschätzt», sagt er. Zudem seien mit dem ED, Finanz- und Baudepartement drei Stellen darin involviert, aber das Dreieck funktioniere nicht, sagt Müller: «Der Zeitplan ist sehr sportlich, es sitzen aber offenbar nicht viele Sportler im ED.»